Grundsätzlich soll das angesparte Riester-Guthaben später für eine Rente genutzt werden. 30 Prozent der Summe können sich Sparer zu Ruhestandsbeginn aber auf einen Schlag auszahlen lassen, ohne dass sie die staatliche Förderung erstatten müssten. Wer mehr Geld will oder früher an das Guthaben möchte, muss die Förderung – sowohl Zulagen als auch eventuelle zusätzliche Steuervorteile – zumindest anteilig unverzinst zurück zahlen.
Es gibt also zwei große Unterschiede zwischen der Geldanlage mit und ohne Riester. Während ihrer Einzahlungen müssen Sparer bei Riester weniger eigenes Geld einsetzen, weil der Staat (über Zulagen und eventuelle Steuervorteile) unterstützt. Während der Auszahlungen - in der Rentenphase - kassiert der Staat jedoch einen höheren Teil ihrer Rente als Steuer, weil er eben nicht nur Gewinne, sondern die volle Rente besteuert. Echte Aussagen darüber, ob sich die Förderung lohnt, sind also nur möglich, wenn beide Phasen - Ein- und Auszahlungsphase - betrachtet werden.
Typische Irrtümer von Riester-Sparern
Sie übersehen, dass die Verzinsung variabel ist. Die Bank kann also die Zinsen jederzeit senken. Nur Lebens- und Rentenversicherungen müssen laut Gesetz mindestens 1,25 Prozent Zinsen garantieren, ab 2017 sind es nur noch 0,9 Prozent. Für Banksparpläne gilt dieser Garantiezins nicht beziehungsweise erst, wenn das Sparguthaben in eine Rentenversicherung überführt wird. Dann sind die Versicherungsbedingungen zu diesem Zeitpunkt gültig. Garantiezins, Sterbetafeln, etc. können sich also während der Ansparphase noch deutlich zu Ungunsten des Sparers ändern.
Ihnen ist nicht klar, dass ein vorzeitiger Ausstieg aus dem Sparvertrag oder eine vorgezogene Rentenphase die Auszahlung drastisch schmälert. Denn es fehlen nicht nur Einzahlungsjahre, sondern auch die Rentenbezugsdauer steigt gleichzeitig. Es ist also weniger Geld für mehr Rentenjahre im Topf.
Die Riester-Rente lockt Sparer mit zwei Garantien: Der Auszahlung einer lebenslangen Rente, selbst wenn der Kapitalstock aufgebraucht ist, und der Garantie, dass die Einzahlungen, staatlichen Prämien und die bis zum Rentenbeginn aufgelaufenen Zinsgewinne für die Rente bereit stehen. Das bedeutet aber nicht, dass der Sparer die volle Summe nach zu Lebzeiten ausgezahlt bekommt. Es ist nur eine Garantie dafür, dass der Kapitalstock durch Investition in die falschen Anlagemärkte Verluste erleidet und dahinschmelzen könnte.
Sparer gehen häufig von einer halbwegs realistischen Lebenserwartung aus. Die Anbieter müssen jedoch so kalkulieren, dass sie auch bei Erreichen eines weit überdurchschnittlichen Alters noch eine Rente zahlen können, ohne das Geld anderer Sparer oder ihr eigenes Kapital aufzuwenden, sprich ohne Verluste zu machen.
Sie verwechseln Prognosen und Anlagevorschläge der Anbieter mit Garantien. Dabei gibt es zahlreiche Faktoren, die erheblichen Einfluss auf die Rente haben können. Zum Beispiel ein allgemein sinkendes Zinsniveau, gesetzliche Rahmenbedingungen, Änderungen in den Versicherungsbedingungen, im Steuerrecht und in den Sterbetafeln.
Sie vertrauen auf ihre Bank und ihren Kundenberater. Dabei ist ein Riester-Vertrag eine komplizierte Angelegenheit, bei deren Berechnung auch schnell Fehler passieren. Eine gründliche Prüfung aller Vertragsunterlagen ist Pflicht, am besten durch einen unabhängigen Berater, der gegen Honorar und nicht für eine Verkaufsprovision berät.
Sie konzentrieren sich auf die staatlichen Zulagen und unterschätzen die Steuern in der Auszahlphase. Dabei wird der volle Steuersatz auf das gesamte Guthaben fällig, egal ob Verrentung oder Einmalauszahlung. Vorteilhaft ist diese sogenannte nachgelagerte Besteuerung nur, weil der persönliche Steuersatz mit Renteneintritt in der Regel deutlich sinkt.
Für den Vergleich nehmen wir eine Rentenversicherung, die gegen regelmäßige Einzahlungen jetzt eine lebenslange Rente später finanziert. Ob und wie sinnvoll Rentenversicherungen für die Altersvorsorge sind, soll erstmal keine Rolle spielen - es geht nur darum zu vergleichen, welchen Effekt die Riester-Förderung hat. Die Analyse der Rentenversicherung hat ein paar Vorteile: Nur die Versicherer geben ihren Kunden eine fixe Mindestverzinsung, für Neukunden derzeit 1,25 Prozent, auf die Einzahlungen (nach Abzug der Kosten des Versicherers) und nennen auch bereits eine garantierte Mindestrente, die später lebenslang fließen soll. Das erleichtert die Berechnungen. Die Anbieter von Riester-Banksparplänen nutzen meist eine variable Verzinsung, die mit dem allgemeinen
Der echte Riester-Vorteil
Rendite-Vorsprung nach Steuern einer Riester-Rentenversicherung im Vergleich zu einer ungeförderten Rentenversicherung (in Prozentpunkten pro Jahr, garantiert / prognostiziert)
Single, 30 Jahre, 30.000 Euro Bruttojahreseinkommen, 3 Kinder (2, 4 und 6 Jahre) | Single, 30 Jahre, 40.000 Euro Brutto-Jahreseinkommen | Single, 30 Jahre, 60.000 Euro Brutto-Jahreseinkommen | Single, 40 Jahre, 50.000 Euro Brutto-Jahreseinkommen | |
mit 75 Jahren | 1,3 / 1,0 | 0,9 / 0,6 | 0,9 / 0,6 | 1,2 / 1,1 |
mit 85 Jahren | 0,9 / 0,7 | 0,6 / 0,4 | 0,6 / 0,6 | 0,8 / 0,7 |
mit 95 Jahren | 0,7 / 0,6 | 0,5 / 0,4 | 0,6 / 0,4 | 0,7 / 0,7 |
Verheiratet, 40 Jahre, 60.000Euro Brutto-Haushaltsjahreseinkommen, 2 Kinder (2 und 4 Jahre) | Verheiratet, 40 Jahre, 80.000Euro Brutto-Haushaltsjahreseinkommen, 2 Kinder (2 und 4 Jahre) | Single, 50 Jahre, 60.000 Euro Brutto-Jahreseinkommen | |
mit 75 Jahren | 1,1 / 1,0 | 1,1 / 0,8 | 1,7 / 1,7 |
mit 85 Jahren | 0,8 / 0,7 | 0,8 / 0,7 | 1,1 / 1,2 |
mit 95 Jahren | 0,7 / 0,6 | 0,7 / 0,6 | 0,9 / 1,1 |
Vergleich der Jahresrendite auf die Einzahlungen aus eigener Tasche (nach Abzug von Zulagen und Steuervorteil bei der Riester-Rente) berechnet auf Basis der Netto-Renten zwischen einer geförderten Riester-Rentenversicherung und einer ungeförderten klassischen Rentenversicherung; in der Auszahlungsphase wurde ein um zehn Prozentpunkte niedrigerer Steuersatz als während der Einzahlungsphase angenommen; Quelle: Versicherer, eigene Berechnung |
Zinsniveau steigt und (momentan eher) fällt. Die Anbieter von Riester-Fondssparplänen geben nur die - für alle Riester-Anbieter vorgeschriebene - Garantie, dass zu Ruhestandsbeginn der Depotwert wenigstens der Summe der Einzahlungen (eigene Beiträge und Zulagen) entsprechen muss. Wie hoch die spätere Rente aus den Riester-Bank- oder Fondssparplänen sein wird, bleibt beim Abschluss in der Regel noch völlig offen. Meist nennen die Anbieter auch noch keinerlei Details, also nicht mal einen bestimmten Faktor, mit dem sich je nach angespartem Guthaben berechnen ließe, wie hoch die Rente später ist.
Neben den Garantiewerten weisen die Rentenversicherer noch unverbindliche, höhere Werte aus, die sie bei ausreichenden Anlagegewinnen schaffen wollen. In den vergangenen Jahren sind diese Überschüsse jedoch immer weiter gesunken. Frühere Modellrechnungen haben sich als völlig überhöht herausgestellt. Sparer sollten im Zweifelsfall daher eher davon ausgehen, dass der Versicherer nur die Garantiewerte schafft. Schon das wäre auf lange Sicht nicht machbar, wenn die Zinsen dauerhaft so niedrig wie zurzeit blieben.
In der Vergleichsrechnung zwischen Riester-Rentenversicherung und normaler, ungeförderter privater Rentenversicherung spielt das keine Rolle, da die Versicherer unabhängig von der staatlichen Förderung in beiden Fällen die gleichen Schwierigkeiten hätten. Wir müssen nur die auf den gleichen Annahmen beruhenden Werte nutzen. Wir weisen daher sowohl die garantierten Werte, als auch die niedrigsten unverbindlichen Modellrechnungen aus, die von einem dauerhaften Zins von 2,4 Prozent ausgehen. Für die Berechnungen nutzen wir die in Aussicht gestellten Renten eines kostengünstigen Versicherers, der im Branchenvergleich relativ hohe Garantiewerte ausweist.