Semesterstart Welche Versicherungen Studenten wirklich brauchen

Hörsaal Uni Tübingen Quelle: dpa

An Versicherungen werden zum Semesterstart am 1. Oktober nur die wenigsten Studenten einen Gedanken verschwenden. Dabei lohnt es sich, früh die richtigen Versicherungen abzuschließen.

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In wenigen Tagen startet an den Universitäten das Wintersemester und tausende Erstsemester beginnen ein Studium. Während der ersten Wochen an der Uni sollten sie ein lästiges Thema allerdings nicht beiseiteschieben: Versicherungen. Denn es kann sich lohnen, frühzeitig die richtigen Versicherungen abzuschließen. Man muss nur wissen, welche wirklich notwendig sind.

Und um eine kommen auch Studenten nicht herum, nämlich um eine Krankenversicherung. Die ist hierzulande seit 2009 verpflichtend, sei es eine gesetzliche oder private Krankenversicherung. Am günstigsten kommen Studenten weg, die über die Eltern gesetzlich krankenversichert sind. Für die Familienversicherung fallen nämlich in der Regel überhaupt keine Beiträge an. „Das ist allerdings nur für gesetzlich Krankenversicherte möglich, die unter 25 Jahre alt sind und im Monat nicht mehr als 450 Euro verdienen“, erklärt Elke Weidenbach, Versicherungsexpertin bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Wer älter ist oder mehr verdient, muss sich selbst versichern.

Neben der verpflichtenden Krankversicherung gibt es weitere Policen, die durchaus empfehlenswert sind, wenn auch nicht verpflichtend.

Haftpflichtversicherung

„Die wichtigste freiwillige Police ist die private Haftpflichtversicherung. Für Studenten ist sie dringendst zu empfehlen“, sagt Elke Weidenbach. Die Haftpflichtversicherung ist nämlich ein guter Basisschutz und springt immer dann ein, wenn der Versicherte einen Schaden nicht vorsätzlich verursacht. Dabei kann der Schaden auch grob fahrlässig verursacht werden.

Ein einfaches Beispiel ist ein Verkehrsunfall. Zu dem kann es auch auf dem Weg zur Uni kommen, ob mit dem Auto oder dem Fahrrad. Die private Haftpflichtversicherung übernimmt in diesem Fall die Sach- und Personenschäden, die durch den Versicherten entstanden sind. Ohne Versicherung kann das richtig teuer werden.

Unter bestimmten Voraussetzungen kann man haftpflichtversichert sein, ohne Gebühren zu zahlen. Ähnlich wie bei der gesetzlichen Krankenkasse. „Denn bis zum Abschluss der ersten Berufsausbildung oder des ersten Studiums ist man über die Eltern mitversichert – in der Regel sogar unabhängig vom Einkommen“, erklärt Verbraucherschützerin Weidenbach.

Das Internetportal transparent-beraten.de hat in einer Untersuchung 86 Tarife von 33 Versicherungsanbietern untersucht. Die Testsieger mit der Note „sehr gut“ kosten im Jahr zwischen knapp 60 und rund 95 Euro im Jahr. Damit kostet keiner der Tarife mehr als acht Euro im Monat. Im Test konnten vor allem kleinere Versicherer mit günstigen Preisen und guten Leistungspaketen punkten und sich gegen die großen, etablierten Versicherer durchsetzen. Um den Test auf Studenten anzupassen, haben die Berater einen Modellkunden entwickelt, der den „klassischen Merkmalen eines Studenten entspricht“: 25 Jahre alt, kinderlos und Single.

Brauche ich eine Berufsunfähigkeitsversicherung?

Berufsunfähigkeit – das klingt für die allermeisten Studenten zu Beginn des Studiums völlig fremd und weit weg. „Die Berufsunfähigkeitsversicherung wird oft unterschätzt“, sagt Elke Weidenbach. Es sei aber gerade sinnvoll, eine abzuschließen, wenn man noch jung und weitestgehend krankheitsfrei ist. Dann erhält man die Verträge nämlich problemloser und günstiger als im höheren Alter.

Mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung ist man abgesichert, wann immer man berufsunfähig wird. Das ist ein wichtiger Unterschied zur Unfallversicherung, die viele Studenten anfangs als Alternative ansehen. „Diese zahlt allerdings nur bei einer Invalidität nach einem Unfall“, erklärt Weidenbach. Nicht aber im Falle einer Krankheit. Außerdem könne immer etwas passieren. „Ich kann es verstehen, wenn die Berufsunfähigkeitsversicherung kurz nach dem Schulabschluss noch etwas nebulös wirken mag, empfehlenswert ist sie trotzdem“, sagt Weidenbach.

Die Berufsunfähigkeitsversicherung ist deutlich teurer als eine Haftpflichtversicherung. Deshalb sollten sich Studenten genau überlegen, ob sie gleich beim ersten Studium eine benötigen. Immerhin orientiert sich der Preis des Tarifs am späteren Beruf. Da man diesen anhand der teils sehr allgemeinen Studiengänge nur schwer voraussagen kann, können die Tarife beim Start ins Berufsleben nochmal angepasst werden. Auch Studienwechsel sind keine Seltenheit und es kann sein, dass der Tarif für den neuen Studiengang angepasst wird und sich der Beitrag erhöht. Solange es dann aber keine neue Gesundheitsprüfung gibt, bleibt es bei vergleichsweise niedrigen Beiträgen aufgrund des frühen Eintritts in die Berufsunfähigkeitsversicherung.

Die Stiftung Warentest hat von allen in Deutschland niedergelassenen Versicherern einen Berufsunfähigkeitsschutz für einen Modellkunden angefordert. Dieser ist Student der Betriebswirtschaft im dritten Semester und 20 Jahre alt. Testsieger wurde ein Tarif der Barmenia. Andere prominente Versicherer mit einem Qualitätsurteil der Note „sehr gut“ waren die Allianz oder die Gothaer. Die Preise der zehn besten Tarife reichen von knapp 40 Euro im Monat bis mehr als 60 Euro. Das Ganze bei einer vereinbarten Monatsrente von 1000 Euro im Falle einer Berufsunfähigkeit.

Auslandskrankenversicherung

Viele Studenten zieht es während der Unilaufbahn für ein Auslandssemester in andere Länder. Wer sein Auslandssemester in einem Land der Europäischen Union absolviert oder für längere Zeit dorthin verreist, muss sich nicht um eine private Auslandskrankenversicherung kümmern. Denn die gesetzliche Krankenversicherung schützt den Versicherten auch im EU-Ausland und solchen Ländern, mit denen Deutschland ein Sozialversicherungsabkommen geschlossen hat. Ein Beispiel dafür ist die Schweiz. Wer allerdings in die USA oder China reist, der braucht ohnehin eine private Auslandskrankenversicherung.

Vorsicht: Selbst in den EU-Ländern oder Staaten, mit denen ein Abkommen geschlossen wurde, gehört der Rücktransport in der Regel nicht zum Leistungsumfang der gesetzlichen Krankenversicherung. Es ist empfehlenswert einen entsprechenden Tarif abzuschließen, der den Krankentransport mitabsichert.
Um die besten Tarife für sich selbst zu finden, empfiehlt Elke Weidenbach von der Verbraucherzentrale folgende Rangordnung: „Mit besonderer Sorgfalt sollten die Versicherungsbedingungen beachtet werden, wann die Versicherung zahlt und wann nicht. Das ist immer eine sehr kleinteilige und aufwändige Arbeit, aber sie ist unentbehrlich. Erst danach sollte man auf die Tarife und den Preis achten.“

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