Den kapitalgedeckten, privaten Vorsorgeinstrumenten bleiben aber angesichts der niedrigen Zinsen bei sicheren Staatsanleihen derzeit die Kunden zunehmend weg, während ihre Auszahlungsquoten steigen. Sollte sich dieser Trend nicht umkehren lassen, steht die private Vorsorge doch vor einem Riesenproblem.
Die ersten Auszahlungen aus Riester-Verträgen sind erst in einigen Jahren zu erwarten. Wie es dann aussieht, wissen wir heute nicht. Die Auszahlung der ausgereiften Riester-Verträge steht frühestens ab 2025 an. Welche Renditen die Staatsschuldtitel bis dahin haben und hatten, wissen wir auch nicht. Aber ein bisschen Umlage, ein bisschen betriebliche und ein bisschen private Altersvorsorge über Rententitel, Immobilien oder über aktiengestützte Titel – Aktien haben derzeit gar keine schlechte Rendite – ist auch gesamtgesellschaftlich wichtig für einen guten Mix. Also weg von 80 Prozent Umlage wie heute und hin zu nur etwa 60 Prozent Umlage und 40 Prozent in anderen Sparformen. Dann sind wir gut gewappnet für die verschiedenen demografischen und konjunkturellen Szenarien der Zukunft.
Müssen wir also angesichts der Schwankungen bei der Zahl der Erwerbstätigen, in der Konjunktur und an den Kapitalmärkten immer wieder mit Beitragssteigerungen oder Leistungskürzungen rechnen?
Die Beiträge werden auch in Zukunft steigen – der Gesetzgeber lässt dies ausdrücklich zu; allerdings maximal auf 22 Prozent ab 2030. Auch die Leistungen werden sinken, denn das ist im Wesentlichen der Effekt eines Nachhaltigkeitsfaktors oder einer Rente mit 67. Das ist bereits gesetzlich fixiert.
Also ist die Riester-Rente auch aus Ihrer Sicht eine Erfolgsgeschichte?
Es gibt nicht die Riester-Rente, denn es gibt tausend verschiedene Möglichkeiten, die Riester-Rente zu gestalten. Gemeinsam ist dabei nur der steuerrechtliche Sonderausgabenabzug beziehungsweise die Aufstockung durch die Zulagen. Durch die nachgelagerte Besteuerung dieser staatlich geförderten Altersvorsorge haben wir faktisch einen langfristigen Steuererlass. Der Riester-Vertrag der dahinter steckt, ist dann beispielsweise ein Wohn-Riester, und die Rendite ist die, die mir mein Dach überm Kopf sichert. Oder die Riester-Rente ist ein Rentenversicherungsprodukt, das sich über Staatsschuldentitel refinanziert. Griechische Staatschuldentitel hatten nun keine gute Rendite, deutsche sind hingegen nicht schlecht, will heißen sicher aber nicht übermäßig ertragreich. Riester-Produkte dürfen auch in Aktienmärkte investieren, auch da sind die Renditen mal gut, mal schlecht. Und dazu sind auch noch alle Formen von Mischungen aus diesen Varianten möglich. Dementsprechend kann man die Riester-Rente nicht kritisieren. Manche der Produkte sind gut, manche schlecht.
Aber die ganze Palette der Möglichkeiten kann doch kein Verbraucher mehr durchblicken.
Wer privat vorsorgen will, kommt nicht umhin, sich gründlich zu informieren und die Zinseszinsrechnung, die wir alle im neunten Schuljahr hatten, zu bemühen. Ich kann Verbrauchern nur raten, sich alles in Ruhe zu überlegen und die Rechnungen der Berater zu überschlagen. Der Rest ist gesunder Menschenverstand.
Viele Verbraucher fürchten, vom Berater nur das empfohlen zu bekommen, was hohe Provisionen bringt.
Dann sie sollten daran denken, dass die Finanzberater Geld verdienen wollen, um gut zu leben. So wie der Bäcker mit seinen Brötchen. Mit Vernunft und etwas Skepsis lässt sich schon erkennen, mit welcher Art Berater man es zu tun hat.