Oliver Bäte Allianz-Chef kriegt 17 Prozent mehr Gehalt

Der Allianz-Chef Oliver Bäte hat im vergangenen Jahr mehr als 6,2 Millionen Euro verdient – fast ein Fünftel mehr als im vergangenen Jahr. An das Niveau seines Vorgängers kommt er dennoch nicht heran.

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An das Gehalt seines Vorgängers, Michael Diekmann (l), kommt Allianz-Chef Oliver Bäte (r) nicht heran. Quelle: dpa

Frankfurt Im Vergleich zu manchem Autoboss muss sich Oliver Bäte den Vorwurf allzu üppiger Bezahlung sicher nicht gefallen lassen. Doch während bei VW zuletzt beispielsweise das Gehaltgefüge generell auf maximal zehn Millionen Euro pro Jahr gedeckelt wurde und auch Daimler-Chef Dieter Zetsche im abgelaufenen Jahr mit 7,6 Millionen Euro gut zwei Millionen weniger verdiente als im Vorjahr, kann sich der Allianz-Chef über gut 17 Prozent mehr freuen.
Der 52-Jährige hat sich im abgelaufenen Jahr 6,201 Millionen Euro an fixen und variablen Gehaltsbestandteilen sowie an Versorgungsaufwand erarbeitet, ein Jahr vorher waren es 5,273 Millionen Euro. Das geht aus dem Geschäftsbericht von Europas zweitgrößtem Versicherer hervor, der am Freitag veröffentlicht wurde. Darin enthalten sind jedoch auch Bestandteile, die erst in den kommenden Jahren zur Auszahlung kommen. An Bäte ausbezahlt wurden 4,588 Millionen Euro. Der Vergütungsbericht der Allianz nennt diesen Posten „Zufluss“.

Wie mittlerweile bei nahezu allen Dax-Gesellschaften üblich, setzt sich auch bei der Allianz die Vorstandsvergütung aus vier Hauptkomponenten zusammen. Dazu zählt die Grundvergütung plus Nebenleistungen, die im vergangenen Jahr zusammen um 146.000 Euro auf insgesamt 1,155 Millionen Euro anwuchs. Hinzu kommen ein jährlicher Bonus, der Jahresanteil eines mittelfristigen Bonus sowie eine aktienbasierte Vergütung. Bei allen variablen Gehaltsbestandteilen gilt, dass keiner die Grundvergütung übersteigen darf.
Dabei beruft sich der Konzern auf die Bestimmung des Deutschen Corporate Governance Kodex, die im Einzelnen bei der Bestimmung der genauen Summe angewandt werden. „Die variable Vergütung zielt auf die Ausgewogenheit zwischen kurzfristiger Zielerreichung, langfristigem Erfolg und nachhaltiger Wertschöpfung ab“, heißt es dazu im Vergütungsbericht des Versicherers.
Trotz der Gehaltserhöhung kommt Bäte nicht an den Verdienst seines Vorgängers Michael Diekmann zu dessen besten Zeiten heran. 6,62 Millionen Euro und damit ein Viertel mehr als im Vorjahr hatte er 2012 verdient. Damals hatte er den Versicherer ohne allzu große Blessuren durch die wilden Zeiten der Finanzkrise gebracht – weshalb vor allem Dankbarkeit und kaum Neid auf diese Summe aufkamen.

Sein Nachfolger Oliver Bäte, der im Mai 2015 die Führung übernahm, ist seither dabei, die Allianz in ein neues Zeitalter zu überführen. Vor allem die Digitalisierung spielt dabei eine große Rolle. Zudem muss er auf die Kosten achten, drückt die anhaltende Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank doch gewaltig auf die Margen. Bäte will die Veränderung, die der Branche bevorsteht, aktiv und am besten von vorne angehen. „Wir sind da, wenn allen anderen die Puste ausgeht“, sagte er im vergangenen Jahr in einem Interview.
Dass die Versicherer dabei einen langen Weg vor sich haben, haben mittlerweile viele intern wie extern erkannt. Selbst die Vorsichtigen unter ihnen erzählen, dass Bäte nicht nur Freunde hat. Erst bei der Vorstellung der Bilanz vor drei Wochen erwähnte er erneut, dass er eine Führungsebene in der Allianz herausnehmen will. Das nehmen manche als Bedrohung wahr, auch wenn auch sie erkannt haben, dass die Allianz früher zu viel Ballast rumgeschleppt hat und sich verändern muss.
zu viel Ballast rumgeschleppt hat und sich verändern muss.


Bätes Agenda: Internationalisierung der Allianz

Der weitere Wandel bei der Allianz zeigte sich zudem in nach einer Aufsichtsratssitzung am Donnerstagabend. Mit Guilio Terzariol und Niran Peiris ziehen ab dem kommenden Jahr zwei neue Vorstände in das oberste Führungsgremium ein. Sie ersetzen Dieter Wemmer, den bisherigen Finanzvorstand, und Werner Zedelius, der derzeit noch den deutschsprachigen Raum und Osteuropa zuständig ist. Beide erreichen die Altersgrenze. Ihr Ausscheiden überrascht damit nicht.
Eher die Tatsache, dass der Vorstand internationaler wird. Der 45-jährige Terzariol war zuletzt sieben Jahre lang Finanzvorstand der Allianz Life in den USA, der 55-jährige Peiris war seit 2013 CEO bei Allianz Australia. Das Zeichen nach außen ist damit eindeutig: Die Internationalisierung des Vorstands, die Bäte schon seit längerem angekündigt hat, setzt sich damit fort.

Auch der Aufsichtsrat wird nach der Hauptversammlung am 3. Mai in der Münchener Olympiahalle auf Kapitalseite dreimal neu besetzt. Ex-Adidas-Chef Herbert Hainer, Sofie Boissard, CEO der französischen Korian Gruppe und Bätes Vorgänger Michael Diekmann werden dort einziehen. Sie ersetzen Wulf Bernotat, Renate Köcher sowie den bisherigen Aufsichtsratschef Helmut Perlet. Den Posten des oberster Aufsehers soll dann Michael Diekmann einnehmen.
Dies internationalere Ausrichtung gibt Bäte auch für die Mitarbeiter in den Ebenen darunter aus. Sie sollten raus in die Welt und nicht nur im idyllischen München tätig sein, forderte er sie auf. Auch dafür gab es in der Mitarbeiterschaft nicht nur Zustimmung. Der Veränderungsprozess bei den Versicherungen ist eben im Vergleich zu anderen Branchen erst am Anfang. Da ist die Tendenz zur Bestandswahrung noch am größten.

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