Rohstoffe Wie Anleger von steigenden Agrarpreisen profitieren

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Kaffeebohnenernte in Nicaragua Quelle: AP

Als Konsumenten können wir uns entweder über die steigenden Preise ärgern, oder auch ein Stück weit an der Agrar-Rally mitverdienen: kurzfristig, mit Wetten auf steigende Preise einzelner Rohstoffe, beispielsweise über Zertifikate. Der Preisanstieg des Kaffee-Zertifikats kompensiert dann, wenn es gut läuft, die stärkeren Ausgaben – ohne dass sich ein Anleger dann gleich als Profiteur des Welthungers fühlen muss. Derartige Wetten sind machbar, aber riskant. Langfristig erfolgversprechender sind Investments in Agraraktien oder Agrarfonds.

Der Preis pro Hektar US-Farmland hat sich in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt. Auch in Deutschland und Osteuropa, etwa im Baltikum und Rumänien, ziehen die Bodenpreise an. Prominente Reiche wie Karstadt-Investor Nicolas Berggruen (Ackerland in Australien) oder Hedgefondsgründer George Soros (Zuckerrohrplantagen in Südamerika) investieren in Land, ebenso Pensionsfonds. So investiert der US-Pensionsfonds TIAA-CREF zwei Milliarden Dollar in Agrarflächen. Der kalifornische Fonds Calpers kauft sich seit 2002 in die Landwirtschaft ein. Calpers hält beispielsweise 1500 Hektar kalifornische Weingüter.

Investieren in Farmland

Investments in Farmland sind kein Privileg für Millionäre und Pensionskassen. Eine Reihe von Landbesitzern sind börsennotiert. Die argentinische Cresud etwa besitzt 20 Farmen und bewirtschaftet 340.000 Hektar Land, davon etwa ein Viertel als Pächter. Produziert werden Mais, Sojabohnen, Sonnenblumen, Weizen, Fleisch und Milch. Der Viehbestand umfasst rund 95.000 Rinder.

Die deutsche KTG Agrar ist mit gut 30.000 Hektar in Ostdeutschland und Litauen zwei Nummern kleiner. KTG Agrar baut hauptsächlich Getreide an. Das Unternehmen profitiert nicht nur vom steigenden Weizenpreis, sondern auch vom wachsenden Interesse privater Investoren an Ackerland. So bewirtschaften die Hamburger zwei Betriebe in Rumänien mit einer Anbaufläche von zusammen 7000 Hektar. Das Geld für den Kauf stammt von deutschen Privatanlegern.

Ebenfalls in Rumänien aktiv ist die noch einmal deutlich kleinere deutsche Agrarius. Alle diese börsennotierten Farmwerte sind keine reinen Landbesitzer. Cresud besitzt eine Immobiliensparte, KTG produziert unter anderem Biogas. Agrarius bewirtschaftet zwar 3700 Hektar, davon sind aber nur 140 Hektar Eigentum der Gesellschaft, der Rest ist gepachtet.

Agrarzulieferer mit Chancen

Reinrassige Land-Investments ermöglichen geschlossene Fonds. Über den vom Hamburger Vermögensverwalter Aquila gemanagten AgrarInvestIII können sich Anleger ab 15.000 Euro an Milchfarmen beteiligen. Ebenfalls auf Anlegersuche ist die Hamburger Berenberg Bank, deren Fonds Farminvest 2 in Farmland in Kalifornien und am Mississippi investiert.

Anleger von geschlossenen Agrarfonds sind allerdings für mehrere Jahre gebunden. Um das Risiko innerhalb des Gesamtvermögens sinnvoll zu streuen, sollten sie nicht mehr als zwei bis drei Prozent in einen geschlossenen Fonds investieren. Bei einer Beteiligung von 15.000 Euro sollte ein Anleger also mindestens eine halbe Million Euro auf der hohen Kante haben.

Mehr Auswahl als bei den börsennotierten Ackerbesitzern haben Anleger bei Agrarzulieferern. Auch deren Perspektiven sind gut: Weil landwirtschaftliche Nutzfläche sich nicht beliebig vermehren lässt, muss die verfügbare Fläche immer mehr Menschen ernähren: Noch 1960 standen pro Kopf der Weltbevölkerung 0,44 Hektar Ackerland zur Verfügung. Im Jahr 2000 waren es knapp 0,22 Hektar pro Kopf, und 2050 werden es nach Prognosen der FAO voraussichtlich nur noch etwa 0,15 Hektar sein. Bauern und Farmer müssen produktiver werden – mithilfe von Dünger, leistungsfähigerem Saatgut und Maschineneinsatz.

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