Private, gesetzliche, betriebliche Altersvorsorge Wie es um unsere Rente steht

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Was haben wir von der gesetzlichen Rentenversicherung noch zu erwarten?

Der Rentenversicherungsbericht 2015 der Gesetzlichen Rentenversicherung Bund stimmt uns in seiner Prognose darauf ein, was wir in den nächsten 15 Jahren im Ruhestand erwarten dürfen - und wie sich der Beitragssatz, die Bruttostandardrente sowie das Sicherungsniveau vor Steuern bis 2029 entwickeln.

Altersvorsorge: So viel Rente darf der Standardrentner erwarten

Das Prinzip in der gesetzlichen Rentenversicherung: Die Arbeitnehmer sammeln bis zum Ruhestand Entgeltpunkte. Wer immer ein durchschnittliches Einkommen erzielt – aktuell liegt bei den Pflichtversicherten bei 35.000 Euro - und darauf  Rentenversicherungsbeiträge zahlt, erwirbt pro Jahr einen Entgeltpunkt. Der Standardrentner kommt so nach 45 Beitragsjahren und dementsprechend 45 Entgeltpunkten derzeit auf eine Bruttostandardrente von 1372 Euro – vor Steuern also. Wer als Arbeitnehmer immer doppelt so viel verdient, bekommt analog auch die doppelte Bruttostandardrente. Allerdings kommen nur wenige Ruheständler auf 45 Beitragsjahre und ein durchgängiges Durchschnittsgehalt. Im Mittel sind es heute 42 Jahre Beitragsjahre bei Renteneintritt – und die Erwerbsbiografien werden zunehmend brüchig. Die durchschnittliche Monatsrente liegt deshalb unterhalb der des idealtypischen Standardrentners. Im Schnitt zahlte die Rentenversicherung 2014 um die 800 Euro monatlich aus.

Vor elf Jahren wurde die neue Rentenformel vom Bund verabschiedet, weil etliche Experten der Meinung waren, dass sich durch die Reform das System der gesetzlichen Rente trotz demografischen Wandels auf Dauer halbwegs solide finanzieren lässt – also ohne stetig wachsenden Zuschuss des Bundes und dramatisch steigende Beiträge bei vertretbaren Rentenleistungen.

Das Problem dabei: Versicherungsfremde Leistungen wie die Mütterrente oder die Rente mit 63 belasten die gesetzlichen Rentenversicherung zusätzlich und sorgen dafür, dass der Bund die Deutsche Rentenversicherung zunehmend aus Steuergeldern bezuschussen muss. So rechnen die gesetzlichen Rentenkassen mit einem Anstieg des Bundeszuschusses von heute 64,4 Milliarden Euro auf 104,9 Milliarden Euro im Jahr 2029.

Die 10 schlimmsten Fehler bei der Vorsorge
Schlecht informiertDie Deutschen kaufen Autos, Computer, Küchengeräte und gehen auf Reisen. Vor dem Kauf werden oft zahlreiche Testberichte gelesen. Geht es allerdings um Versicherungen und die eigene Vorsorge, sieht dies anders aus. Dabei sind ausreichende Informationen wichtig, um teure Fehlabschlüsse zu vermeiden. Quelle: Institut GenerationenBeratung IGB Quelle: Fotolia
Lückenhafte VorsorgeOft werden einzelne, wichtige Teile der Altersvorsorge vergessen. Dazu gehören: 1) individuelle Vorsorgevollmacht 2) Patientenverfügung 3) Klärung der Finanzen im Pflegefall 4) Testament Quelle: Fotolia
Die falschen Berater„Freunde, Familie und Bekannte in alle Vorsorgefragen einzubeziehen, ist wichtig und stärkt die Bindung zueinander. Doch sich allein auf ihren Rat zu verlassen, wäre fatal“, sagt Margit Winkler vom Institut GenerationenBeratung. Denn nur ausgebildete Finanzberater könnten auch in Haftung genommen werden. Sie sind verpflichtet, alle besprochenen Versicherungen und Vorsorgeprodukte zu dokumentieren. Quelle: Fotolia
Vorsorge ist nicht gleich VorsorgeJeder sollte seine Altersvorsorge an seine eigenen Bedürfnisse anpassen, pauschale Tipps von Beratern oder Freunden taugen in der Regel wenig. Je nach Familiensituation können andere Versicherung und Vorsorgeleistungen wichtig sein. „Vor allem in Patchwork-Situationen oder bei angeheirateten Ehepartnern gelten andere Spielregeln in der Vorsorge", sagt Winkler. Quelle: Fotolia
Schwarze Schafe Deshalb ist bei der Auswahl des Beraters Vorsicht geboten, in der Branche sind schwarze Schafe unterwegs. Geht ein Berater nicht auf die persönliche Situation ein oder preist ein bestimmtes Produkt besonders an, sollten die Kunden hellhörig werden.
Informiert ins GesprächWer Fehlern im Zuge von Falschberatung entgehen will, der muss sich vorher selber informieren. Je besser der Kunde im Beratungsgespräch selber informiert ist, desto eher kann er schlechte Berater enttarnen. Quelle: Fotolia
Vorsorge-FlickenteppichBeraterin Winkler warnt davor, zu viele Verträge bei vielen verschiedenen Beratern abzuschließen. Am Ende drohten Versicherte, den Überblick zu verlieren, besser sei eine ganzheitliche Lösung, die auf die individuelle Situation abgestimmt ist. Quelle: Fotolia

Der Beitragssatz zur Rentenversicherung wird dann auf 21,5 Prozent des Bruttolohnes gestiegen sein. Damit es für die arbeitende Bevölkerung und die ebenfalls beitragspflichtigen Unternehmen nicht doch noch schlimmer kommt, müssen weitere Geschenke an die heute 20,6 Millionen Rentner in Deutschland ausbleiben. Dazu wäre auch die diskutierte Lebensleistungsrente zu zählen, mit der eine Mindestrente oberhalb des Sozialhilfeniveaus garantiert werden würde.

Noch erweist sich die gesetzliche Rente als relativ robust. „Wenn ein Altersvorsorgesystem von sich sagen kann, dass es die nächsten 14 Jahre stabil bleibt, ist das gut“, sagt Axel Kleinlein, Vorstandschef beim Bund der Versicherten. „Drei Prozent Rendite sind trotz der Einschnitte aus heutiger Sicht eine formidable Anlage. Die kapitalgedeckte Altersvorsorge steht hingegen vor einem massiven Legitimationsproblem.“

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