Strafzins Sparen wird zum Minusgeschäft für Unternehmen

Der durchschnittliche Tagesgeld-Zins für Unternehmen ist erstmals ins Minus gerutscht. Und die Zahl der Banken, die Strafzinsen verlangen, wird immer größer. Wie verbreitet diese Praxis ist, zeigt eine neue Studie.

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Strafzinsen für Unternehmen sind weit verbreitet. Viele Großbanken, aber auch Sparkassen und Volksbanken stellen großen Firmenkunden eine

Frankfurt Etliche Banken in Deutschland verlangen seit längerem einen Strafzins von Unternehmen, wenn diese höhere Summen kurzfristig parken. Und fast täglich kommt ein Geldhaus hinzu, das ankündigt, bestimmten Großkunden ebenfalls Negativzinsen zu berechnen. Nicht nur Unternehmen, auch Kommunen und Investoren müssen mit Strafzinsen rechnen.

Wie verbreitet die Praxis der Banken ist, zeigen Zahlen der Unternehmensberatung Barkow Consulting: Der durchschnittliche Zins für Tagesgeld von Unternehmen ist demnach erstmals leicht ins Minus gerutscht. Im vergangenen November und Dezember war das Vorzeichen negativ, wie Barkow aus Daten der Bundesbank ermittelte.

Die Entwicklung ist ein Zeichen dafür, wie der Strafzins der Europäischen Zentralbank (EBZ) die Banken belastet. Die Notenbank verlangt seit knapp einem Jahr einen Minuszins von 0,4 Prozent, wenn Geschäftsbanken bei ihr über Nacht Geld parken. Eine teure Sicherheit. Der EZB-Strafzins hat die deutschen Geldhäuser nach Berechnungen von Barkow Consulting im vergangenen Jahr rund 1,1 Milliarden Euro gekostet.

Noch deutlicher sind die Folgen, wenn es um neu hinzugekommene Einlagen über alle Laufzeiten hinweg geht. In diesem Neugeschäft lag der Durchschnittszins bei minus 0,02 Prozent, ergibt das Credit Benchmark Model von Barkow. Auch Kommunen werden zusehends zur Kasse gebeten. Und Festgelder mit einer Laufzeit von bis zu einem Jahr sind mittlerweile mit einem Negativzins von 0,12 Prozent belegt.

Naheliegend ist, dass die Strafzinsen künftig noch deutlicher ausfallen, weil weitere private und genossenschaftliche Banken sowie Sparkassen neuerdings ein „Verwahrentgelt“ oder eine „Guthabengebühr“ verlangen – so nennt die Branche ihre Preismodelle häufig selbst. Einige Geldhäuser haben den Schritt in den vergangenen Tagen angekündigt.

Mehrere Kreditinstitute – vor allem Sparkassen – haben seit kurzem eine fixe Summe festgelegt, ab der die Extra-Zahlung fällig wird. Die Ostsächsische Sparkasse Dresden berechnet Unternehmen für Einlagen ab einer Million Euro auf dem Girokonto und ab 100.000 Euro auf dem Tagesgeldkonto Strafzinsen. Die Stadtsparkasse München hat angekündigt, ab April einen Negativzins für Einlagen oberhalb von 250.000 Euro zu nehmen. Beide Häuser gehören zu den bundesweit zehn größten Sparkassen. Dieses Vorgehen dürfte künftig noch häufiger werden. „Das wird kommen“, erwartet der Chef einer großen Regionalbank.

Sparkassen und Volksbanken reichen hingegen ihre überschüssige Liquidität an ihre Zentralinstitute weiter - an eine der Landesbanken beziehungsweise an die DZ Bank. Diese wiederum parken die liquiden Mittel bei der Notenbank. Auch die Spitzeninstitute berechnen den regionalen Instituten, die übrigens ihre Eigentümer sind, seit geraumer Zeit einen Negativzins.

Normale Privatkunden hingegen müssen bisher keinen Strafzins berappen. Davor schrecken die Banken bisher auch zurück, weil es das Vertrauen beschädigen könnte. Einige Volks- und Raiffeisenbanken allerdings berechnen vermögenden Kunden eine Verwahrgebühr, wenn diese beispielsweise mehr als 100.000 Euro oder 500.000 Euro auf dem Giro- oder Tagesgeldkonto parken.

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