
Das künftig geltende Regelwerk soll die tatsächlichen Risiken der Assekuranzen besser abbilden und fordert im Sinne der Kunden mehr Schutz. Vor allem werden die Kapitalanlagen dabei unter die Lupe genommen, die früher nicht als Risiko galten und immer wieder Schwächen und Verluste im eigentlichen Versicherungsgeschäft ausgeglichen haben.
Allerdings muss nach dem jetzigen Stand der Verhandlungen für Investitionen in Immobilien rund 25 Prozent Eigenkapital als Risikopuffer zurückgehalten werden. Bei Erneuerbaren Energien, Infrastrukturprojekten und Aktien sind es im sogenannten Standardmodell sogar satte 49 Prozent. Bei Staatsanleihen sind es unverändert null Prozent - eine paradoxe Situation vor dem Hintergrund drohender Staatspleiten in der Euro-Zone.
Die Versicherer schichten zwar fleißig um - in Rohstoffe, Pfandbriefe, Aktien, Unternehmensanleihen sowie Wind- und Solarprojekte. Doch die hohen Risikopuffer sind ein Problem: „Das hat das Potenzial, die Investments zu limitieren“, sagt David Jones, Chef der Allianz-Sparte für Anlagen in Erneuerbare Energien. „Niedrige Risikopuffer würden es attraktiver machen.“ Verlässlichkeit ist zudem für die Versicherer entscheidend: „Aus Investorensicht braucht man Klarheit und Sicherheit“, so Allianz-Manager Jones.
Was an der Riester-Kritik dran ist
Seit 2002 gibt es die staatlich geförderte Riester-Rente. Nun hagelt es Vorwürfe: Schlechte Renditen, zu teuer und zu kompliziert. Ein Überblick über die gängige Kritik und was davon zu halten ist.
Quelle: Finanztest 05/12
Riester lohnt nicht, ein Sparstrumpf bringt mehr
Stimmt so pauschal nicht. Wer einen guten Vertrag abschließt, erreicht durch die staatliche Förderung eine ganz ordentliche Rendite auf seine Riester-Beiträge. Sie ist jedenfalls höher als bei anderen vergleichbaren Produkten, beispielsweise einer privaten Rentenversicherung. Vor allem für Häuslebauer lohnt sich ein Riester-Vertrag in Form eines Darlehens oder Bausparvertrags.
Nur wer steinalt wird, kommt mit Riester ins Plus
Stimmt so pauschal nicht. Richtig ist aber: Je teurer der Tarif, desto älter muss der Kunde werden, bis er so viel Rente erhalten hat, dass er wenigstens seine Beiträge und die staatlichen Zulagen zurückbekommen hat. In Test der Riester-Rentenversicherungen zeigte sich, dass ein Kunde mit einem kostengünstigen Vertrag 82 Jahre alt werden muss, bis er ins Plus kommt. Bei einem teuren Tarif kommt der Kunde dagegen erst mit 85 Jahren ins Plus.
Riester lohnt nicht bei niedrigem Einkommen
Stimmt so pauschal nicht. Gerade durch die Zulagen lohnt sich die Riester-Förderung für Menschen mit niedrigem Einkommen. Denn bei ihnen sind die staatlichen Zuschüsse im Verhältnis zum eigenen Sparbeitrag besonders hoch, vor allem wenn sie Kinder haben.
Die Riester-Rente ist unflexibel und intransparent
Stimmt so pauschal nicht. Zumindest die Förderung passt sich an. Sie fließt weiter, wenn Sparer für die Kindererziehung oder die Pflege von Angehörigen eine Zeit lang im Beruf aussetzen. Die Sparer können ihre Riester-Ersparnisse sogar einsetzen, wenn sie ein Haus kaufen möchten. Leider sind die Verträge selbst häufig unflexibel.
Riester ist kompliziert und bürokratisch
Stimmt. Von den Anbietern über die Zentrale Zulagenstelle für Altersvermögen (ZfA) bis hin zum Arbeitsministerium sind selbst die Profis immer wieder ratlos, wenn sie mit Detailfragen konfrontiert werden.
Riester ist zu teuer und macht die Anbieter reich
Stimmt häufig. Dies trifft auf Riester-Verträge leider genauso zu wie auf andere Finanzprodukte.
Zu wenig Menschen nutzen die Riester-Rente
Stimmt. Mit rund 15,4 Millionen Abschlüssen ist das Ziel längst nicht erreicht, die Riester-Rente als Vorsorge für möglichst alle einzusetzen, um die Einbußen bei der gesetzlichen Rente auszugleichen. Die Riester-Rente ist gut, aber die Angebote müssen besser werden
Wer sich eine Zusatzrente oder Wohneigentum fürs Alter sichern will, kann mit einem Riester-Vertrag besser fahren als mit anderen Altersvorsorgeverträgen oder Baukrediten. Das liegt an den Zulagen und den Steuervorteilen, aber nicht daran, dass die Riester-Produkte so hervorragend wären.
Nicht immun gegen die Schuldenkrise
Versicherungsgesellschaften und berufliche Vorsorgeeinrichtungen sind nach Ansicht des Europäischen Ausschusses für Systemrisiken (European Systemic Risk Board, ESRB) nicht immun gegenüber den Auswirkungen der Euroraum-Schuldenkrise auf die Finanzmärkte. "Ihr zunehmendes Risiko aus der Wechselwirkung zwischen Staats- und Bankenrisiken wird zunehmend eine Herausforderung, zumindest was die Konzentration von Risiken angeht", schrieb der ESRB in ihrem Jahresbericht. „Sollten sich die derzeitigen Zinskonditionen verschlechtern oder mehrere Jahre anhalten, dürften Schwachstellen in der Branche zutage treten." Weiter heißt es: „In welchem Ausmaß und wie rasch Versicherungen ihre Anlagemuster ändern, wird beeinflussen, ob sich die Bedingungen an den Finanzmärkten stabilisieren oder nicht und ob dies Auswirkungen auf das allgemeine Kreditangebot hat."
Der Immobilienmarkt scheint für eine Ausweichstrategie der Versicherer aber nur bedingt geeignet. Einer Studie der Beratungsgesellschaft Ernst & Young zufolge drängen immer mehr Versicherer in den Immobilienmarkt, finden aber immer weniger Anlageziele. Der Befragung von 25 Versicherern zufolge würde jedes Unternehmen 2012 im Durchschnitt gerne knapp 300 Millionen Euro in Immobilien in Deutschland und europäische Kernmärkte investieren, was die Immobilienquote auf 6,7 von zuletzt 6,3 Prozent nach oben schrauben würde.
Da sich alle befragten Versicherer auf gut vermietete Einzelhandels- und Büroobjekte in Top-Lagen sowie zunehmend auch auf Wohnungsbestände fokussieren, wird es eng, die Preise steigen. Dennoch betrachten sie Aktien in der Euro-Schuldenkrise als ein zu volatiles Investment, langfristig vermietete Immobilien dagegen versprächen verlässliche Einnahmen. Vor allem deshalb stehen bei den Versicherern Direktinvestitionen in Immobilien weiter ganz oben auf der Wunschliste.
Auch bei den großen Wohnungspaketen, die hierzulande gerade den Besitzer wechseln, mischt die Assekuranz zunehmend mit: So machte zu Jahresbeginn beim milliardenschweren Verkauf der LBBW-Wohnungen ein Konsortium um die Augsburger Immobiliengesellschaft Patrizia und etliche Pensionskassen das Rennen. Ähnliche Bieter bringen sich für das Wohnungspaket der BayernLB in Süddeutschland in Stellung. Aber auch indirekte Immobilieninvestitionen gewinnen für die Versicherer weiter an Bedeutung - etwa in Form von klassischen Immobilienfinanzierungen oder als Eigenkapitalgeber in Fonds. (mit Material von Reuters)