Das Dilemma: den Tarifdschungel können auch die neuen Leitlinien nicht lichten. Viel einfacher wird der Wechsel daher womöglich nicht, da es normalen Verbrauchern nahezu unmöglich ist, die ihnen angebotene Wechseloption inhaltlich zu hinterfragen. "Ohne Beratung ist ein Tarifwechsel für Kunden kaum möglich", sagt Bianca Boss. Wer wechseln wolle, der müsse sich Hilfe suchen. Umsonst ist die allerdings nicht. Unterstützung bieten unter anderem die Verbraucherzentralen und der BdV.
Entscheidungshilfe: Gesetzlich oder privat versichern?
Ja: PKV geht
Nein: Sie dürfen aus gesetzlichen Gründen nicht in die PKV
Ja: spricht für die PKV,
Nein: überlegen Sie es sich zwei Mal - Drin gefangen, drin gehangen
Ja: in der GKV sind ihre Kinder kostenlos mitversichert, in der PKV kosten sie im Schnitt 120 Euro pro Kind und Monat extra
Nein: dann ist die PKV für Sie vermutlich günstiger als die GKV
Ja: GKV übernimmt sie unter Voraussetzungen
Nein: spricht für die PKV, in der Kinderbetreuung nicht als Standardleistung gilt
Ja: diese Leistung übernimmt nur die GKV
Nein: dann kann eine private Krankenversicherung günstiger sein
Ja: davon zahlt die GKV nichts, nur die PKV
Nein: spräche für GKV
Ja: die GKV spart daran, dort bräuchten Sie eine private Zahnzusatzversicherung, bei der PKV brauchen Sie diese in der Regel nicht
Nein: dann reichen die Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung aus
Ja: achten Sie auf die Wahl des GKV-Anbieters, einige erstatten auch Akupunktur und andere Verfahren. Oft ist die PKV aber kulanter
Nein: GKV reicht aus
Ja: die GKV zahlt. Die PKV zahlt Krankentagegeld nur, wenn diese Leistung zusätzlich vereinbart und über höhere Beiträge bezahlt wird
Nein: dann spielt dieser Aspekt bei der Entscheidung GKV oder PKV keine Rolle
Ja: das spricht für eine Privatversicherung
Nein: dann genügen die Leistungen der gesetzlichen Krankenkasse
Ja: Dann ist die PKV kein Problem
Nein: dann ist der Abrechnungsmodus der GKV besser. Sie zahlt sofort.
Wer im Internet auf die Suche geht, findet schnell zahlreiche Angebote für Hilfestellung beim Wechsel. In den letzten Jahren hat es immer mehr Unternehmen an den Markt gedrängt, die aus der unterlassenen Hilfeleistung der Versicherer Kapital schlagen wollen. Allerdings bestehen hohe Preisunterschiede, der Markt ist umkämpft. Besetzt wird er zum einen von zugelassenen Versicherungsberatern, die genau wie Honorarberater für ihre Leistungen beim Wechsel eine Gebühr verlangen. Diese sind unabhängig von bestimmten Versicherungen. Hinzu kommen Versicherungsmakler und -vermittler, welche sich oft mit Provisionen finanzieren.
Billiger ist nicht immer besser
Problematisch ist, dass die Höhe der Provision sich in der Regel nach dem Ersparten richtet. Je höher die Differenz zwischen altem und neuem Beitrag, desto höher der Verdienst des Tarifoptimierers. Ein Vergütungsbeispiel: Die Vermittler kassieren von der Ersparnis, die der Versicherte im ersten Jahr nach dem Wechsel erreicht, jeweils die Hälfte. Kostete die PKV bisher 400 Euro monatlich und nach dem Wechsel nur noch 200 Euro, bekommt der Makler 1200 Euro für seine Vermittlung. Je größer die Differenz zwischen altem und neuem Beitrag, desto höher sein Ertrag.
Für Versicherte besteht also die Gefahr, dass die Helferlein zwar zunächst für mehr Geld im Portemonnaie sorgen. Im Anschluss stellen Wechsler allerdings fest, dass ihnen nun wichtige Leistungen nicht mehr zustehen. „Die Bezahlung für den Tarifwechsel sollte unabhängig sein von der jeweiligen Ersparnis“, rät Verbraucherschützerin Reichard. Versicherungsberater würden auf Stundenbasis bezahlt, dann bestehe kein Anreiz, Kunden in einen zwar günstigen, aber leistungsschwachen Tarif zu schicken.
Fazit: Wechseln ja, allerdings wird das trotz neuer Leitlinien wohl mit viel Aufwand und Kosten verbunden bleiben.