Die klassische Riester-Rentenversicherung ist in den vergangenen Jahren der Verkaufsrenner unter den Riester-Produkten gewesen. Dabei hat dieses Produkt nach Einschätzung von Verbraucherschützern mehr als einen Haken.
Der Kunde lässt sich dabei auf eine lange Zahlungsverpflichtung ein. Er kann den Vertrag höchstens beitragsfrei stellen, wenn er kein Geld mehr hat. Das heißt, er zahlt dann die Beiträge nicht mehr und bekommt später vielleicht nur eine kleine Rente – eben aus jenem Geld, das er eingezahlt hat. Außerdem sind die Zinsen derzeit sehr niedrig.
Was an der Riester-Kritik dran ist
Seit 2002 gibt es die staatlich geförderte Riester-Rente. Nun hagelt es Vorwürfe: Schlechte Renditen, zu teuer und zu kompliziert. Ein Überblick über die gängige Kritik und was davon zu halten ist.
Quelle: Finanztest 05/12
Riester lohnt nicht, ein Sparstrumpf bringt mehr
Stimmt so pauschal nicht. Wer einen guten Vertrag abschließt, erreicht durch die staatliche Förderung eine ganz ordentliche Rendite auf seine Riester-Beiträge. Sie ist jedenfalls höher als bei anderen vergleichbaren Produkten, beispielsweise einer privaten Rentenversicherung. Vor allem für Häuslebauer lohnt sich ein Riester-Vertrag in Form eines Darlehens oder Bausparvertrags.
Nur wer steinalt wird, kommt mit Riester ins Plus
Stimmt so pauschal nicht. Richtig ist aber: Je teurer der Tarif, desto älter muss der Kunde werden, bis er so viel Rente erhalten hat, dass er wenigstens seine Beiträge und die staatlichen Zulagen zurückbekommen hat. In Test der Riester-Rentenversicherungen zeigte sich, dass ein Kunde mit einem kostengünstigen Vertrag 82 Jahre alt werden muss, bis er ins Plus kommt. Bei einem teuren Tarif kommt der Kunde dagegen erst mit 85 Jahren ins Plus.
Riester lohnt nicht bei niedrigem Einkommen
Stimmt so pauschal nicht. Gerade durch die Zulagen lohnt sich die Riester-Förderung für Menschen mit niedrigem Einkommen. Denn bei ihnen sind die staatlichen Zuschüsse im Verhältnis zum eigenen Sparbeitrag besonders hoch, vor allem wenn sie Kinder haben.
Die Riester-Rente ist unflexibel und intransparent
Stimmt so pauschal nicht. Zumindest die Förderung passt sich an. Sie fließt weiter, wenn Sparer für die Kindererziehung oder die Pflege von Angehörigen eine Zeit lang im Beruf aussetzen. Die Sparer können ihre Riester-Ersparnisse sogar einsetzen, wenn sie ein Haus kaufen möchten. Leider sind die Verträge selbst häufig unflexibel.
Riester ist kompliziert und bürokratisch
Stimmt. Von den Anbietern über die Zentrale Zulagenstelle für Altersvermögen (ZfA) bis hin zum Arbeitsministerium sind selbst die Profis immer wieder ratlos, wenn sie mit Detailfragen konfrontiert werden.
Riester ist zu teuer und macht die Anbieter reich
Stimmt häufig. Dies trifft auf Riester-Verträge leider genauso zu wie auf andere Finanzprodukte.
Zu wenig Menschen nutzen die Riester-Rente
Stimmt. Mit rund 15,4 Millionen Abschlüssen ist das Ziel längst nicht erreicht, die Riester-Rente als Vorsorge für möglichst alle einzusetzen, um die Einbußen bei der gesetzlichen Rente auszugleichen. Die Riester-Rente ist gut, aber die Angebote müssen besser werden
Wer sich eine Zusatzrente oder Wohneigentum fürs Alter sichern will, kann mit einem Riester-Vertrag besser fahren als mit anderen Altersvorsorgeverträgen oder Baukrediten. Das liegt an den Zulagen und den Steuervorteilen, aber nicht daran, dass die Riester-Produkte so hervorragend wären.
Der Vorteil der Riester-Rente: Sparer wissen heute schon, wie viel Geld sie später mindestens als Rente bekommen. Doch auch bei diesen garantierten Werten gibt es große Unterschiede, wie Finanztest nun feststellt.
Bei dem 37-jährigen Musterkunden, der 30 Jahre 1200 Euro jährlich einzahlt, hat der schlechteste Anbieter eine garantierte Monatsrente von 138 Euro geboten. Der beste lag immerhin bei 161 Euro. Was auf den ersten Blick nicht nach viel aussieht, kann sich über die Jahre zu mehreren tausend Euro aufaddieren.
Öko-Test: „So trickst die Versicherungslobby“
Kritiker bemängeln seit Jahren die schlechten Leistungen, hohen Vertragskosten sowie die mangelnde Transparenz von Riester-Produkten. Der Gesamtverband der Versicherungswirtschaft (GDV) meint dagegen: „Und sie lohnt sich doch.“ Die Versicherer sprechen von einem „inszenierten Riester-Skandal“. Ökotest stellt nun fest: Die Empörung und vor allem die Gegenrechnung entpuppe sich als geschickte Täuschung von Verbrauchern und Politik.
Während das DIW – genau wie Öko-Test – bei allen Analysen von einer Auszahlung des Riester-Vertrags in Form einer dynamischen Gewinnrente ausgehe, habe der GDV seine Berechnungen auf eine teildynamische Rente gestützt.
Teildynamisch heißt bei einer Rente, dass dem Versicherten gleich von Anfang an eine höhere Rente in Aussicht gestellt wird als bei der dynamischen Variante. Denn hier kalkuliert der Anbieter schon Gewinne rentenerhöhend mit ein, die er im Rentenbezug erst noch erwirtschaften will.
In seinem „Musterfall 1 Mark Z, Normalverdiener“ gehe der GDV von einer anfänglichen Jahresrente von 4.284 Euro aus, so Ökotest. Bei voll dynamischer Rente würde Mark Z jedoch nur 3.571 Euro Anfangsrente erhalten. Der GDV hat dem 35jährigen Durchschnittsverdiener also gleich von Anfang 713 Euro mehr Überschusserträge rentenerhöhend gutgeschrieben, die ihm aber keineswegs sicher sind.
Der Trick mit der teildynamischen Rente fiel Ökotest auf, weil der GDV-Musterfall exakt einem unserer Musterfälle aus unserem Riester-Test 2011 entspricht. Es offerierte jedoch kein einziger Anbieter im Test dem 35-jährigen Musterkunden eine so hohe anfängliche Jahresrente wie der GDV.
Der GDV stütze eine Analyse stützt sich vor allem auf die sogenannte „Individualrendite“, die für jeden Musterfall berechnet wird. Bei dieser Methode werde die Rendite der Produkte nur auf den Eigenbeitrag des Sparers berechnet und die staatlichen Zulagen flössen quasi als „zusätzlicher Zinsertrag“ renditesteigernd mit ein.
Die Berechnung des GDV verhindere gezielt jede tiefer gehende Produktanalyse, moniert Ökotest. Die Frage, ob die Riester-Produkte den staatlichen Vorgaben entsprechen, kostengünstig, transparent und effizient sind, lasse sich nicht mehr beantworten, wenn die Zulagen mit der Anbieterleistung in einen Topf geworfen würden. Denn wenn die Förderung die Rendite pushe, werde die wahre Kostenbelastung des Vertrags vernebelt.
Ergebnisse ließen sich trefflich manipulieren, wenn nur die Eigenbeitragsrendite ausgewiesen werde. Denn je höher die staatliche Förderung, etwa durch die Zahl der Kinder, und je niedriger das eigene Einkommen und damit der Eigenbeitrag ist, desto besser sieht die „Vertragsrendite“ aus – auch wenn das Produkt selbst überhaupt nicht günstig ist.
Öko-Test berechnete anhand eines Tarifs den Unterschied: Während die 35-jährige Mutter mit zwei Kindern nach unseren Berechnungen auf den Gesamtbeitrag eine garantierte Rendite von 0,38 Prozent erzielt und mit Überschüssen 2,77 Prozent Rentenrendite erwarten könne, biete der Vertrag bezogen auf den Eigenbeitrag mit 1,49 Prozent fast das Vierfache an garantierter Rendite und mit 4,0 Prozent gut das Anderthalbfache an prognostizierter Rentenrendite.
Es gibt nach Einschätzung von "Finanztest" Versicherer, die trotz der Finanzkrise das Geld der Kunden gut angelegt haben, wie etwa Debeka. Das sei es sehr wahrscheinlich, dass das in Zukunft auch so ist. Es gebe aber auch Versicherer wie die Generali, die da nicht sehr gut abgeschnitten hätten. Es sei also auf jeden Fall auch wichtig zu schauen, welcher Versicherer gut gewirtschaftet habe. Deshalb ist dieser Punkt auch mit 40 Prozent in unserer Qualitätsurteil eingegangen.
Wichtig war den Testern Kostentransparenz. Kann der Kunde die Kosten nachvollziehen? Weiß der Kunde wie hoch seine Rente ist aus Eigenbeiträgen und Zulagen oder wird da nur eine Rente ausgewiesen, die sich nur aus den Eigenbeiträgen speist? Wird ermöglicht, dass ein Kunde seinen Vertrag beitragsfrei stellen kann und dann zu den ursprünglichen Bedingungen dann wieder die Zahlung fortsetzen kann? All dies habe man sich im Kleingedruckten angeschaut.