Riester-Rente Was bringt die höhere Zulage wirklich?

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Ob sich ein Riester-Vertrag lohnt, muss individuell beantwortet werden

Frage: Ich zahle aktuell 130 Euro im Monat in einen betrieblichen Riester-Vertrag. Dafür werde ich später eine garantierte Monatsrente von rund 350 Euro bekommen. Das ist doch ein Supergeschäft. Warum soll sich Riester in ihren Augen nicht ohne Weiteres lohnen?

Antwort: Riester-Verträge können sich lohnen. Wir halten nur die verkürzten Darstellungen, dass Riester sich für jeden lohne, für falsch. Vor allem Besserverdienende oder Normal- bis Gutverdienende ohne mehrere Kinder haben oft keinen großen Vorteil durch die staatliche Riester-Förderung. Ob sich ein Riester-Vertrag lohnt, muss jeweils individuell auch mit Blick auf die sonstige Absicherung und Altersvorsorge beantwortet werden. Am besten ziehen Sie dazu einen unabhängigen Finanzberater zu Rate, idealerweise einen Honorarberater, der unabhängig von Provisionsinteressen beraten kann.

Die von Ihnen erwähnte Gegenüberstellung von Einzahlung und Rente (130 Euro Einzahlung, 350 Euro garantierte Rente) kann bei der Riester-Rente mitunter irreführend  sein. Viele berücksichtigen dabei nicht die Steuerbelastung, die anders als bei anderen Sparformen gestaltet ist. Aus 350 Euro Brutto-Riester-Rente können so später schnell 245 Euro Netto-Rente werden (bei angenommenen 30 Prozent Grenzsteuersatz). Gehen wir von 35 Jahren Einzahlung und optimistischen 30 Jahren Rentenbezug aus, ergeben die 350 Euro Rente etwa 2,5 Prozent Rendite. Die 245 Euro würden aber schon nur noch etwa 1,5 Prozent Rendite entsprechen.

Die 10 schlimmsten Fehler bei der Vorsorge
Schlecht informiertDie Deutschen kaufen Autos, Computer, Küchengeräte und gehen auf Reisen. Vor dem Kauf werden oft zahlreiche Testberichte gelesen. Geht es allerdings um Versicherungen und die eigene Vorsorge, sieht dies anders aus. Dabei sind ausreichende Informationen wichtig, um teure Fehlabschlüsse zu vermeiden. Quelle: Institut GenerationenBeratung IGB Quelle: Fotolia
Lückenhafte VorsorgeOft werden einzelne, wichtige Teile der Altersvorsorge vergessen. Dazu gehören: 1) individuelle Vorsorgevollmacht 2) Patientenverfügung 3) Klärung der Finanzen im Pflegefall 4) Testament Quelle: Fotolia
Die falschen Berater„Freunde, Familie und Bekannte in alle Vorsorgefragen einzubeziehen, ist wichtig und stärkt die Bindung zueinander. Doch sich allein auf ihren Rat zu verlassen, wäre fatal“, sagt Margit Winkler vom Institut GenerationenBeratung. Denn nur ausgebildete Finanzberater könnten auch in Haftung genommen werden. Sie sind verpflichtet, alle besprochenen Versicherungen und Vorsorgeprodukte zu dokumentieren. Quelle: Fotolia
Vorsorge ist nicht gleich VorsorgeJeder sollte seine Altersvorsorge an seine eigenen Bedürfnisse anpassen, pauschale Tipps von Beratern oder Freunden taugen in der Regel wenig. Je nach Familiensituation können andere Versicherung und Vorsorgeleistungen wichtig sein. „Vor allem in Patchwork-Situationen oder bei angeheirateten Ehepartnern gelten andere Spielregeln in der Vorsorge", sagt Winkler. Quelle: Fotolia
Schwarze Schafe Deshalb ist bei der Auswahl des Beraters Vorsicht geboten, in der Branche sind schwarze Schafe unterwegs. Geht ein Berater nicht auf die persönliche Situation ein oder preist ein bestimmtes Produkt besonders an, sollten die Kunden hellhörig werden.
Informiert ins GesprächWer Fehlern im Zuge von Falschberatung entgehen will, der muss sich vorher selber informieren. Je besser der Kunde im Beratungsgespräch selber informiert ist, desto eher kann er schlechte Berater enttarnen. Quelle: Fotolia
Vorsorge-FlickenteppichBeraterin Winkler warnt davor, zu viele Verträge bei vielen verschiedenen Beratern abzuschließen. Am Ende drohten Versicherte, den Überblick zu verlieren, besser sei eine ganzheitliche Lösung, die auf die individuelle Situation abgestimmt ist. Quelle: Fotolia

Frage: Mit kritischen Artikeln zur Altersvorsorge wie Ihrem Artikel zur höheren Riester-Zulage, die angeblich nichts bringen soll, verunsichern Sie viele Menschen. Dabei steht fest, dass Altersvorsorge wichtig ist. Die meisten Leser werden dann nicht besser vorsorgen, sondern gar nicht. Ist es nicht fahrlässig, so zu berichten?

Antwort: Wir wollen niemanden von Altersvorsorge abschrecken. Im Gegenteil. Wir schreiben immer wieder, warum diese aus unserer Sicht extrem wichtig ist und wie sinnvolle Altersvorsorge gelingen kann. Denn wer seine meist vorhandenen knappen Mittel für die Altersvorsorge einsetzt, sollte das möglichst effizient tun - also mit möglichst hoher Rendite. Diese Rendite ist dabei kein Selbstzweck, sondern eben die Voraussetzung dafür, dass am Ende genug herausspringt.

Wir halten es nicht für richtig, dass wir jede Altersvorsorge pauschal anpreisen, nur damit mehr Leute vorsorgen. Eine kritische Berichterstattung ist aus den genannten Gründen auch hier wichtig. Wir raten ja dabei nicht pauschal ab, sondern schreiben auch im angesprochenen Artikel (den Sie hier finden), welche Angebote aus unserer Sicht lohnen.

Frage: Was ist bloß so schlimm daran, dass Finanzvermittler den Kunden ihre Hilfe und dann womöglich einen Riester-Vertrag "aufdrängen"? Das Geld ist nicht weg, im allerschlimmsten Fall bekommt man es einfach wieder und noch einige Euro aus Zulagen obendrauf. Können Sie sich vorstellen, dass sich manche Leute über einen plötzlichen Geldtopf im Alter freuen?

Antwort: Ja, das können wir uns vorstellen. Uns geht es nämlich genauso. Mit der von Ihnen skizzierten Sachlage machen Sie es sich aber zu einfach. Riester-Sparer bekommen zum Beispiel im allerschlimmsten Fall nicht ihr Geld und einige Zulagen wieder. Wer sich eine lebenslange Riester-Rente auszahlen lässt, kann mit Riester zum Beispiel je nach Einzelfall sehr wohl Geld verlieren, je nach Lebensdauer. Insofern sind auch die von uns dargestellten mageren Renditen keine Nebensächlichkeit, sondern eine wichtige Information.

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