Niedrigzinsen am Anleihemarkt machen private Rentenversicherungen immer unattraktiver. Im ersten Quartal dieses Jahres ist nun erstmals der Bestand an staatlich geförderten Riester-Renten gesunken, wie die jüngste Statistik des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales zeigt. Niels Nauhauser, Spezialist für Renten- und Finanzfragen bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, beantwortet die wichtigsten Fragen rund um das Thema private Rentenversicherung.
WirtschaftsWoche Online: Woher kommt der Rückgang bei den Riester-Verträgen?
Niels Nauhauser: Über die Gründe kann man nur spekulieren, da eine Analyse hierzu nicht existiert. Dass die Vertragszahlen zurückgehen, muss aber kein Anzeichen dafür sein, dass die Verbraucher weniger fürs Alter vorsorgen oder unvernünftig sind. Denn auch andere Verträge eignen sich zur Vermögensbildung für das Alter, oft sogar besser als diejenigen, die Riester-förderfähig sind.
Fehlt das Bewusstsein für die Bedeutung privater Vorsorge?
Das Bewusstsein ist durchaus vorhanden, sofern die Mittel dafür da sind. Wer etwa sein Eigenheim entschuldet, eine kleine Erbschaft anlegt oder ab und zu Geld in Wertpapiere investiert, der hat formal keinen Altersvorsorgevertrag abgeschlossen, sorgt aber sehr wohl vor. Die Behauptung, die Menschen würden zu wenig vorsorgen, hört man oft aus dem Anbieterlager und sie wird meist direkt mit mehr staatlichen Subventionen für die Eigenvorsorge verknüpft. Subventionen sind ein Verkaufsargument. Damit lassen sich sogar schlechte Produkte verkaufen, wie sich unter anderem bei der Riester-Rente zeigt.
Zur Person
Niels Nauhauser ist Diplom-Kaufmann und arbeitet seit 2004 bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Dort leitet er den Fachbereich Finanzdienstleistungen. An der Frankfurt School of Finance and Management ist er freiberuflich als Dozent und Prüfer tätig.
Was sind bessere Alternativen?
Die Klientelpolitik zugunsten der Finanzlobby muss aufhören. Die Verbraucherzentralen werben seit Jahren für einen Vorsorgefonds, der das Geld der Anleger passiv und sehr kostengünstig in Aktien und Rentenpapieren anlegt. In Schweden hat man damit gute Erfahrungen gemacht. In Deutschland steht die Diskussion erst am Anfang, sei es unter der Bezeichnung Vorsorgefonds, Basiskonto oder Deutschland-Rente.
Sollte der Gesetzgeber eine andere Form der Altersvorsorge bezuschussen?
Wir brauchen nicht noch mehr staatliche Förderung, die wir Steuerzahler uns ja nur selbst von der einen in die andere Tasche stecken. Was wir brauchen sind bessere Produkte und bessere Beratung. Wenn der Gesetzgeber die Kapitaldeckung effizienter aufstellen würde, könnten wir jährliche Kosten vom Anlagekapital in Höhe von an die zwei Prozentpunkten einsparen. Klar, das Geld geht dann nicht mehr an die Finanzlobby. Dafür bekommen die späteren Rentner aber eine doppelt so hohe Rente für denselben Beitrag. Das ist keine Zauberei, sondern simple Mathematik.