Risiko-Lebensversicherung So sichern Sie Ihre Angehörigen richtig ab

Ein exklusives Ranking zeigt empfehlenswerte Tarife für Risiko-Lebensversicherungen. Mit ihnen können Versicherte Angehörige für den Todesfall absichern. Im Test offenbaren sich große Beitragsunterschiede.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Ein exklusives Ranking zeigt empfehlenswerte Tarife für Risiko-Lebensversicherungen. Quelle: gms

Im Vergleich zu sehr viel komplexeren Versicherungen - etwa eine Berufsunfähigkeits-Versicherung - haben Risiko-Lebensversicherungen einen großen Vorteil: Wer sich an der Beitragshöhe orientiert, fährt damit nicht schlecht. Unterschiede bei den Leistungen gibt es zwar. Sie sind aber geringer als bei anderen Policen. Das zeigt ein exklusives Tarifranking für die WirtschaftsWoche.

Das Deutsche Kundeninstitut, ein Marktforschungsunternehmen, hat im Auftrag der WirtschaftsWoche die Basis-Tarife für eine Risikolebensversicherung von 13 klassischen Versicherern und neun Onlineanbietern getestet. Rund 150 Einzelkriterien wurden gewertet: Die Tester fragten Beiträge für verschiedene Musterfälle ab, ermittelten den Umfang der Leistungen in den Basistarifen und die wichtigsten Komponenten, die gegen Gebühr extra versichert werden können. Mit verdeckten Anrufen und E-Mails überprüften sie, wie kompetent und freundlich die Kundenbetreuer sind. Bei den Onlineanbietern wurde zudem Nutzerfreundlichkeit und Informationsgehalt der Webseite bewertet.

Den größten Einfluss im Ranking hatte die Bruttoprämie. Anders als die Nettoprämie zeigt sie Versicherten, wie viel Beitrag in Zukunft maximal anfallen kann. Die Nettoprämie hingegen gibt an, wie viel Beitrag Versicherte derzeit, nach Abzug von laufenden Überschüssen zahlen müssen. Bei einigen Versicherern sind Brutto- und Nettoprämie gleich hoch. Das gibt Versicherten besonders große Planungssicherheit. Eine Übersicht über die Ergebnisse aller getesteten Tarife und der Beiträge von Musterfällen mit 30 Jahren, 40 Jahren und 50 Jahren finden Sie hier (Premium-Content, mit WirtschaftsWoche-Digitalpass kostenlos).

Diesen Lebensversicherern gehen die Kunden stiften
Den Lebensversicherungen laufen die Kunden weg. Mehr als 1,5 Millionen Verträge kündigten deutsche Anleger allein 2014. Das hat der jährlich erscheinende Map-Report der Versicherungsbranche ermittelt. Die Kunden kehren der Lebensversicherung nicht zuletzt wegen der anhaltenden Niedrigzinsen den Rücken. Wir zeigen die Unternehmen mit den höchsten Stornoquoten. Quelle: dapd
So auch der Ergo Direkt. Bei den Kapitalbildenden Lebensversicherungen musste der Versicherer im vergangenen Jahr eine Stornoquote von 4,44 Prozent einstecken. Dennoch führen die Düsseldorf mit knapp 887.000 Verträgen den sechstgrößten Bestand. Quelle: dpa
Unter Kundenschwund leiden auch die Öffentlichen Versicherungen Sachsen-Anhalt, kurz ÖSA. 2014 lag ihre Stornoquote bei 4,75 Prozent. Mit nur knapp 68.000 Verträgen halten sie allerdings deutlich weniger als der Branchenprimus Allianz mit über 2,5 Millionen Verträgen. Quelle: dpa Picture-Alliance
Den achten Rang mit den - relativ zum Bestand gesehen - meisten Vertragsabgängen nimmt die Neue Bayerische Beamten ein. 4,79 Prozent ihrer Kapitalbildenden Lebensversicherungsverträge wurden im vergangenen Jahr storniert. Die Neue Bayerische Beamten ist die Lebensversicherungssparte der Bayerischen und zählt zu den kleinsten Versicherern dieser Art in Deutschland. Nur 8.467 Lebensversicherungen hatten Kunden bei ihnen abgeschlossen (Stand: Ende 2014). Quelle: PR
Auch im Saarland treten Anleger aus ihren Lebensversicherungen aus. Die Saarland-Versicherungen verloren im vergangenen Jahr zwar nur 766 Verträge bei den Lebensversicherungen. Mit einer Stornoquote von 4,83 Prozent gehört die Assekuranz, relativ zum Bestand gesehen, zu den meist-geschassten Lebensversicherern. Bei der Nettorendite gemessen am Jahresbestand der Kapitalanlagen läuft es besser: Dort liegen die Saarländer mit 4,13 Prozent im Mittelfeld der Versicherer. Quelle: PR
Die Lebensversicherungssparte der VHV-Gruppe gehört wahrlich nicht zum Kerngeschäft der VHV-Gruppe. Gerade einmal 1.493 Verträgen waren Ende 2014 dort abgeschlossen. Die Stornoquote von 4,85 Prozent trägt nicht dazu bei, dieses Segment aufzubauen. Die VHV-Gruppe ist vor allem für ihre Unfall-, Haftpflicht- oder Sachversicherungen bekannt. Insgesamt halten Kunden des Konzerns 9,12 Millionen Verträge, deren Beitragszahlungen sich auf 2,69 Milliarden Euro addierten. Quelle: dpa Picture-Alliance
Auch die Göttinger MyLife reiht sich in die Lebensversicherer mit den höchsten Stornoquoten ein - mit einer Quote von 6,0 Prozent. Immerhin: Mit einer Nettorendite von 4,88 Prozent aus seinen Kapitalanlagen gehört die MyLife zum oberen Viertel der effizientesten Assekuranzen in Deutschland. Quelle: dpa Picture-Alliance

Das Ergebnis im Ranking setzt sich aus der Konditionenwertung (60 Prozent), der Beurteilung des Angebots (30 Prozent) und einer Benotung des Kundenservices zusammen. Um die Beiträge möglichst repräsentativ zu erfassen, wurden insgesamt zwölf Musterfälle gebildet. Diese unterscheiden sich in Alter, Versicherungssumme und Laufzeit, Rauch-Verhalten (Raucher oder Nichtraucher) und dem Beruf. Bei Berufen mit einem hohen Anteil an körperlicher Arbeit werden höhere Beiträge fällig.

Interessenten sollten die Versicherungssumme, die der Versicherer dann im Todesfall an Angehörige auszahlt, nicht zu gering wählen. Faustregel: Familien mit kleineren Kindern sollten möglichst das fünffache Bruttojahreseinkommen als Versicherungssumme vereinbaren. Sind die Kinder größer oder hat das Paar keine Kinder, reicht das dreifache Einkommen.

Die solventesten Lebensversicherer

Testsieger im Ranking ist unter den klassischen Anbietern die Dialog Lebensversicherung, Spezialist für Risikoversicherungen im Generali-Konzern. Ihre Policen sind nur über Makler erhältlich. Unter den Onlineanbietern landet Community Life vorn. Community Life vermittelt Policen der Swiss-Re-Tochter iptiQ, die selbst kein Endkundengeschäft hat. Ihr Tarif punktet etwa damit, dass der aktuell zu zahlende Beitrag dauerhaft garantiert ist, Brutto- und Nettoprämie also gleich sind.

Unterschiede in Beiträgen und Leistungen

Die kompletten Ergebnisse je nach Altersstufe finden Sie hier:

Im Test offenbarten sich große Beitragsunterschiede. Ein 50-jähriger, rauchender Versicherungsfachangestellter musste beim teuersten Anbieter (Debeka) 3,5-mal mehr zahlen als beim günstigsten Anbieter (InterRisk). Die Debeka bot Interessenten auch in fünf anderen Musterfällen den höchsten Nettobeitrag an. Daher wurden ihre Konditionen für 40- und 50-Jährige nur mit der Schulnote „mangelhaft“ bewertet. Bei 30-Jährigen gab es gar ein "ungenügend".

Eine Besonderheit wies der Versicherer R+V auf. Er bietet Rauchern und Nichtrauchern gleich hohe Beiträge. Für Raucher war er damit durchaus konkurrenzfähig, für Nichtraucher hingegen waren andere Versicherer meist sehr viel günstiger. Unter den Online-Anbietern fiel vor allem die HanseMerkur-Versicherung durch hohe Nettobeiträge auf. In zehn von zwölf Fällen war der Hanse-Merkur-Tarif teurer als die Angebote aller anderen getesteten Online-Anbieter.

Dafür verprassen Deutsche ihre Lebensversicherung
Platz 10: Hobbys (1,7 Prozent)Rund 40 Milliarden Euro zahlen deutsche Versicherer jährlich für auslaufende Lebensversicherungen aus. Das stecken nur 1,7 Prozent der Empfänger in ihre eigenen Hobbys. Die Zahlen stammen von der Gothaer Versicherung. Diese hat die Gesellschaft für Konsumforschung GfK beauftragt, über 1.000 Deutsche zu ihren "Zahltag-Wünschen" zu befragen, wenn die Lebensversicherung fällig ist. Quelle: dpa
Platz 9: Zweit-Wohnsitz im Ausland (2,7 Prozent)Ein Domizil an der Sonne gilt als klassische Ausgabe für Senioren. Dabei wollen nur 2,7 Prozent der Befragten ihre Lebensversicherung für eine Immobilie auf Mallorca und Co. verprassen. Quelle: dpa
Platz 8: Erfüllung von Kauf-Wünschen (3 Prozent)Deutschlands Senioren geben sich bescheiden. Auch dem Klischee des Rentners, der sich endlich ein Cabrio leisten kann, wollen sie nicht folgen. Nur drei Prozent wollen sich solche teuren Wünsche erfüllen, wenn die Lebensversicherung fällig ist. Quelle: dpa
Platz 7: Wohnung oder Haus kaufen (7,7 Prozent)Deutlich mehr Befragte wollen im Alter eine Immobilie kaufen: 7,7 Prozent planen ihre Lebensversicherung dafür einzusetzen. Die Rekord-Preise zahlreicher Immobilien in München, Düsseldorf oder Frankfurt können sich ohnehin nur noch junge Glücksritter oder eben "Best-Ager" leisten. Der Deutschen Bank zufolge stiegen die Immobilienpreise in Großstädten seit 2008 jährlich um sieben Prozent. Quelle: dpa
Platz 6: Anlage für Kinder oder Enkelkinder (9,3 Prozent)Viele Deutsche geben sich bei der Lebensversicherung uneigennützig: 9,3 Prozent nutzen die Auszahlung, um sie wieder für ihre Kinder oder Enkelkinder anzulegen. Quelle: obs
Platz 5: Renovierungen (10,7 Prozent)Im Alter haben sich viele Deutsche oft schon Haus und Grund zugelegt - und bringen mit ihrer Lebensversicherung Haus und Wohnung wieder in Schuss. 10,7 Prozent der Befragten haben Renovierungen als "Zahltag-Wunsch" angegeben. Quelle: dpa
Platz 4: Weitersparen (11,8 Prozent)Kaum ist das ersparte Geld da, soll es wieder reinvestiert werden: 11,8 Prozent wollen nach der Auszahlung ihrer Lebensversicherung weiter sparen. Quelle: dpa

Auch bei den Leistungen gibt es Unterschiede. So bieten zwar zum Beispiel zehn der 13 untersuchten Basis-Tarife von klassischen Versicherern einen vorläufigen Versicherungsschutz vom Tag der Antragstellung an. Nur bei PrismaLife gilt dieser Schutz aber summenmäßig unbegrenzt.

Unterhalb bestimmter Versicherungssummen verlangen Versicherer von Kunden kein ärztliches Gutachten. Mit 400.000 Euro Grenze, unabhängig vom Alter des Neukunden, sind Dialog Lebensversicherung und HUK-Coburg hier am großzügigsten. Unter den Online-Anbietern verlangen Community Life, CosmosDirekt und Huk24 bis 400.000 Euro Versicherungssumme kein ärztliches Gutachten. Der Online-Anbieter Gothaer verlangt im Basis-Tarif zwar nie ein ärztliches Gutachten, deckelt dafür die maximale Versicherungssumme aber auch auf 250.000 Euro.

Wenn alles gut läuft, haben Versicherte mit dem Kundenservice eines Versicherers wenig zu tun. Wenn nicht, sind sie auf gute Betreuer angewiesen. Die verdeckten Testanfragen per E-Mail beantworteten die Online-Anbieter zum Beispiel schon nach 22 Stunden. Mitarbeiter der klassischen Anbieter brauchten durchschnittlich zwei Tage und sieben Stunden. Stuttgarter Lebensversicherung und Debeka ließen es besonders entspannt angehen: Sie brauchten im Schnitt über fünf Tage. Am schnellsten war die Europa: Hier hatten unsere Tester im Durchschnitt schon nach drei Stunden eine Antwort.

Schnelligkeit allein ist aber natürlich noch kein Qualitätsmerkmal. Doch auch inhaltlich waren die Online-Anbieter überzeugender. In 90 Prozent aller Fälle beantworteten sie die per E-Mail gestellten Fragen auch inhaltlich. Die klassischen Anbieter hingegen gingen überhaupt nur bei 65 Prozent der Rückmeldungen inhaltlich ausreichend auf die gestellte Frage ein.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%