Tagesgeld im Ausland Zinspilot sammelt Milliarde ein

Ein Tages- oder Festgeldkonto bei einer Bank im europäischen Ausland zu eröffnen wird für deutsche Kunden immer attraktiver. Schon die zweite Zinsplattform vermeldet ein Anlagevolumen von mehr als einer Milliarde Euro.

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Da setzen viele Anleger doch lieber auf Tages- und Festgeldkonten. Quelle: dpa

Frankfurt Trotz Niedrigzinsphase gehören Tages- und Festgeldkonten noch immer zu den Lieblingsbankprodukten der deutschen Anleger. Bei den meisten deutschen Banken wird die Treue aber nicht belohnt. Laut Analyse der FMH-Finanzberatung bekommen Anleger auf Tagesgeld derzeit im Schnitt nur 0,21 Prozent Zinsen.

Beim Festgeld ist es kaum mehr, wer sein Geld für ein Jahr anlegt, bekommt durchschnittlich 0,24 Prozent Zinsen. Zinsplattformen wie Zinspilot, Weltsparen und Savedo, die Einlagen bei Banken im europäischen Ausland ermöglichen, freuen sich vor diesem Hintergrund über rasant steigende Nutzerzahlen. Wie das Handelsblatt erfuhr, hat Zinspilot, die Plattform des Unternehmens Deposit Solutions, innerhalb von 13 Monaten mehr als 35.000 Kunden gewonnen und eine Milliarde Euro vermittelt.

Zinspilot ermöglicht Tages- und Festgeldanlagen bei Banken in Österreich, Großbritannien, Malta und Deutschland. Der durchschnittliche Tagesgeldsatz lag bei diesen Banken im laufenden Jahr bei 1,26 Prozent. „Die Einlagen verteilen sich recht gleichmäßig auf diese vier Märkte“, sagt Tim Sievers, Gründer und Geschäftsführer von Deposit Solutions. Monatlich kämen 100.000 Euro hinzu. Sein nächstes Ziel ist aber nicht nur die zweite Milliarde Euro, „im kommenden Jahr wollen wir unsere Plattform auch für Kunden in Großbritannien und der Schweiz bereitstellen“, sagt Sievers.

Konkurrent Raisin, der in Deutschland mit der Marke Weltsparen auftritt, war Pionier in diesem Zinsgeschäft und ist bereits heute im ganzen Europäischen Wirtschaftsraum aktiv. „Auf das größte Interesse stoßen wir bei den deutschen Anlegern, von dort kommt auch bei weitem der größere Teil des Anlagevolumens“, so Firmengründer Tamaz Georgadze. Bislang habe Raisin für mehr als 50.000 Kunden über 1,8 Milliarden Euro vermittelt. Ein dritter deutscher Anbieter, Savedo, sprach zuletzt von einem „höheren dreistelligen Millionenbetrag“, der über seine Plattform angelegt worden sei.

Im Vergleich zu den Volumen, die Banken auf dem direkten Weg einnehmen, ist das noch wenig. Angesichts der andauernden Niedrigzinsphase scheinen aber immer mehr Kunden an Alternativen zu deutschen Banken interessiert zu sein. Bei Weltsparen setzen deutsche Anleger am liebsten auf Banken in den Nachbarländern wie Österreich oder Frankreich, aber auch auf Anbieter aus der südlichen Peripherie wie Italien oder Portugal.


Partner für Banken

Allen Plattformen gemein ist, dass die Kunden dort online ein Konto bei einer Bank im europäischen Ausland eröffnen können und dafür keine Reise in das jeweilige Land antreten müssen. In Sachen Einlagensicherung verweisen die Plattformen auf die europäische Einlagensicherung, die für Beträge bis 100.000 Euro gilt. Verbraucherschützer äußern sich dazu aber immer wieder skeptisch.

Zwar sollen EU-weit 100.000 Euro pro Sparer geschützt sein, doch hinter jedem nationalen Einlagensicherungsfonds stehe das jeweilige Bankensystem. Wenn der Fonds bei einer Bankenpleite nicht ausreiche, müsse der Staat die Löcher stopfen. Ob dieser auch für ausländische Kunden aufkomme, sei fraglich.

Im Gegensatz zu manch anderen Fintech-Unternehmen sehen sich die Plattformen nicht als Angreifer auf die Banken, sondern als Partner. Zinspilot setzt aktuell auf zwei Strategien: Zum einen werden direkt über die eigene Plattformen Kunden gewonnen. Dabei bekommt Zinspilot Unterstützung von Vertriebspartnern wie dem Online-Broker flatex, einem Unternehmen der Fintech Group, und dem Maklerpool Jung, DMS & Cie.

Daneben ist Deposit Solutions als Technologieanbieter aktiv. Mit seiner Hilfe können Banken und Finanzdienstleister Tages- und Festgeldangebote anderer Banken in ihre Online-Portale integrieren. Mit der deutschen Fidelity-Tochter FFB soll eine solche Kooperation bereits in den in nächsten Tagen starten.

Die Deutsche Bank will die Technologie im kommenden Frühjahr in ihr Portal integrieren. „Beide Ansätze sind für uns profitabel“, sagt Sievers. „Wenn wir unsere Technologie bereitstellen, müssen wir uns zwar die Provision der Anlagenbank mit unserem Partner teilen, dafür entfallen aber die Marketingkosten, die bei der Kundengewinnung über unser eigenes Portal entstehen.“

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