Private Krankenversicherung Diese PKV-Tarife werden gut bewertet

Die Zahl der privat Krankenversicherten sinkt. Für wen es sich lohnen kann und welche Tarife das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bieten.

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Wer einen niedrigen Selbstbehalt wünscht, zahlt hohe Beiträge. Quelle: dpa

Köln Die Bürgerversicherung hat es nicht in den Koalitionsvertrag geschafft, komplett vom Tisch ist sie aber nicht. Auch wenn die Union genauso wie die FDP eine einheitliche Krankenversicherung für alle Bürger ablehnt: Früher oder später wird die Bürgerversicherung kommen. Davon ist zumindest SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach überzeugt. Es wäre das Ende der privaten Krankenversicherung (PKV).

Die PKV steht nicht nur politisch unter Druck. Private Krankenversicherer leiden auch unter einem schwächelnden Neugeschäft und der Abwanderung von Bestandskunden. Der Versicherer Allianz verlor in den Jahren 2010 bis 2015 mehr als 66.000 Krankenversicherungskunden, meldet das Verbraucherportal „Krankenkassen-Zentrale“. Von der DKV verabschiedeten sich in diesem Zeitraum rund 97.000 Versicherte. Die Kölner Central Krankenversicherung verlor sogar 167.000 Kunden.

Ende 2017 gab es in Deutschland 8,8 Millionen Privatversicherte. Während die PKV an Attraktivität verliert, gewinnt die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) stetig Mitglieder hinzu: Ende vergangenen Jahres waren in Deutschland 72,7 Millionen Menschen gesetzlich krankenversichert – so viele wie nie zuvor. Laut dem Verband der Ersatzkassen (VDEK) war dieser Rekord nicht in erster Linie auf Wechsel aus der PKV zurückzuführen, sondern auf die Zuwanderung sowie auf eine wachsende Zahl sozialversicherungspflichtig Beschäftigter.

Für Arbeitnehmer gibt es gute Gründe, sich gesetzlich statt privat zu versichern. Schon die Eintrittshürde für eine private Krankenversicherung liegt relativ hoch. Angestellte müssen die sogenannte Jahresentgeltgrenze überschreiten, die für das laufende Jahr bei 59.400 Euro brutto liegt. „Außerdem kann der monatliche PKV-Beitrag richtig wehtun“, sagt Harald Peschken, Vorstand des Bundesverbands der Versicherungsberater (BVVB).

Das gilt vor allem für ältere Kunden. Im Alter können die Monatsbeiträge empfindlich steigen. Private Krankenversicherer betonen zwar, dass ihre Altersrückstellungen genau das verhindern sollen. Wegen der Niedrigzinsen werfen die Rückstellungen aber nicht mehr so viel ab wie früher. Aus diesem Grund könnte es für PKV-Kunden in Zukunft noch teurer werden.

Für zwei Gruppen kann sich eine private Krankenversicherung trotzdem lohnen: Besserverdiener und Beamte. „Insbesondere Letztere bekommen, wenn sie einen günstigen Beihilfetarif haben, mit der PKV einen guten und bezahlbaren Versicherungsschutz“, sagt BVVB-Chef Peschken. Für privatversicherte Beihilfeberechtigte übernimmt der Dienstherr im Krankheitsfall in der Regel die Hälfte der Kosten für die medizinische Versorgung, bei Ehepartnern zahlt er 70 Prozent, bei Kindern sogar 80 Prozent.

Wer den Rest nicht aus eigener Tasche zahlen will, muss eine private Restkostenversicherung abschließen. Kein Wunder, dass Beamte mit einem Anteil von rund 25 Prozent die größte Gruppe unter den Privatversicherten stellen.

Wer eine PKV abschließen will, sollte bei der Tarif-Auswahl genau hinschauen. „In keinem anderen Versicherungsbereich ist ein Preis- und Leistungsvergleich so schwierig“, warnt die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen – und rät: „Angebote sollten immer bei bestehendem Krankenversicherungsschutz und ohne Zeitdruck eingeholt werden.“ Von allzu günstigen Angeboten sollten Interessenten generell absehen, sagen die Verbraucherschützer. „Wer den Magertarif wählt, weil er sich einen Normaltarif nicht leisten kann, sollte lieber die Finger von der privaten Krankenversicherung lassen.“

Das Analysehaus Franke und Bornberg hat für das Handelsblatt private Krankenvollversicherungstarife untersucht und nach Preis und Leistung bewertet. Die Ergebnisse zeigen deutliche Unterschiede. Achtung: Weil Alter und Gesundheitszustand der Versicherten bei der Höhe der PKV-Beiträge eine wichtige Rolle spielen, sind die Monatsbeiträge im Ranking nur als grobe Richtwerte zu verstehen. Der fiktive Kunde in der Untersuchung ist beim Abschluss 35 Jahre alt und kerngesund.


PKV-Selbstbehalt nicht zu hoch setzen

Sieger in der Kategorie „Grundschutz“ ist unter diesen Voraussetzungen ein Tarif der Debeka. Das Urteil der Analysten: Top-Leistung zu einem vertretbaren Preis. Pro Monat zahlt der Musterkunde 361,43 Euro. Addiert man ein Zwölftel des jährlichen Selbstbehalts hinzu, kommt man auf 378,10 Euro pro Monat. Der Anteil an den Behandlungskosten, den Versicherte jährlich selbst tragen müssen, liegt beim Debeka-Angebot bei zehn Prozent und maximal 400 Euro.

Eine akzeptable Summe, urteilt Versicherungsberater Peschke. „Der Selbstbehalt sollte nicht mehr als 500 Euro betragen“, sagt er. Sonst lohne sich die Versicherung nicht. Damit hat sich etwa ein Angebot der Central trotz befriedigender Rating-Note disqualifiziert: Der jährliche Selbstbehalt liegt dort bei satten 1000 Euro. Für Tarife ganz ohne Selbstbeteiligung müssen Kunden beim Monatsbeitrag tiefer in die Tasche greifen.

In der Kategorie „Standardschutz“ hat ein Tarif der Barmenia die Nase vorn. Hier zahlt der Musterkunde 484,05 Euro monatlich, inklusive anteiligem Selbstbehalt. Dieser liegt bei relativ hohen 600 Euro pro Jahr. Auf Platz zwei steht ein weiteres Angebot der Debeka. In der etwas leistungsstärkeren Tarifkategorie zahlt der Musterkunde bei dem Koblenzer Versicherer inklusive Selbstbehalt einen Monatsbeitrag von 514 Euro.

Sieger in der Kategorie „Topschutz“ ist die Hallesche. Deren Tarif „NK Bonus“ hat im Gegensatz zu den meisten anderen Angeboten gar keine fixe Selbstbeteiligung. Der Monatsbeitrag für den Musterkunden liegt bei 571,48 Euro. Preislich ist das nur Mittelfeld, das Gesamtpaket konnte die Experten von Franke und Bornberg allerdings überzeugen. Der Zweitplatzierte, ein Produkt der DKV, ist mit 549,51 Euro Monatsbeitrag etwas günstiger – hier ist ein Selbstbehalt von 400 Euro eingerechnet.

Die Analysten haben zusätzlich zu Vollversicherungstarifen auch Restkostenversicherungen für Beihilfeberechtigte unter die Lupe genommen. In diesem Fall ist der Musterkunde Beamter und bei Vertragsabschluss 30 Jahre alt. An der Spitze des Rankings steht ein Tarif der Nürnberger. Der Musterkunde zahlt einen Monatsbeitrag in Höhe von 221 Euro und bekommt nach Einschätzung der Tester eine hervorragende Leistung. Ebenso gut abgeschnitten hat ein Tarif der HUK Coburg, der mit 234,26 Euro pro Monat nur etwas teurer ist.

Der Preis eines PKV-Tarifs ist wichtig, sollte bei der Produktauswahl aber nicht das einzige Kriterium sein, mahnt Versicherungsberater Peschke. Interessenten sollten etwa darauf achten, dass Zahnbehandlungen und Zahnersatz mitversichert sind und dass die Police auch Reha-Maßnahmen und Psychotherapie mit abdeckt.

Wer unsicher ist, sollte sich vor Vertragsabschluss von einem unabhängigen Experten beraten lassen. Der Wechsel von der PKV zurück in die GKV ist schließlich nicht ohne weiteres möglich. Umso wichtiger ist es, sich nicht an einen unpassenden Tarif zu binden – oder aber innerhalb der PKV den Tarif zu wechseln, wenn es zu teuer wird oder die Leistung nicht stimmt.


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