Mikro-Versicherungen Die 39-Cent-Police

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Mit 21 Instituten arbeitet die Allianz zusammen

Mit 21 Instituten – von der Handelsbank bis zur Kooperative im Dorf – arbeitet die Allianz zusammen. Wenn die Frauen bei der Bank den Kleinstkredit beantragen, können sie dort auch gleich die Versicherung abschließen und die Jahresprämie zahlen. Stirbt die Frau, zahlt die Bank in den meisten Fällen die Versicherungssumme sofort aus. Dafür bekommt das Geldinstitut auch einen Großteil des Gewinns aus dem Versicherungsgeschäft. Würde der Versicherer das alles selbst machen – es wäre ein dickes Minusgeschäft für ihn.

„Die Verwaltung muss sehr effizient arbeiten“, sagt Allianz-Mann Reisch. Gerade einmal drei Mitarbeiter sind in der indonesischen Zentrale für die Mikropolicen zuständig. „Im ersten Jahr war das noch ein Minusgeschäft“, sagt Reisch. 2008 habe unterm Strich eine schwarze Null gestanden, rund 220 000 Policen hat die Allianz bisher in Indonesien verkauft. Mit dem Geschäftsfeld will der Konzern in allen Regionen in drei bis fünf Jahren Gewinne schreiben, heißt es in der Zentrale in München.

Die Münchener Rück plant zusammen mit der GTZ eine Police, mit der sich die Menschen in Indonesien gegen Überflutungsschäden absichern können. Der Schutz gegen Flutkatastrophen ist eines der schwierigsten Projekte der Mikroversicherungen. Unbürokratisch und schnell müssen im Notfall Gelder ausgezahlt werden, jede Hütte von einem Vertreter auf Schäden untersuchen zu lassen, wäre viel zu teuer. Ab einem bestimmten Pegelstand, so die Projektidee, sollen alle Versicherten in der Region Geld erhalten, die einzelnen Schäden würden nicht geprüft. Die Pegelstände ermitteln staatliche Messstationen.

Nicht alleiniges Heilmittel

Doch genau hier wird ein Dilemma der Kleinstpolicen deutlich. Alleiniges Heilmittel im Kampf gegen die Armut sind die Mikroversicherungen nicht. Sinnvoll ist eine Überflutungspolice auch für den Versicherer nur dann, wenn die Regionen auch in Hochwasserschutz investieren.

Was die Versicherer in den Entwicklungsländern heute proben, liegt in Deutschland etwa 150 Jahre zurück. Als Gemeinschaften, die sich gegenseitig helfen, haben die meisten Versicherungsgesellschaften hierzulande begonnen – etliche sind noch heute Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit und gehören damit den Kunden. In einem ihrer Projekte ist selbst die Allianz, stolze Aktiengesellschaft, nun Teil eines Gegenseitigkeitvereins.

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