Die Riester-Industrie wirft ihr Netz immer weiter aus. Bedient werden alle, vom vorsichtigen Sparer über den Immobilienkäufer bis hin zum risikobereiten Aktionär. Die Vor- und Nachteile im Überblick:
Bausparen und Immobilien: Aktuell sind Riester-Bausparverträge und Wohn-Riester-Kredite die Verkaufsschlager. Die Einzahlung in einen Bausparvertrag wird zwar nur mager verzinst, der Sparer kennt aber schon den Zinssatz, zu dem er später ein Immobiliendarlehen abschließen kann.
Wer sowieso einen Bausparvertrag sucht und noch keinen Riester-Vertrag hat, nutzt die staatliche Zulage, um das Bausparguthaben schneller aufzustocken. Steigen die Zinsen im nächsten Jahrzehnt, geht die Zinswette auf. Bleiben die Zinsen allerdings niedrig, ist ein Bauspardarlehen teurer als normale Immobilienfinanzierungen. Die Aachener Bausparkasse erhöht rückwirkend die Sparzinsen auf 2,5 Prozent, wenn der Anleger auf ein Darlehen verzichtet. Das ist ein feiner Zug, aber die Ausnahme.
Es lohnt sich, auch die Abschlussgebühren zu vergleichen: Üblich ist ein Prozent der Bausparsumme, die sich aus Sparguthaben und Darlehen zusammensetzt. Beim Abschluss mit 50 000 Bausparsumme freut sich der Verkäufer über 500 Euro Lohn. Wer eine Immobilie kauft und finanziert, kann dafür ein bereits in einem anderen Riester-Vertrag angespartes Guthaben nutzen und künftig die Riester-Beiträge und staatlichen Zulagen ebenfalls in die Finanzierung stecken. Die Zahlungen, die der Riester-Sparer für die Darlehenstilgung oder den Kaufpreis der Immobilie einsetzt, werden auf einem fiktiven Konto („Wohnförderkonto“) gebucht und mit zwei Prozent verzinst. Zu Rentenbeginn muss der Sparer die dort gebuchten Beträge versteuern.
Sehr alt werden lohnt sich
Annahmen: Riester-Rentenversicherung mit prognostizierten 3,5 Prozent Zins auf den Sparanteil (garantiert sind nur 1,75 Prozent); für die Rentenberechnung wird eine Lebenserwartung von 89 Jahren angenommen; 15 Prozent der Beiträge fallen als Kosten an;
1. Rendite berechnet aus den selbst zu tragenden Beiträgen (Beiträge abzüglich Zulagen und Steuervorteil) und den späteren Renten (nach Steuern); Rentenbeginn mit 67 Jahren; alle Riester-Sparer zahlen vier Prozent des Bruttoeinkommens ein (maximal 2100 Euro);
2. beide Ehepartner mit eigenem Vertrag und der Hälfte des Gesamteinkommens; Kinder: zwei und vier Jahre alt;
Quelle: eigene Berechnung
Rendite (garantiert/prognostiziert)1
bei Lebensalter 75 Jahre: –2,4% / 0,1%
bei Lebensalter 85 Jahre: 1,1% / 2,9%
bei Lebensalter 95 Jahre: 2,3% / 3,9%
Rendite (garantiert/prognostiziert)1
bei Lebensalter 75 Jahre: –2,3% / 0,2%
bei Lebensalter 85 Jahre: 1,1% / 3,0%
bei Lebensalter 95 Jahre: 2,3% / 3,9%
Rendite (garantiert/prognostiziert)1
bei Lebensalter 75 Jahre: –3,6% / –1,0%
bei Lebensalter 85 Jahre: 0,9% / 2,8%
bei Lebensalter 95 Jahre: 2,4% / 4,0%
Rendite (garantiert/prognostiziert)1
bei Lebensalter 75 Jahre: –3,4% / –0,8%
bei Lebensalter 85 Jahre: 1,2% / 3,1%
bei Lebensalter 95 Jahre: 2,6% / 4,3%
Rendite (garantiert/prognostiziert)1
bei Lebensalter 75 Jahre: –3,7% / –1,1%
bei Lebensalter 85 Jahre: 0,9% / 2,7%
bei Lebensalter 95 Jahre: 2,4% / 4,0%
Banksparpläne: Nach dem Börsencrash im Jahr 2000 waren zum Start der Riester-Rente sichere Produkte gefragt. Die kleine bayrische Sparkasse Günzburg-Krumbach etwa lockte damals bundesweit Sparer an – mit jährlichen Zinsen von mehr als drei Prozent. Was viele jetzt schmerzlich feststellen: Die Zinsen sind nicht über Jahre garantiert, sondern flexibel.
Banken passen sie an die Umlaufrendite (Durchschnittszins der umlaufenden Bundesanleihe) oder zwischen Banken benutzte Zinssätze wie den Euribor an. Derzeit liegt die Grundverzinsung des Riester-Banksparplans S-Vorsorge Plus der Günzburger nur bei 1,46 Prozent.
Über Zinseszinseffekte wächst das Vermögen trotzdem – nicht rasant, aber solide und vor allem kostengünstig, da die Banken keine Verwaltungskosten kassieren. Aktuell bieten die Günzburger für neue Verträge nur 0,81 Prozent Zinsen – und selbst die nur für Einheimische.