Luxus-Police fürs Gebiss Die Tücken der Zahnzusatzversicherung

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Mehrere Vergleiche und Tests

In diese Krankenkassen strömen die Kunden
BeitragszahlerDie Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) feiert Rekorde. Mehr als 52 Millionen Menschen zahlen Beiträge an ihre Krankenkasse. Das sind fast zwei Millionen mehr als vor fünf Jahren. Und so viele wie in den vergangenen 20 Jahren nicht. Versichert sind in der GKV insgesamt mehr als 70 Millionen Menschen.Quelle: Diese Zahlen sowie die Bilanz der Gewinner und Verlierer hat der Branchenspezialist „Dienst für Gesellschaftspolitik“ (dfg) gesammelt und veröffentlicht. Quelle: dpa
KassensterbenDie Zahl der Krankenkassen schrumpft sehr mehr als 20 Jahren. Mitte der neunziger Jahre gab es noch mehr als 1.000 Institute. Bis Oktober 2012 gibt der GKV-Spitzenverband die Zahl mit 144 an, der Branchendienst dfg zählt aktuell sogar nur noch 134 Institute.
Die Gewinner-KassenBranchenexperten schätzen, dass eine Krankenkasse allein zwei Prozent ihrer Versicherten im Jahr nur deshalb verliert, weil sie wegsterben. Wer also trotzdem Mitglieder gewinnt, kann dies als Erfolg verbuchen. Wer weniger als zwei Prozent seiner Kunden im Jahr verliert, war in der Kundenwerbung zumindest teilweise erfolgreich. Quelle: dpa
Platz 10: AOK Rheinland / HamburgDie siebtgrößte Krankenkasse hat 2,8 Millionen Versicherte. 2012 gewann sie 13.195 Mitglieder hinzu, das entspricht einem Plus von 0,66 Prozent. Die AOK Rheinland / Hamburg gehört zum Verbund der Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK), der alle Regionen des Bundesgebietes abdeckt. Diese Kasse ist in Nordrhein-Westfalen und in Hamburg vertreten. Quelle: dpa
Platz 9: Debeka BKKÜberraschend viele neue Kunden hat eine Krankenkasse gewonnen, die zum größten privaten Krankenversicherer im Lande gehört. Denn die Betriebskrankenkasse (BKK) hat nur gut 42.000 Versicherte und knapp 37.000 Mitglieder, gewann aber 13.255 Zahler innerhalb eines Jahres hinzu. Das entspricht einem Zuwachs von satten 55,91 Prozent. Prozentual ist dies der größte Mitgliederzuwachs unter allen Krankenkassen. Der Grund: Offenbar setzen private Krankenversicherer ihren Außendienst ein, um Mitglieder zu werben. Innerhalb von fünf Jahren hat sich die Mitgliederbasis der BKK versechsfacht. Quelle: dpa
Platz 8: BKK PfalzMit gut 226.000 Versicherten liegt die BKK Pfalz im Ranking der Krankenkassen immerhin unter den ersten 40 Instituten. Beachtlich ist der Mitgliederzuwachs von 13.560 Kunden. Das entspricht einem Plus von mehr als neun Prozent. Quelle: Presse
Platz 7: Audi BKKDie Betriebskrankenkasse von Audi gehört zu den Instituten, die finanziell relativ gut dastehen und daher auch neue Kunden anziehen. Mit mehr als 540.000 Versicherten gehört die Kasse zu den größten 30 der Branche. 19.386 neue Beitragszahler zählt der Branchendienst dfg, ein Plus von mehr als fünf Prozent. Quelle: dapd

Erstes Zwischenfazit: Wer eine Zahnzusatzversicherung abschließen möchte, sollte in jedem Fall mehrere Vergleiche und Tests zu Rate ziehen und sich möglichst unabhängig beraten lassen. Zum einen gibt es die gängigen Testurteile von Stiftung Warentest, Finanztest, Ökotest und Co. Zum anderen diverse Internet-Vergleichsportale. Eins davon ist die Waizmanntabelle. Dort beurteilen Zahnärzte die Leistungen der einzelnen Versicherungen, unter anderem unter dem Aspekt der Zusammenarbeit zwischen Versicherer und Zahnarzt.

Was bei allen Vergleichen der einzelnen Tarife auffällt, sind die Prozentzahlen. In der Regel geben die Anbieter an, wie viel Prozent sie erstatten. Denn: „Eine 100-prozentige Erstattung des Rechnungsbetrags kriegt man in der Regel nicht hin“, sagt Weidenbach. Meistens bleibe ein Restbetrag für den Versicherten. Und auch bei den Zahlenspielen ist Vorsicht geboten. Wirbt beispielsweise eine Assekuranz damit, 90 Prozent zu erstatten, muss der Verbraucher erst prüfen, worauf sich die Angaben beziehen.

Einige Tarife erstatten tatsächlich so viel, dass 90 Prozent der gesamten Zahnarztrechnung von gesetzlicher und privater Kasse gemeinsam bezahlt werden, der Eigenanteil des Patienten ist in diesem Fall überschaubar. Bei anderen Tarifen beziehen sich die Prozentangaben dagegen auf den Festzuschuss der gesetzlichen Kasse. In diesem Fall würde die private Zusatzpolice lediglich 90 Prozent des Festzuschusses der gesetzlichen Kasse dazu strecken, der Eigenanteil des Patienten ist im Zweifelsfall relativ hoch. Versicherte sollten sich daher nicht pauschal von hohen Prozentzahlen leiten lassen. Ohne ein Blick ins Kleingedruckte lässt sich nicht beurteilen, wie viel die private Versicherung wirklich beisteuert.

Zudem sollten Patienten sich genau überlegen, auf welche Bestandteile einer Police sie wertlegen. Sollen hochwertige Implantate, der wohl teuerste Zahnersatz, erstattungsfähig sein? Auch das ist von Vertrag zu Vertrag unterschiedlich. Auch Inlays, die exklusive Art der Zahnfüllung in Gold oder Keramik, ist nicht immer im Preis enthalten.

In punkto Inlays droht Versicherten schnell der nächste Fallstrick. Sie sollten bei Vertragsabschluss genau unterscheiden, ob sich die Leistungen der Zahnzusatzversicherung auf die Zahnbehandlung oder den Zahnersatz beziehen. Unter Zahnbehandlung fallen Leistungen wie Füllungen oder Inlays oder eine Wurzelbehandlung. Viele denken, dass sie dafür bereits eine Police abschließen müssen. Wer allerdings statt mit einem Keramikinlay auch mit einer Kunststofffüllung auskommt, der sollte überlegen, ob sich dafür eine Police lohnt. Für eine Kunststofffüllung ist der Eigenanteil deutlich niedriger als bei einem Inlay. Zahnersatz bezieht sich dagegen auf Brücken, Kronen oder Implantate, bei denen im Zweifel enorme Kosten auf den Patienten entfallen.

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