Luxus-Police fürs Gebiss Die Tücken der Zahnzusatzversicherung

Die Zahnzusatzversicherung ist die beliebteste private Zusatzpolice in Deutschland. Allerdings ist sie nicht billig, das Vertragswerk oft wirr. Worauf Verbraucher beim Abschluss achten sollten.

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Quelle: dpa

Ein Besuch beim Zahnarzt gehört so oder so zu den eher unattraktiven Dingen im Leben. Schon im Wartezimmer wird das Herzklopfen immer stärker, auf dem Behandlungsstuhl sorgen das grelle Licht und die Bohrergeräusche für Magenkrämpfe. Richtige Bauchschmerzen kommen allerdings oft erst, wenn die Tortur bereits überstanden ist: wenn die Zahnarztrechnung im Briefkasten liegt.

Denn seit 2005 zahlen gesetzliche Krankenversicherungen nur noch die sogenannte Regelversorgung. Übersetzt heißt das, wer Zahnersatz wie eine Krone oder eine Brücke benötigt, bekommt nur die Kosten für das Basisprodukt erstattet. Wer hochwertigeren Zahnersatz möchte, muss den Restbetrag aus eigener Tasche zahlen. Patienten bekommen das schon bei einer einfachen Kariesfüllung zu spüren: Während die umstrittene Amalgamfüllung von der Kasse bezahlt wird, muss der Aufpreis für Kunststoff- oder Keramikfüllungen vom Patienten selbst gestemmt werden. Letztere sind die sogenannten Inlays, die im Labor hergestellt werden. Hier liegt der Eigenanteil schnell bei mehreren Hundert Euro. Viel schlimmer sieht es bei Zahnersatz aus. Entscheidet sich ein Patient für das hochwertigere Implantat statt der standardmäßigen Prothese, steigt der Eigenanteil schnell auf mehrere Tausend Euro und hat den Wert eines Kleinwagens.

Wichtige Begriffe der Zahnmedizin

Angesichts derlei Zahlen ist es kein Wunder, dass die Zahnzusatzversicherung mittlerweile zur beliebtesten Privat-Police der Deutschen mutiert. Laut PKV-Verband stieg der Bestand an Zahnzusatzversicherungen in Deutschland 2012 um 2,7 Prozent auf insgesamt über 13,5 Millionen Verträge an. Offizielle Zahlen für das letzte Jahr gibt es noch nicht. Branchenexperten rechnen allerdings damit, dass die Zahl der Policen auch 2013 noch einmal um einen Prozent auf etwa 13,7 Millionen Verträge angestiegen ist. Der Trend dürfte anhalten. In einer Allensbach-Umfrage unter 622 Befragten, die über eine weitere Zusatzversicherung nachdenken, hatten über 80 Prozent Interesse an der Extra-Police fürs Gebiss. Lediglich 40 Prozent wollten über eine Absicherung für die Kosten einer Brille nachdenken.

Allerdings lassen sich die Versicherer den Schutz vor teuren Zahnbehandlungen gut bezahlen. Schon für junge Patienten kostet die private Zusatzversicherung je nach Leistung oft mehr als 20 Euro im Monat, für Ältere sind es bereits rund 35 Euro oder mehr. Jährlich entstehen also Kosten zwischen 200 und 450 Euro für die Versicherungsbeiträge.

Gut, wer bei derartigen Summen skeptisch wird. „Eine Zahnzusatzversicherung sollte nicht vorschnell abgeschlossen werden“, sagt Elke Weidenbach, Versicherungsexpertin bei der Verbraucherzentrale in Nordrhein-Westfalen. Patienten sollten sich genau überlegen, ob sie die Police wirklich brauchen. Auch Bianca Boss vom Bund der Versicherten mahnt zur Vorsicht. „Eine Zahnzusatzversicherung ist Luxus, der sich nur lohnt, wenn man alle existenzbedrohenden Risiken abgesichert hat“, sagt Boss. Zudem müssten Verbraucher überlegen, ob sie nicht alternativ selber regelmäßig Geld für Zahnersatz zur Seite legen. Wer früh anfängt und die durchschnittlich 200 Euro sicher anlegt, hat bald einen vierstelligen Betrag beisammen.

Auch selber sparen ist möglich

Diese Leistungen müssen private Krankenversicherer übernehmen
Zunächst einmal sollten Privatpatienten und solche, die es werden wollen, wissen, dass die Versicherung sich weigern kann, Rechnungen eines bestimmten Arztes zu bezahlen. Dieser Ausschluss kommt in der Regel dann vor, wenn der Mediziner mehrmals durch falsche Abrechnung aufgefallen ist oder deutlich höhere Rechnungen stellt, als die Konkurrenz. Die Versicherung muss ihre Kunden allerdings darüber informieren, wenn sie bestimmte Ärzte ausschließt und kann sich nicht erst nach der Behandlung weigern, die Kosten zu übernehmen. Quelle: Fotolia
Wann eine Arztrechnung eingereicht wird, spielt übrigens keine Rolle. Die Versicherung muss zahlen, auch wenn der Patient die Rechnung erst Jahre nach der Behandlung einreicht. Quelle: Fotolia
Wer für eine Operation nicht in eine Uniklinik oder ein städtisches Krankenhaus, sondern in eine Privatklinik gehen möchte, kann das tun. Die Versicherung übernimmt die Kosten - auch wenn die oft deutlich über denen der anderen Spitäler liegen. Quelle: dpa/dpaweb
Neben den Kosten für Arztbesuche und Klinikaufenthalte übernehmen die Versicherer in der Regel auch hohe Laborkosten. Selbst wenn diese über dem von den gesetzlichen Kosten akzeptierten Satz liegen. Privatversicherte sollten allerdings ihren Vertrag genau prüfen: Manche Unternehmen schließen hohe Laborkosten aus beziehungsweise zahlen nur den regulären Satz. Die Kunden müssen dann die Differenz selber tragen. Quelle: dpa
Außerdem übernimmt die Versicherer Leistungen von fachfremden Ärzten. Wenn beispielsweise der Hautarzt seinen Patienten gegen Tetanus impft, zahlt die Private die Behandlung anstandslos. Quelle: dpa
Wo sich Kassenpatienten mit den günstigen Modellen abfinden oder selbst tief in die Tasche greifen müssen, übernehmen die privaten Krankenversicherer auch teuren Zahnersatz. Die Patienten dürfen günstige Modelle ablehnen, wenn diese beispielsweise einen schlechten Tragekomfort haben. Quelle: AP
Auch Massagen und Krankengymnastik muss die private Krankenversicherung bezahlen. Jedoch übernehmen die Versicherer nur die am Markt üblichen Preise. Wer eine Behandlung in Anspruch nimmt, die teurer ist als in Deutschland üblich, muss die Differenz aus eigener Tasche zahlen. Quelle: Fotolia

Wie bei vielen anderen Versicherungen ist auch die Zahnzusatzversicherung eine Typsache. Wer gerne auf Nummer sicher geht und schon einige Probleme mit den Zähnen hatte, schließt sicher lieber eine Zusatzpolice ab. Wer dagegen über gesunde Zähne verfügt und konsequent genug ist, regelmäßig zu sparen, der kann auf die teure Police möglicherweise verzichten.

Hinzu kommt: eine Zahnzusatzversicherung muss sich der Kunde auch leisten können. Denn eine Kündigung sollte möglichst vermieden werden. Zwar raten einige dazu, einen alten Tarif gegen einen neuen zu tauschen, da diese oft mehr Leistungen bieten. Gerade eine Kündigung mit Anbieterwechsel hat aber oft kaum Vorteile. Zum einen haben die meisten Tarife eine Art Sperre für die ersten Monate – erst wenn der Kunde eine bestimmte Zeit lang Beiträge gezahlt hat, übernimmt die Assekuranz die ersten Kosten. Zudem haben viele Tarife eine Leistungsbegrenzung in den ersten Jahren. So beispielsweise der Tarif Premium U vom Kölner Versicherer Axa. Während im ersten und zweiten Jahr lediglich 2000 Euro gezahlt werden, übernimmt das Unternehmen im dritten und vierten Versicherungsjahr schon bis zu 4500 Euro an Erstattungen.

Wer sich einmal für eine Zahnzusatzversicherung entscheidet, sollte also Ausdauer beweisen. Umso wichtiger ist es, die komplizierten Vertragsbedingungen der einzelnen Anbieter genau unter die Lupe zu nehmen. „Es gibt auf dem Versicherungsmarkt kaum etwas komplizierteres als die Tarifstruktur der Zahnzusatzpolicen“, sagt Verbraucherschützerin Weidenbach. Jeder Versicherer regle das ein wenig anders, das erschwere die Vergleichbarkeit der Tarife. Weidenbach rät Interessierten, mehrere Tarifvergleiche einzuholen und sich professionell beraten zu lassen. Denn: Auch bei Vergleichen und Tests gibt es regelmäßig sehr unterschiedliche Ergebnisse. Das liegt an den unterschiedlichen Kriterien, die den Tests zugrunde liegen.

Das Beispiel der Schweizer Versicherungsgruppe CSS verdeutlicht das. Deren Zahnpolice erreichte bei Stiftung Warentest und Finanztest 2012 die Bewertung „sehr gut“. Verbraucher profitieren unter anderem von günstigen Preisen und einer unbegrenzten Kostenübernahme auch in den ersten Versicherungsjahren. Allerdings hat der Tarif auch Schattenseiten. „Ich würde die CSS nicht vertreiben“, sagt ein Hamburger Versicherungsmakler. Der Grund: Die CSS ist eine der wenigen Zahnzusatzversicherungen am Markt, die keine Altersrückstellungen bilden. Entsprechend musste die Assekuranz bereits mehrfach ihre Preise erhöhen, um dem hohen Kundenansturm und den gleichzeitig hohen Aufwendungen für Erstattungen gerecht zu werden. Die Stiftung Warentest erklärt dagegen, die Kunden der CSS müssten bedenken, dass die Tarife nach Art der Schadenversicherung kalkuliert seien und eben keine Rückstellungen bildeten. Dafür seien sie nicht so teuer und die Kunden könnten einfach kündigen. Tarife, in denen Altersrückstellungen gebildet werden, sollten dagegen stabilere Beiträge haben, oft steigen die Erstattungssummen über die Jahre. Davon profitiert der Versicherte, denn in der Regel fallen die hohen Kosten für Zahnersatz erst ab einem gewissen Alter an. Beitragserhöhungen können dem Versicherten dennoch drohen – etwa wenn die Zahnärzte ihre Preise erhöhen.    

Mehrere Vergleiche und Tests

In diese Krankenkassen strömen die Kunden
BeitragszahlerDie Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) feiert Rekorde. Mehr als 52 Millionen Menschen zahlen Beiträge an ihre Krankenkasse. Das sind fast zwei Millionen mehr als vor fünf Jahren. Und so viele wie in den vergangenen 20 Jahren nicht. Versichert sind in der GKV insgesamt mehr als 70 Millionen Menschen.Quelle: Diese Zahlen sowie die Bilanz der Gewinner und Verlierer hat der Branchenspezialist „Dienst für Gesellschaftspolitik“ (dfg) gesammelt und veröffentlicht. Quelle: dpa
KassensterbenDie Zahl der Krankenkassen schrumpft sehr mehr als 20 Jahren. Mitte der neunziger Jahre gab es noch mehr als 1.000 Institute. Bis Oktober 2012 gibt der GKV-Spitzenverband die Zahl mit 144 an, der Branchendienst dfg zählt aktuell sogar nur noch 134 Institute.
Die Gewinner-KassenBranchenexperten schätzen, dass eine Krankenkasse allein zwei Prozent ihrer Versicherten im Jahr nur deshalb verliert, weil sie wegsterben. Wer also trotzdem Mitglieder gewinnt, kann dies als Erfolg verbuchen. Wer weniger als zwei Prozent seiner Kunden im Jahr verliert, war in der Kundenwerbung zumindest teilweise erfolgreich. Quelle: dpa
Platz 10: AOK Rheinland / HamburgDie siebtgrößte Krankenkasse hat 2,8 Millionen Versicherte. 2012 gewann sie 13.195 Mitglieder hinzu, das entspricht einem Plus von 0,66 Prozent. Die AOK Rheinland / Hamburg gehört zum Verbund der Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK), der alle Regionen des Bundesgebietes abdeckt. Diese Kasse ist in Nordrhein-Westfalen und in Hamburg vertreten. Quelle: dpa
Platz 9: Debeka BKKÜberraschend viele neue Kunden hat eine Krankenkasse gewonnen, die zum größten privaten Krankenversicherer im Lande gehört. Denn die Betriebskrankenkasse (BKK) hat nur gut 42.000 Versicherte und knapp 37.000 Mitglieder, gewann aber 13.255 Zahler innerhalb eines Jahres hinzu. Das entspricht einem Zuwachs von satten 55,91 Prozent. Prozentual ist dies der größte Mitgliederzuwachs unter allen Krankenkassen. Der Grund: Offenbar setzen private Krankenversicherer ihren Außendienst ein, um Mitglieder zu werben. Innerhalb von fünf Jahren hat sich die Mitgliederbasis der BKK versechsfacht. Quelle: dpa
Platz 8: BKK PfalzMit gut 226.000 Versicherten liegt die BKK Pfalz im Ranking der Krankenkassen immerhin unter den ersten 40 Instituten. Beachtlich ist der Mitgliederzuwachs von 13.560 Kunden. Das entspricht einem Plus von mehr als neun Prozent. Quelle: Presse
Platz 7: Audi BKKDie Betriebskrankenkasse von Audi gehört zu den Instituten, die finanziell relativ gut dastehen und daher auch neue Kunden anziehen. Mit mehr als 540.000 Versicherten gehört die Kasse zu den größten 30 der Branche. 19.386 neue Beitragszahler zählt der Branchendienst dfg, ein Plus von mehr als fünf Prozent. Quelle: dapd

Erstes Zwischenfazit: Wer eine Zahnzusatzversicherung abschließen möchte, sollte in jedem Fall mehrere Vergleiche und Tests zu Rate ziehen und sich möglichst unabhängig beraten lassen. Zum einen gibt es die gängigen Testurteile von Stiftung Warentest, Finanztest, Ökotest und Co. Zum anderen diverse Internet-Vergleichsportale. Eins davon ist die Waizmanntabelle. Dort beurteilen Zahnärzte die Leistungen der einzelnen Versicherungen, unter anderem unter dem Aspekt der Zusammenarbeit zwischen Versicherer und Zahnarzt.

Was bei allen Vergleichen der einzelnen Tarife auffällt, sind die Prozentzahlen. In der Regel geben die Anbieter an, wie viel Prozent sie erstatten. Denn: „Eine 100-prozentige Erstattung des Rechnungsbetrags kriegt man in der Regel nicht hin“, sagt Weidenbach. Meistens bleibe ein Restbetrag für den Versicherten. Und auch bei den Zahlenspielen ist Vorsicht geboten. Wirbt beispielsweise eine Assekuranz damit, 90 Prozent zu erstatten, muss der Verbraucher erst prüfen, worauf sich die Angaben beziehen.

Einige Tarife erstatten tatsächlich so viel, dass 90 Prozent der gesamten Zahnarztrechnung von gesetzlicher und privater Kasse gemeinsam bezahlt werden, der Eigenanteil des Patienten ist in diesem Fall überschaubar. Bei anderen Tarifen beziehen sich die Prozentangaben dagegen auf den Festzuschuss der gesetzlichen Kasse. In diesem Fall würde die private Zusatzpolice lediglich 90 Prozent des Festzuschusses der gesetzlichen Kasse dazu strecken, der Eigenanteil des Patienten ist im Zweifelsfall relativ hoch. Versicherte sollten sich daher nicht pauschal von hohen Prozentzahlen leiten lassen. Ohne ein Blick ins Kleingedruckte lässt sich nicht beurteilen, wie viel die private Versicherung wirklich beisteuert.

Zudem sollten Patienten sich genau überlegen, auf welche Bestandteile einer Police sie wertlegen. Sollen hochwertige Implantate, der wohl teuerste Zahnersatz, erstattungsfähig sein? Auch das ist von Vertrag zu Vertrag unterschiedlich. Auch Inlays, die exklusive Art der Zahnfüllung in Gold oder Keramik, ist nicht immer im Preis enthalten.

In punkto Inlays droht Versicherten schnell der nächste Fallstrick. Sie sollten bei Vertragsabschluss genau unterscheiden, ob sich die Leistungen der Zahnzusatzversicherung auf die Zahnbehandlung oder den Zahnersatz beziehen. Unter Zahnbehandlung fallen Leistungen wie Füllungen oder Inlays oder eine Wurzelbehandlung. Viele denken, dass sie dafür bereits eine Police abschließen müssen. Wer allerdings statt mit einem Keramikinlay auch mit einer Kunststofffüllung auskommt, der sollte überlegen, ob sich dafür eine Police lohnt. Für eine Kunststofffüllung ist der Eigenanteil deutlich niedriger als bei einem Inlay. Zahnersatz bezieht sich dagegen auf Brücken, Kronen oder Implantate, bei denen im Zweifel enorme Kosten auf den Patienten entfallen.

Vorsicht bei Preiskrachern

Vorsicht gilt daher bei auffallend günstigen Tarifen. Viele Anbieter haben jeweils einen sehr preiswerten Tarif im Angebot. Der kostet dann zwar oft weniger als zehn Euro im Monat, erstattet aber nur Kosten, die im Rahmen der Zahnbehandlung anfallen. Für den teuren Zahnersatz gelten diese Einsteigertarife nicht. Die HanseMerkur bietet beispielsweise einen Tarif, der zwar Prophylaxe, Kunststofffüllungen und Zahnreinigungen erstattet, Inlays oder Zahnersatz sind dagegen nicht versichert. Auch die Gothaer hat so einen Zahnbehandlungstarif  - der mit nur 10,45 Euro für jüngere Patienten deutlich günstiger ist als die Rundum-Variante für 26,99 Euro.    

Nicht nur die günstigen Zahnbehandlungstarife werben damit, die Kosten für die professionelle Zahnreinigung zu übernehmen. Das ist einer der beliebten Werbetricks der Versicherer. Viele Anbieter übernehmen die Kosten - zumindest zu einem gewissen Teil. So zahlt die Axa in ihrem Premium-Tarif maximal 120 Euro pro Jahr. Was nach einem Kaufargument klingt, ist allerdings längst keins mehr. Denn aufgrund des steigenden Wettbewerbs der gesetzlichen Kassen um Kunden übernehmen auch viele Gesetzliche einen Teil der Kosten für die Reinigung. Eine Studie der Zeitschrift Finanztest ergab, dass mehr als drei Viertel von 85 getesteten Kassen sich an den Kosten zumindest beteiligen. Einige Kassen verlangen allerdings, dass die Patienten die Reinigung in einer bestimmten Arztpraxis durchführen lassen. Vor dem Abschluss der Zusatz-Police sollten Versicherte deshalb genau nachprüfen, was ihre gesetzliche Kasse zahlt.

Trotzdem bekommen viele Kunden einer gesetzlichen Kasse regelmäßig Zahnwerbung. Denn viele Kassen arbeiten mit privaten Anbietern zusammen und bieten ihren Kassenpatienten so einen vergünstigten Privatvertrag. Die Techniker Krankenkasse (TKK) beispielsweise arbeitet mit dem PKV-Anbieter Envivas zusammen. Einige Tarife werden exklusiv für TKK-Kunden angeboten, sie tauchen unter den gängigen Vergleichslisten nicht auf. Andere Tarife der Envivas fielen dort nicht besonders positiv auf, die Stiftung Warentest warnte bereits, Krankenversicherte sollten nicht blind dem Angebot ihrer Kasse vertrauen. „Jeder sollte individuell prüfen, was er braucht“, sagt Andrea Heyer, Versicherungsexpertin der Verbraucherzentrale Sachsen. Denn die Kooperationsangebote hätten sowohl Licht als auch Schatten. Während der Kassenpatient von den Rabatten für seinen hauseigenen Zusatztarif profitiert, seien die Leistungen eben manchmal eingeschränkt. Außerdem bindet sich der Verbraucher quasi an seine Kasse. „Wechselt man von einer gesetzlichen Kasse in eine andere, fällt in der Regel der Rabatt weg“, sagt Weidenbach.  

Wer sich für einen Tarif entschieden hat, sollte nicht zu lange mit dem Abschluss warten. Versicherungsmakler berichten, dass viele erst kommen, wenn „die Hütte schon brennt“. Wer aber seinen Versicherungsschutz erst abschließt, wenn der Zahnarzt die notwendige Behandlung bereits angekündigt hat, bekommt möglicherweise Probleme. Nicht nur, dass die meisten Verträge eine Wartezeit von rund sechs Monaten vorsehen, bis eine Behandlung mit Kostenerstattung möglich ist. Oft weigern sich auch die Versicherer, Kosten zu übernehmen mit dem Argument, der Schaden sei bereits vor Versicherungsbeginn eingetreten. Wer sich nicht auf eventuelle Mauscheleien seines Zahnarztes einlassen will, dem hilft nur frühes kommen.

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