Doch steigt ein Investor ein, der keine neuen Kunden mehr mit attraktiven Renditen anlocken will, könnte er Versicherte mit klassischen Policen künftig nur noch nach Vorschrift beteiligen: So könnte er die Überschussbeteiligung auf das garantierte Niveau senken. Solange der Investor die gesetzlichen Vorgaben zur Gewinnbeteiligung der Kunden einhält, darf er das.
Nur den vertraglich garantierten Zins muss er zahlen, wie üblich auf den Sparanteil, also das Geld, was der Versicherer nach Abzug der Kosten für Todesfallschutz oder Verwaltung anlegt. Außerdem muss jeder Versicherer Kunden an weiteren Gewinnquellen beteiligen. Risikogewinne etwa entstehen, wenn weniger Kunden sterben als kalkuliert - diese Gewinne gehen zu mindestens 75 Prozent an Kunden.
Die Konsolidierung ist, nahezu unbemerkt, längst in Gang: Einige Versicherer ziehen sich aus dem hart umkämpften Markt zurück. Vor der Finanzkrise - 2007 - beaufsichtigte die Finanzaufsicht BaFin noch 100 Lebensversicherer; aktuell ist die Zahl auf unter 90 geschrumpft.
Axa Leben etwa hat 2013 die Schwesterfirma DBV Deutsche Beamtenversicherung Leben auf die Axa Leben verschmolzen. Zurich Deutscher Herold, einer der größten deutschen Lebensversicherer, zog sich aus dem Geschäft mit klassischen Policen zurück und konzentriert sich auf Fondspolicen, bei denen der Kunde das Anlagerisiko trägt.
Auch Ergo, Erstversicherungstochter der Munich Re, hat ihr Leben-Geschäft bereits 2010 unter der Marke Ergo gebündelt. So wurde die Hamburg-Mannheimer zur Ergo Leben umfirmiert. Die Versicherten der ehemaligen KarstadtQuelle Leben kamen zur Ergo Direkt. Die zu Ergo gehörende Neckermann Leben nimmt keine neuen Kunden mehr an und wurde auf Ergo Direkt verschmolzen. Und auch bei der Tochter Victoria Leben vermittelt der Außendienst kein Neugeschäft mehr.
Die Familienschutz Leben der Stuttgarter Leben wurde mit deren zweitem Lebensversicherer Plus Leben verschmolzen. Plus Leben nimmt seit 2011 keine neuen Kunden mehr an. Die PBV Leben (ehemals BHW Leben) ist auf die PB Leben verschmolzen worden. Die Aspecta Leben wurde mit der HDI-Gerling Leben verschmolzen, die in HDI Leben umbenannt worden ist.
Die Liste ließe sich weiterführen. Noch finden deutsche Lebensversicherer Rettungsanker. Doch die Luft wird dünner.