Netflix-Hit Wie in „Haus des Geldes“: Hier gehen Kriminelle auf Beutezug

Standbild aus der Netflix-Serie „Haus des Geldes“, wo sechs der acht Diebe zu sehen sind. Quelle: dpa

In der Netflix-Serie „Haus des Geldes“ stehlen Kriminelle die Goldreserven der spanischen Notenbank. Gibt es solche Diebeszüge auch im echten Leben?

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Ohrenbetäubende Schüsse aus Sturmgewehren unterbrechen das alltägliche Treiben in der Fábrica Nacional de Moneda y Timbre, der Banknotendruckerei Spaniens. Die Panik grassiert, als die Räuber mit schwerem Geschütz die Passanten zusammentreiben. In roten Overalls bekleidet und hinter einer Maske mit dem Antlitz des Künstlers Salvador Dali versteckt, versetzen sie Angestellte und Besucher in Angst und Schrecken.

Ihr Ziel: Sie wollen die staatliche Banknotendruckerei ausrauben und halten deren Beschäftigten als Geisel. Die acht Kriminellen wollen die Gewalt über die Geldrucker an sich reißen, um sich um 2,4 Milliarden Euro zu bereichern. Elf Tage würde der Überfall dauern. Den Plan, von der Durchführung bis hin zur spektakulären Flucht, hatte der Trupp in wochenlanger Vorbereitung gründlich entwickelt. Schließlich sollte es der größte Raubüberfall in der Geschichte Spaniens werden.

Tatsächlich aber hat er nie stattgefunden. Die Geschichte stammt nämlich aus der spanischen Netflix-Serie „Haus des Geldes“ (Originaltitel: „La Casa del Papel“). An diesem Freitag starten die letzten Folgen der Panzerknackerserie, die inzwischen Kultstatus erlangt hat. Im Finale hat es die Truppe um „den Professor“, das Hirn der Bande, auf die Goldreserven der spanischen Notenbank abgesehen.

Mehr als 400 Attacken auf Geldautomaten hat das Bundeskriminalamt im vergangenen Jahr gezählt. Ein Bundesland sticht dabei besonders hervor.

Beim Publikum kommt die Mischung aus ausgeklügelter Story, anarchistischer Ekstase und einer gehörigen Portion Kapitalismuskritik gut an. Aber finden die Diebestouren aus „Haus des Geldes“ nur am heimischen Fernseher statt? Keineswegs. Immer wieder greifen Kriminelle die hohen Institutionen des Finanzsystems an und ergaunern Millionenbeträge.

Zum Beispiel im August 2005: Über einen unterirdischen Tunnel gelangten Räuber in den Tresorraum einer Filiale der brasilianischen Zentralbank in Fortaleza. 57 Millionen Euro erbeuteten sie so. Oder im Oktober 1994 in Kolumbien: Sechs Männer nutzen die Sonntagsruhe, um in die Zentralbank in Valledupar einzudringen.

Sie bohrten die Tresore auf und entkamen am nächsten Tag mit fast vier Tonnen Bargeld beziehungsweise 25 Millionen Pesos. Auch diese Story vereinnahmte Netflix und produzierte die Serie „Der Jahrhundertraub“.

Längst haben die Kriminellen auch digitale Wege gefunden, um Zentralbanken zu schröpfen. Die Zentralbank von Bangladesch wurde im Februar 2016 um 81 Millionen Dollar beraubt. Cyberdiebe hatten sich via einer Swift-Überweisung am New Yorker Konto der Zentralbank am Geld der Asiaten verdingt.

Und in Deutschland? Da halten sich die Kriminellen von staatlichen Geldinstitutionen fern. Weder die Europäische Zentralbank noch die Bundesdruckerei wurden jemals Opfer eines Übergriffs, teilen die Institutionen auf Anfrage unserer Redaktion mit. Mitten in Berlin-Kreuzberg gelegen befindet sich die Bundesdruckerei zum Beispiel an einem Ort, der unbefugtes Eindringen nicht gerade einfach macht.

Doch ein anderer Trend nimmt seit Jahren zu: Überfälle auf Geldautomaten. In Deutschland sprengen Kriminelle im Schnitt zwei Geldautomaten pro Tag: 704 Angriffe zählte des Bundeskriminalamt im vergangenen Jahr. 28 Prozent mehr als im Vorjahr. Vor allem Nordrhein-Westfalen ist von dem Bankraub 2.0 betroffen. Viele Täter aus den Niederlanden gehen dort auf Diebestour.

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Und dabei schlagen die Täter nicht nur bei entlegenen Geldautomaten zu, sondern haben auch Ziele mitten in den Städten auserkoren. 2020 erbeuteten die Räuber insgesamt 17,1 Millionen Euro. Im Durchschnitt lag die Beute bei je 117.000 Euro, heißt es aus Bankenkreisen. Klar, von den Unsummen, die die Protagonisten in „Haus des Geldes“ stehlen, sind die echten Panzerknacker weit entfernt. Für die Banken aber bleiben sie ein großes Problem.

Mehr zum Thema: Die neuen Panzerknacker verursachen jedes Jahr hohe Millionenschäden für Banken. Bei ihren Diebestouren agieren die Kriminellen immer brachialer – und benutzen gefährlichen Sprengstoff.

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