Private Krankenversicherung Lassen Sie sich nicht in schlechtere Tarife quatschen!

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Neue Leitlinien ab 2016

Zumindest offiziell soll der Wechsel nun besser klappen. Laut der neuen Richtlinien, die Versicherer ab 2016 anwenden wollen, soll der Wechsel nun schneller, sogar innerhalb eines Monats, funktionieren. Zudem wollen einige Versicherer proaktiver auf ihre Kunden zugehen. In einer Erklärung der PKV heißt es, die teilnehmenden Unternehmen verpflichten sich, "bei Anfragen von Versicherten nach Tarifalternativen das gesamte Spektrum an möglichen Zieltarifen aufzuzeigen oder geeignete Tarife im Kundeninteresse auszuwählen". Beispielsweise sollen Mitglieder ab 55 Jahren auf günstigere Tarife hingewiesen werden. Bisher verlangt der Gesetzgeber diesen Service erst ab dem 60. Lebensjahr.

Verbrauchernah mit Tücken

Was zunächst verbraucherfreundlich klingt, hat aber Tücken. Viele Versicherer haben ein großes Repertoire an verschiedenen Tarifen. Zu unterscheiden, welcher Tarif welche Leistungen bietet, ist für Laien so schwierig wie das Verstehen von Medikamenten-Beipackzetteln. „Jeder Tarif hat unzählige Merkmale, das ist für Verbraucher kaum verständlich“, sagt Reichard.

Wer in die private Krankenversicherung wechseln kann

Denn vielfach sind Verträge zwar günstiger, dafür fehlen aber Leistungen, die der Versicherer dann nicht mehr übernimmt. Versicherte müssen sich vor einem Wechsel genau überlegen, wo sie bereit sind, Abstriche zu machen. Wer beispielsweise statt eines noblen Einzelzimmers auch ein Doppelzimmer im Krankenhaus in Kauf nimmt, kann beim neuen Tarif Geld sparen. Auch eine höhere Selbstbeteiligung führt häufig zu niedrigeren Beiträgen und kann insgesamt zu einer Erleichterung führen - wenn sie gut durchgerechnet wird.

Oftmals sind die Tarifbedingungen allerdings so verklausuliert, dass Betroffene erst im Nachhinein merken, dass ihnen im neuen Tarif wichtige Leistungen, wie beispielsweise der gewünschte Zahnersatz, fehlen. Besonders gefährlich ist das, weil vor allem ältere Versicherte wechseln wollen, wenn ihre Beiträge steigen. Im Zweifel wechseln die Kunden also genau dann, wenn sie altersbedingt mehr Leistungen beanspruchen müssen.

Wer profitiert?

Hinzu kommt, dass Versicherer mit einem unübersichtlichen Tarifwerk die neuen PKV-Leitlinien wohl nicht befolgen wollen. Zwar hat die Mehrheit der Unternehmen bereits angekündigt, die neuen Regeln umzusetzen, darunter Marktführer wie die Allianz, Debeka, Axa oder DKV. Laut PKV-Verband profitierten schon jetzt mehr als sieben der insgesamt neun Millionen Privatversicherten in Deutschland. Die teilnehmenden Versicherer kämen zusammen auf einen Marktanteil von mehr als 82 Prozent, weitere Unternehmen mit fünf Prozent Anteil hätten ihren Beitritt angekündigt.

Allerdings sind es ausgerechnet die schwarzen Schafe, die sich bisher zurückhalten. Für Versicherungsexpertin Bianca Boss besteht Nachholbedarf. "Es darf sich kein Versicherer aus der Verantwortung ziehen", sagt Boss. Der BdV bemängelt, dass sich die Central Versicherung vorerst nicht an die Leitlinien halten will. "Der Versicherer hat mit immer neuen Tarifen Neukunden angelockt und so eine Vielzahl an verschiedenen Tarifen angehäuft", sagt Boss. Langfristig würden diese aber für die Kunden immer unattraktiver.

Die Central erklärte dazu auf Nachfrage von WirtschaftsWoche Online, sie unterstütze die Initiative des PKV-Verbandes "ausdrücklich". Kunden, die den Tarif innerhalb einer Gesellschaft wechseln wollen, müssten bestmöglich beraten werden. Dennoch zähle die Central augenblicklich noch nicht zu den Unterzeichnern, weil unter anderem einzelne prozessuale Anforderungen derzeit nicht erfüllt werden könnten.

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