Und das, obwohl sich die Versorgungsanstalt allein beim Aktienvermögen Abschreibungen von 259 Millionen Euro ersparte, weil sie diese Aktien nicht wie Umlauf-, sondern wie Anlagevermögen bewertete. Was nach einer Spitzfindigkeit für Bilanzexperten klingt, hat Folgen: Werteinbußen im Anlagevermögen führen nur dann zu Abschreibungen, wenn sie voraussichtlich dauerhaft sind. Hätte die Versorgungsanstalt die Kursverluste bei Aktien komplett abgeschrieben, wäre die Nettorendite auf –0,2 Prozent gefallen. In den Vorjahren hatte die Versorgungsanstalt auf solche Bilanzkosmetik noch verzichtet.
"Viele Versorgungswerke nutzen den bilanziellen Spielraum, wenn es eng wird", hat Berater Kinzler von Mercer beobachtet. Die Mitglieder verglichen die Versorgungswerke untereinander, "da will keiner weniger Rendite ausweisen als die anderen".
Versorgungswerke zeigen ihre Zahlen freimütig
Das Versorgungswerk der Architektenkammer Baden-Württemberg hatte 2011 zum Beispiel über Fonds gehaltene griechische Staatsanleihen für 8,1 Millionen Euro in den Büchern stehen. Am Markt waren diese aber nur noch 2,9 Millionen Euro wert. Unter dem Strich lag der aktuelle Marktwert aller Kapitalanlagen des Versorgungswerks um 30,6 Millionen Euro unter dem bilanzierten Wert – knapp ein Prozent des Wertes der Kapitalanlagen. Abschreibungen nahm das Versorgungswerk für die Wertminderung nicht vor.
Die wichtigsten Kernergebnisse der Postbank-Studie
Auf einen Negativ-Rekord in der zehnjährigen Messungsreihe von Postbank und Allensbach fällt die Zahl der Berufstätigen in Deutschland, die ihre private Altersvorsorge nicht mehr erweitern will.
42 Prozent der Berufstätigen in Deutschland wollen ihre private Altersvorsorge nicht mehr verstärken. Das ist der höchste je seit 2003 gemessene Wert und er liegt um mehr als ein Drittel über dem Ausgangswert (30
Prozent).
Selbst unter den jungen Berufstätigen im Alter von 16 bis 29 Jahren wollen nur noch 48 Prozent ihre private Altersvorsorge ausbauen. Zum Vergleich: 2011 waren es noch 54 Prozent, 2010 noch 59 Prozent und 2008 sogar 65 Prozent.
Ein Rekordwert der Berufstätigen glaubt, sich für das Alter bereits ausreichend abzusichern.
Beinah jeder zweite Berufstätige (44%) hielt im August 2012 seine bisherige Altersvorsorge für ausreichend. In 2011waren dies erst 38 Prozent.
Selbst unter jungen Berufstätigen (Alter 16 bis 29 Jahre) sagen nun 27 Prozent (Vorjahr: 22 %), dass ihre bisherige private Altersvorsorge bereits ausreichend sei!
Die monatlichen Ausgaben der Berufstätigen, die privat für die Altersvorsorge vorsorgen, sind auf den niedrigsten Stand seit der ersten Messung in 2005 gefallen.
Die tatsächlichen Ausgaben der Berufstätigen, die privat vorsorgen, liegen heute mit im Schnitt monatlich 185 Euro auf dem niedrigsten Stand seit 2005 (erstmalige Messung).
Nur noch jeder siebte Berufstätige (14 Prozent), der seine Altersvorsorge für nicht ausreichend hält, sagt: „Ich bin bereit, mich für eine sichere Altersvorsorge bei meinen heutigen Ausgaben
einzuschränken.“
Vor zwei Jahren war dies noch fast die Hälfte mehr!
Exakt jeder zweite Deutsche sagt: „Die Inflation spielt bei der Planung meiner Altersvorsorge keine Rolle.“
Selbst unter jungen Berufstätigen (von 16 bis 29 Jahre) sagen das 44 Prozent!
Immobilien zur Altersvorsorge sind hoch im Kurs.
Fast jeder dritte Berufstätige (30 Prozent), der die Altersvorsorge künftig noch ausbauen will, plant dazu den Bau oder Kauf eines Eigenheims. Das ist gut ein Viertel mehr, als vor zehn Jahren (2003: 23 %).
14 Prozent wollen in vermietete Immobilien investieren. Das sind doppelt so viele wie erst noch im Vorjahr (2011: 7 %)
Erstmals seit 2003 nennen mit 67 Prozent fast gleich viele Berufstätige eine eigene Immobilie als „ideale Form der Alterssicherung“ wie die staatliche Rente (68%).
Die Riester-Rente verliert stark an Ansehen.
Seit der ersten Messung in 2009 hielten noch nie so wenige Berufstätige eine private Riester-Rente für eine besonders sichere Altersvorsorgeform: Nur jeder sechste (16%) sagt dies 2012 noch. Der Ansehensverfall geht kontinuierlich: 2009 nannten noch 23% der Berufstätigen die private Riester-Rente als besonders sicher, 2010 waren es 21 %, 2011 nur noch 19 %.
Um ein glattes Drittel allein gegenüber dem Vorjahr gesunken ist auch das Interesse an einer Riester-Rente unter Berufstätigen, die ihre Altersvorsorge noch ausbauen wollen: 2011 waren dies noch 12 Prozent, jetzt sind es nur noch 8 Prozent.
Die Bedeutung von Erbschaften zur Altersvorsorge steigt stark
Für mehr als jeden vierten Berufstätigen (29%) spielen erhaltene oder künftige Erbschaften 2012 „eine wichtige Rolle bei der eigenen privaten Altersvorsorge-Planung“!
Nie zuvor in der zehnjährigen Messungsreihe der Postbank wurden Erbschaften so stark als „ideale Form der Altersvorsorge“ gesehen: Unter Berufstätigen springt die Nennung allein gegenüber dem Vorjahr von 21 % in 2011 auf jetzt 27 % - absoluter Rekordwert.
Die Sorge um die EU-Verschuldung und den Euro wächst noch weiter.
Mehr als jeder zweite Berufstätige in Deutschland, exakt 52 %, hat inzwischen „verstärkt Sorgen um seine Altersvorsorge wegen der Verschuldungskrise in der EU und der Eurokrise“. Im Vorjahr waren es 47 %.
Mit 61 % besonders stark ist die Furcht unter Berufstätigen ab 50 Jahren
Die betriebliche Altersvorsorge in Deutschland zur Pflicht zu machen, befürworten die Deutschen mit klarer Mehrheit: 56 % der Deutschen halten das „für einen guten Vorschlag“, nur 19 Prozent nicht, der Rest ist noch unentschieden.
Doch eines muss man diesen Versorgungswerken zugutehalten: Sie veröffentlichen ihre Geschäftsberichte. Viele andere Versorgungswerke rücken die Daten zur Kapitalanlage und Rendite nicht heraus. Wie gut sie dastehen, lässt sich so nicht feststellen. Vertreter der Branche reden sich damit heraus, sie hätten Angst vor einer "Neiddebatte". Normalrentner sollten Ärzte nicht um deren hohe Altersbezüge beneiden.
Kontrolliert werden sollen die Versorgungswerke vor allem von den Mitgliedern selbst. Häufig wählen die ein Aufsichtsgremium, das über die Kapitalanlage wachen soll. Finanzwissen haben Ärzte und Anwälte zwar nicht unbedingt, aber zumindest ein großes Interesse daran, später eine möglichst hohe Rente zu bekommen.
Ein Wechsel ist kaum möglich
Extern kontrollieren die Finanz- oder Wirtschaftsministerien der Länder die Versorgungswerke. Sie sollen darauf achten, dass die zugesagten Leistungen wirklich finanzierbar sind und das Versorgungswerk sich an die Anlagevorschriften hält, also zum Beispiel ähnlich risikoarm investiert wie ein privater Lebensversicherer.
Mitglieder, die mit ihrem berufsständischen Versorgungswerk unzufrieden sind, können dennoch nicht wechseln – es sei denn, sie ziehen um, in das Gebiet eines anderen Versorgungswerks. Dann müssen sie in der Regel auch dort einzahlen.