Das Problem ist nur: es ist kaum Gutes zu erwarten. Die Ideen kreisen vor allem um Leistungsausweitungen; an nachhaltige Strukturreformen denkt niemand. Und das, obwohl die Finanzreserven der Rentenversicherung von derzeit noch über 30 Milliarden Euro bis Ende des Jahrzehnts ohnehin verfrühstückt sein werden. Der alternden Gesellschaft und der spendierfreudigen Regierung sei Dank.
Auch wenn Axel Reimann das nie so deutlich sagen würde: Besonders die Fixierung der Debatte auf ein höheres Rentenniveau sieht er mit Sorge – weil es kaum finanzierbar ist. „Ein um ein Prozentpunkt höheres Rentenniveau bedingt eine Erhöhung des Beitragssatzes um einen halben Prozentpunkt“, sagt er.
Konkret: Wer das Niveau der gesetzlichen Rente in Zukunft auf 50 Prozent heben will, müsste allen Angestellten einen Beitragssatz von mehr als 22 Prozent des Lohns zumuten. Das hieße deutlich weniger netto von brutto – und sehr wahrscheinlich auch Arbeitsplatzverluste.
Rente mit 67 muss erstmal Regelfall werden
Zumal alle Sozialversicherungsbeiträge zusammen 2017 ohnehin wohl wieder über die 40-Prozent-Marke steigen werden. Die Belastung ist heute schon – trotz der historisch hohen Rekordbeschäftigung, wohlgemerkt – recht hoch.
Man müsse, sagt Reimann, viel stärker darauf achten, wie es Menschen überhaupt gelingt, länger zu arbeiten. Anders gesagt: Bevor über die Rente mit 69 oder 70 auch nur nachgedacht wird, muss die Rente mit 67 erst einmal zur Regel werden. Zwar habe man in den vergangenen Jahren „durchaus beachtliche Erfolge zu verzeichnen“, meint der Präsident der Rentenversicherung. Aber noch immer liegt das Durchschnittsalter für Neu-Ruheständler bei knapp 64 Jahren – und eben nicht bei 67.
Der Demografie-Experte Axel Börsch-Supan vom Münchner Max-Planck-Institut unterstützt diese Linie: „Nötig sind eine bessere Gesundheitsvorsorge, Präventionsoffensiven und Umschulungsangebote gerade für die über 50-Jährigen“, sagt er.
Das große Problem ist nur: Im Gegensatz zu Riester-Zoff oder Rentenniveau-Debatten wäre das verdienstvolle, mühsame Grundlagenpolitik. Wahlkämpfe gewinnt man damit leider keine.