Studie Abwärtstrend bei Zinsen auf Lebensversicherungen gebremst

Die Talfahrt der Zinsen auf Lebens- und Rentenversicherungen ist abgeschwächt – und eine Verzinsung von 2,47 Prozent steht in Aussicht.

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Die Anbieter stehen wegen der niedrigen Zinsen auf Staatsanleihen weiter unter Druck. Quelle: dpa

München Die Zinsen auf Lebens- und Rentenversicherungen sind zum Jahreswechsel nicht mehr so stark gesunken. Im Durchschnitt stellen die deutschen Lebensversicherer auf klassische Rentenversicherungen mit langfristigen Zinsgarantien nach einer Studie der Ratingagentur Assekurata für 2018 noch eine laufende Verzinsung von 2,47 Prozent in Aussicht – nach 2,61 Prozent im vergangenen Jahr. Die Anbieter stehen wegen der niedrigen Zinsen auf Staatsanleihen und andere sichere Kapitalanlagen seit Jahren unter Druck. Sie tun sich immer schwerer, die Garantien aus der Vergangenheit zu erfüllen. 2006 etwa lag der Garantiezins noch bei 2,75 Prozent. An diese Zusagen müssen sich die Versicherer bei Altverträgen – unabhängig von der aktuellen Verzinsung - über die ganze Vertragslaufzeit halten.

Durch eine Senkung der laufenden Verzinsung lasse sich die tatsächliche Belastung in immer geringerem Maß drücken, sagte Assekurata-Geschäftsführer Reiner Will am Montag in Köln. Wenn man alle Policen im Bestand betrachte, müssten die Versicherer in diesem Jahr nach Berechnungen von Assekurata im Schnitt immer noch 2,83 Prozent ausschütten, nur 0,05 Prozentpunkte weniger als 2017.

Zugleich stiegen die Milliardenbeträge, die sie jedes Jahr als Zinszusatzreserve (ZZR) zurücklegen müssen, um die Folgen der Dauerniedrigzinsen abzufedern. Allein 2017 mussten die Lebensversicherer der ZZR nach Berechnungen von Assekurata 15 Milliarden Euro zuführen, seit 2011 summiert sie sich damit auf 60 Milliarden. In diesem Jahr kämen noch einmal 18 Milliarden Euro hinzu, wenn sich an der Regelung nichts ändere. Bis 2025 liefen 110 bis 180 Milliarden Euro auf, rechnete Will vor. Die Finanzaufsicht BaFin will den Aufbau der ZZR drosseln, um die Versicherer nicht zu überfordern, die Entscheidung fällt aber das Bundesfinanzministerium.

Immer weniger Versicherer bieten überhaupt noch Policen mit lebenslangen Zinsgarantien an. Unter den 55 Unternehmen, die an der Studie teilnahmen, sank ihre Zahl auf 30 von 34. Deren Kunden müssten auch dann mit weiter sinkenden Renditen rechnen, wenn die Zinsen an den Kapitalmärkten wieder stiegen, sagte Will voraus. Allerdings klaffe der Markt immer weiter auseinander. „Kunden, die eine Lebensversicherung neu abschließen wollen, ist daher mehr denn je anzuraten, sich vorab intensiv mit der Anbieterqualität zu befassen.“

27 (2017: 25) Versicherer verkaufen Policen mit geringeren oder kurzfristigeren Garantien. Gemessen an ihrem Marktanteil von 57 Prozent sind die “neuen klassischen“ Lebensversicherungen inzwischen sogar in der Überzahl. Dabei werfen sie auf den ersten Blick weniger Rendite ab: Im Schnitt liegt ihre laufende Verzinsung bei 2,39 Prozent, wie Assekurata errechnet hat. Dank eines höheren Schlussüberschusses am Ende der Laufzeit kommen die Kunden aber unter dem Strich besser weg.

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