Rechts geht es ins Wartezimmer für die Privatpatienten - inklusive Kaffee-Vollautomat und kleiner Auswahl von Kaltgetränken. Lange sitzt hier allerdings niemand. Links herum das deutlich größere Wartezimmer, recht überfüllt, Getränkeauswahl Fehlanzeige, dabei müssen die Patienten hier deutlich länger ausharren. Wenn es um das Gesundheitssystem geht, dann gibt es in Deutschland ein Zweiklassengesellschaft. Privatpatienten werden bevorzugt. Sie werden nicht nur mit kleinen Extras und besserem Service belohnt: Die mehr als achteinhalb Millionen Privatversicherten bekommen auch die besseren Leistungen, profitieren früher vom medizinisch-technischen Fortschritt und werden mit modernsten Methoden behandelt.
Und deshalb denkt wahrscheinlich jeder, der irgendwann die Versicherungspflichtgrenze und damit die Wahlfreiheit zwischen gesetzlicher und privater Krankenversicherung erreicht, über einen Wechsel nach - auch weil die PKV oft günstiger ist. Die Versicherungspflichtgrenze liegt für 2019 bei 60.750 Euro. Im kommenden Jahr wird sie voraussichtlich bei 62.550 Euro liegen.
Wer mehr verdient hat die Wahl. „Für Alleinstehende und kinderlose Eheleute, die beide berufstätig sind, kann es unter finanziellen Gesichtspunkten sinnvoll sein, in eine private Krankenversicherung zu wechseln“, heißt es bei der Verbraucherzentrale Bundesverband. Doch Achtung: "Vorerkrankungen oder auch ein bestimmtes Alter können zu Risikozuschlägen und -ausschlüssen beziehungsweise einem hohem Beitrag führen.“ Auch warnen die Verbraucherschützer, dass die anfangs niedrigen Beiträge in späteren Jahren empfindlich ansteigen können. Sie raten: „Das durch die PKV-Beiträge Ersparte sollte unbedingt fürs Rentenalter zurückgelegt werden, da die Beträge auch bei Ausstieg aus dem Erwerbsleben nicht sinken.“
Eine private Krankenversicherung (PKV) ist eine sehr individuelle Sache: Selbstbeteiligung, Zahnersatz und -behandlung, Ein- oder Zweibettzimmer im Krankenhaus, Krankentagegeld - das sind nur einige Stellschrauben auf der Suche nach der besten und auch günstigsten oder zumindest günstigen Police. „In keinem anderen Versicherungsbereich ist ein Preis- und Leistungsvergleich so schwierig“, so die Verbraucherschützer.
Das Analysehaus Morgen & Morgen (M&M) und die WirtschaftsWoche bringen Orientierung in den Tarifdschungel und haben gemeinsam die besten Tarife für zwei Musterfälle ermittelt: für einen gut verdienenden Manager und einen selbstständigen Single. „Es ist ein Vergleich auf sehr hohem Niveau, da alle getesteten Tarife im M&M-Rating PKV-Vollversicherung mindestens vier Sterne erreicht haben“, sagt M&M-Experte Thorsten Bohrmann. Vier oder fünf Sterne erhalten Tarife, die gewisse Kriterien erfüllen, etwa Einbettzimmer/Zweibettzimmer im Krankenhaus und im ambulanten Bereich Leistungen über die Regelhöchstsätze (bis 2,3-fach) der Gebührenordnung hinaus. Die Bestnote „sehr gut“ erhalten Policen mit der besten Symbiose aus Leistung und Beitrag. Tarife wie die Pflegepflichtversicherung und das Krankentagegeld sind in der Berechnung nicht berücksichtigt. „Gerade das Krankentagegeld muss jeweils individuell berechnet werden, je nach Lebenshaltungskosten des einzelnen Versicherungsnehmers“, sagt Bohrmann.
Oft ist die private Krankenversicherung günstiger als die gesetzliche. So auch im Fall eines 45-jährigen Manager mit einem Jahresgehalt von 250.000 Euro. Wichtig sind ihm eine geringe Selbstbeteiligung, ein Zahnersatz von mindestens 70 Prozent und das Einzelzimmer im Krankenhaus. „Ein Angestellter, der über der Versicherungspflichtgrenze verdient, sollte sich auf jeden Fall über die Leistungen und Beiträge der privaten Krankenversicherung informieren“, rät Bohrmann. „Je nach Familienkonstellation, aktueller Lebensphase sowie der weiterer Lebensplanung sind attraktive Preis-Leistungsangebote möglich.“
Versicherungsvergleich Die beste private Krankenversicherung | ||||
Musterfall 1: Manager (Angestellter) 250.000 Euro EK, verheiratet 45 Jahre (*01.01.1974) , 2 Kinder, Eintritt in PKV: 01.10.2019 | ||||
Anbieter/ Tarifbezeichnung | maximaler Selbstbehalt p.a. (SB) (in Euro) | Zahn- ersatz | Beitrag inkl. GBZ (in Euro) | Gesamt- punkte/ Note |
Ottonova/ FC100-10 | 500,00 | 90% | 654,48 | 18 sehr gut |
SDK/ AM12, S1, Z9 | 480,00 | 90% | 750,61 | 16 sehr gut |
Barmenia/ EXP1+ | 300,00 | 90% | 787,31 | 15 sehr gut |
HUK/ Komfort1 | 300,00 | 80% | 658,12 | 15 sehr gut |
Signal Iduna/ PRIME, PIT | 0,00 | 75% | 885,92 | 14 sehr gut |
Axa/ Vital300-U, Prem Zahn-U, KHT-U/50 | 300,00 | 90% | 752,00 | 13 gut |
Inter/ QMP 300 U | 300,00 | 90% | 766,35 | 13 gut |
Allianz/ AktiMed Best 90 | 500,00 | 85% | 793,34 | 12 gut |
Debeka/ N, NC | 400,00 | 100% | 629,72 | 12 gut |
Continentale/ Business | 500,00 | 85% | 724,42 | 10 gut |
R+V/ AGIL premium 480 U | 480,00 | 80% | 783,95 | 9 gut |
münchener verein/ 891 Royal, 176 | 500,00 | 80% | 787,05 | 9 gut |
ARAG/ 205, 220, 549 | 440,00 | 80% | 771,47 | 9 gut |
DKV/ BMK1, BMZ1 | 400,00 | 75% | 698,01 | 8 befriedigend |
HanseMerkur/ KVT500, PSV | 500,00 | 80% | 688,53 | 8 befriedigend |
Universa/ uni-A 80, uni-ST 1/100, uni-ZA 100 | 500,00 | 80% | 744,24 | 7 befriedigend |
LKH/ A100, S200, Z80 | 0,00 | 80% | 789,47 | 7 befriedigend |
Concordia/ AV1, SV1, ZV1, VV Plus | 0,00 | 80% | 814,44 | 6 befriedigend |
LVM/ A230, S1, Z100/80 | 230,00 | 80% | 836,51 | 5 befriedigend |
Nürnberger/ Top3+, S1, ZZ20 | 300,00 | 80% | 883,47 | 5 befriedigend |
Berechnungsgrundlagen: Selbständiger, SB 500 Euro - 3000 Euro, min. 70% Zahnersatz und 100% Zahnbehandlung, stationär Einbettzimmer im Krankenhaus. (Krankentagegeld und Pflegepflichtversicherung sind bei dieser Berechnung nicht berücksichtigt) | ||||
Die Tabelle ist sortiert nach der Spalte „Gesamtpunkte“. Noten: sehr gut (14-18 Punkte), gut (9-13 Punkte), befriedigend (4-8 Punkte), ausreichend (0-3 Punkte) Die Spalte max. SB beinhaltet den Selbstbehalt für ambulant, stationär und zahn, dieser kann unterschiedlich in den einzelnen Bereichen sein. Die Ergebnisse setzen sich aus zwei Komponenten zusammen. Das M&M Rating PKV-Vollversicherung wird mit zwei Drittel und der Beitrag zuzüglich umgelegten max. SB mit einem Drittel gewichtet. | ||||
Stand: 01.10.2019 Quelle: Morgen & Morgen GmbH |