




Zurückgeben, zurückerstatten – dafür steht der Begriff Rente. Doch davon kann für künftige Generationen keine Rede mehr sein. Während langjährig Versicherte heute noch rund 51 Prozent des durchschnittlichen Netto-Einkommens aller Beitragszahler als Rente ausgezahlt bekommen, sollen es von 2030 an nur noch 43 Prozent sein. Für die Rentner von morgen wird es also finanziell eng. Und schon heute hat ein Drittel der fleißigen Beitragszahler Angst vor Altersarmut.
Ausgangsposition mit gesetzlicher Rente
Renteneintritt im Jahr 2052
angestrebtes Monatseinkommen : 2000 (real, in Euro)
gesetzliche monatliche Bruttorente: 1570 (nominal, geschätzt, in Euro)
² heute 27-Jähriger, derzeitiges Brutto-Jahresgehalt 35.000 Euro
Berechnungen für die Einzahlung in die Rentenversicherung über 42 Jahre, Brutto-Jahresgehälter steigen mit derselben Rate, wie die Durchschnittsgehälter in Deutschland, Renteneintritt mit 67 Jahren; Bruttorente steigt jährlich um ein Prozent, monatliche Rentenlücke steigt mit der Inflation: Dies ist berücksichtigt
Renteneintritt im Jahr 2039
angestrebtes Monatseinkommen: 2000 (real, in Euro)
gesetzliche monatliche Bruttorente: 2118 (nominal, geschätzt, in Euro)
³ ohne Kinder, derzeitiges Brutto-Jahresgehalt 50.000 Euro
Renteneintritt im Jahr 2039
angestrebtes Monatseinkommen (real, in Euro): 4000
gesetzliche monatliche Bruttorente (nominal, geschätzt, in Euro): 2981
⁴ beide 40 Jahre, derzeitiges Brutto-Jahresgehalt 40.000 Euro (Mann) und 30.000 Euro (Frau); Kinder sind nach 1992 im Abstand von drei Jahren geboren; Mutter ist jeweils drei Jahre nach den Geburten nicht arbeiten gegangen
Zu Recht, denn nicht nur die Rentenzahlungen werden, gemessen am letzten Gehalt, gekürzt, sie werden auch zunehmend besteuert. Schon seit 2005 steigt Jahr für Jahr der zu versteuernde Anteil der bezogenen Rente um mehrere Prozentpunkte. Wer 2040 in den Ruhestand geht, wird die gesamten Altersbezüge versteuern müssen. Im Gegenzug können Angestellte Jahr für Jahr einen immer größeren Teil ihrer Altersvorsorgebeiträge steuerlich absetzen. Für sie lohnt es sich, zur Deckung künftiger Lücken aus der gesetzlichen Rente mit der Steuerersparnis privat vorzusorgen.
Rentenlücke und notwendige Sparraten Szenario I: zwei Prozent Inflation
benötigtes Monatseinkommen, Nominalwert bei Renteneintritt: 4416 Euro
anfängliche monatliche Rentenlücke: 2846 Euro
benötigter Kapitalstock zum Ausgleich der Rentenlücke, bei Renteneintritt⁵: 693.092 Euro
dafür benötigte monatliche Ansparraten⁶: 744 Euro
⁵ Anlagenzins nach Steuern wird mit drei Prozent angenommen. Erspartes reicht bis zu einem Lebensalter von 93 Jahren
⁶ Ansparraten, um auf den entsprechenden Kapitalstock bei Renteneintritt zu kommen; Anlagenzins nach Steuern von drei Prozent unterstellt (ohne unterjährige Verzinsung)
benötigtes Monatseinkommen, Nominalwert bei Renteneintritt: 3414 Euro
anfängliche monatliche Rentenlücke: 1296 Euro
benötigter Kapitalstock zum Ausgleich der Rentenlücke, bei Renteneintritt: 315.617 Euro
dafür benötigte monatliche Ansparraten: 627 Euro
benötigtes Monatseinkommen, Nominalwert bei Renteneintritt: 6828 Euro
anfängliche monatliche Rentenlücke: 3847 Euro
benötigter Kapitalstock zum Ausgleich der Rentenlücke, bei Renteneintritt: 936.868 Euro
dafür benötigte monatliche Ansparraten: 1862 Euro
Das Problem: Die Eingriffe der Notenbanken in der Finanz- und Staatsschuldenkrise haben die Renditen sicherer festverzinslicher Anlagen enorm gedrückt. Die Zinserträge dümpeln nach Abzug von Inflation um die Null-Prozent-Marke. Real können Anleger derzeit bestenfalls das Sparvermögen erhalten – aber nicht ausbauen. So wird die sichere, rentierliche Geldanlage zur Herausforderung für alle, die Rentenlücken privat auszugleichen versuchen.
Rentenlücke und notwendige Sparraten Szenario II: vier Prozent Inflation
benötigtes Monatseinkommen, Nominalwert bei Renteneintritt: 9602 Euro
anfängliche monatliche Rentenlücke: 8032 Euro
benötigter Kapitalstock zum Ausgleich der Rentenlücke, bei Renteneintritt: 2.472.530 Euro
dafür benötigte monatliche Ansparraten: 2653 Euro
benötigtes Monatseinkommen, Nominalwert bei Renteneintritt: 5767 Euro
anfängliche monatliche Rentenlücke: 3649 Euro
benötigter Kapitalstock zum Ausgleich der Rentenlücke, bei Renteneintritt: 1.123.290 Euro
dafür benötigte monatliche Ansparraten: 2232 Euro
benötigtes Monatseinkommen, Nominalwert bei Renteneintritt: 11.533 Euro
anfängliche monatliche Rentenlücke: 8552 Euro
benötigter Kapitalstock zum Ausgleich der Rentenlücke, bei Renteneintritt in Euro: 2.632.605 Euro
dafür benötigte monatliche Ansparraten: 5232 Euro
Eine Checkliste kann helfen, mögliche finanzielle Schieflagen im Alter zu vermeiden. Noch vor „Wie lege ich mein Geld an?“ sollte die Frage stehen, wie hoch der Lebensstandard im Alter einmal sein soll. Denn nur wer seine Rentenlücke – die Differenz zwischen gesetzlicher Rente und angestrebtem verfügbarem Einkommen – kennt, kann kalkulieren, wie viel Kapital er zum Rentenantritt angespart haben muss.
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Wohlstand überschätzt
Stefanie Kühn ist das Problem bekannt. Die 39-Jährige ist unabhängige Finanzberaterin aus Grafing bei München. Viele Menschen würden den eigenen Wohlstand im Alter falsch einschätzen. „Wer ein Haus hat, rechnet damit, im Ruhestand mietfrei zu wohnen. Dabei vergessen aber viele, dass nach 30 Jahren oft eine teure Kernsanierung fällig wird“, sagt die Finanzberaterin. Andere Kunden dagegen würden unterschätzen, wie die Inflation über die Zeit ihre Ersparnisse auffrisst.
„Denen rechne ich dann vor, dass 2500 Euro Lebensstandard heute mit Eintritt in den Ruhestand nur noch einen Bruchteil wert sind“, sagt Kühn.