Tarifvergleich Berufsunfähigkeit: Die Policen mit den stabilsten Beiträgen

Quelle: imago images

Die Berufsunfähigkeitsversicherung gilt als Muss unter den Versicherungen, ist aber nicht ganz günstig. Umso wichtiger, dass die Beiträge konstant bleiben. Ein Vergleich zeigt die Policen mit den stabilsten Beiträgen.

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Es ist die Volkskrankheit schlechthin: Rückenschmerzen. Oft ist es nur eine Verspannung oder ein eingeklemmter Nerv – schnell ausgestanden, ohne größere Folgen. Doch mitunter trifft es Menschen viel schlimmer. Neben psychischen Problemen sind Erkrankungen des Skelett- und Bewegungsapparates die Hauptgründe dafür, dass Menschen ihren Beruf nicht mehr ausüben können. Und es trifft nicht nur diejenigen, die körperlich arbeiten wie etwa Handwerker. Auch immer mehr Menschen, die am Schreibtisch sitzen, plagt der Rücken. Können sie ihren Beruf nicht mehr ausüben, kann es finanziell sehr schnell sehr eng werden.

Eine Berufsunfähigkeitsversicherung springt ein, wenn das Einkommen wegfällt. Sie leistet sogar schon, „wenn die versicherte Person gesundheitlich bedingt voraussichtlich dauerhaft ihren zuletzt ausgeübten Beruf aus gesunden Tagen nur noch teilweise, üblicherweise zu höchstens 50 Prozent, ausüben kann“, erklärt Constantin Papaspyratos, Chefökonom des Bund der Versicherten. „Dann bekommen Versicherte eine Rente in vereinbarter Höhe, solange dieser Zustand und der Vertrag andauern.“

Die Berufsunfähigkeitsversicherung ist ein Muss

Experten sind sich einig wie selten: Die Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) ist wichtig für alle, die von ihrem Erwerbseinkommen abhängig sind. „Ist die finanzielle Existenz bedroht, wenn aufgrund von Krankheit oder Unfall das Einkommen wegfällt, ist eine BU ein Muss“, ist auch Sandra Klug, Abteilungsleiterin Geldanlage, Altersvorsorge, Versicherungen bei der Verbraucherzentrale Hamburg, überzeugt. „Grundsätzlich sollte daher jeder, egal ob als Angestellter, Selbständiger oder Beamter über den Abschluss einer BU nachdenken.“

Je früher Verbraucher eine Police abschließen, desto einfacher ist es. Denn sie müssen eine Reihe von Gesundheitsfragen beantworten. Je jünger jemand ist, desto weniger gravierende Vorerkrankungen hat sie oder er in aller Regel. „Es ist somit leichter ohne Einschränkungen an einen guten Vertrag zu kommen“, sagt Klug. „Ein weiterer Grund für den frühen Abschluss ist die Tatsache, dass die Beiträge geringer sind, je jünger die versicherte Person ist.“ Das Risiko sei geringer, schwer zu erkranken. Das bilde sich im Beitrag ab.

Apropos Beitrag: Die meisten BU-Verträge weisen einen Brutto- und einen Nettobeitrag aus. Der Bruttobeitrag ist der Beitrag, der eigentlich gezahlt werden muss. Die Versicherungen können aber in aller Regel Überschüsse erwirtschaften, die den Verträgen direkt gut geschrieben werden. Es muss weniger bezahlt werden, nur der Nettobeitrag ist fällig. „Die Überschüsse können variieren, der Nettobeitrag kann steigen“, warnt die Verbraucherschützerin.

Beitragsstabilität als wichtiges Kriterium

Und deshalb ist die Beitragsstabilität neben vielen anderen Faktoren ein wichtiges Kriterium für eine Police. Das Analysehaus Morgen & Morgen (M&M) hat exklusiv für die Wirtschaftswoche die Berufsunfähigkeitsversicherungen mit der besten Beitragsstabilität für zwei Musterfälle analysiert: einen 20-jährigen Kfz-Mechatroniker und einen 25-jährigen Assistenzarzt. Analysiert wurden Tarife, die im BU-Gesamtranking von M&M mit vier und fünf Sternen bewertet sind, also ausschließlich Toptarife mit Blick auf die Leistung.

Der 20-jährige Kfz-Mechatroniker arbeitet überwiegend körperlich. Er versichert eine BU-Rente von 1000 Euro pro Monat. Er hat die Wahl zwischen 33 ausgezeichneten Tarifen. Der monatliche Zahlbetrag liegt zwischen 60,88 und 103,25 Euro. Auf den vorderen Plätzen finden sich Tarife von Allianz, Condor und Inter. Der Assistenzarzt arbeitet je zur Hälfe im Büro und operativ. Er versichert eine BU in gleicher Höhe bei gleichem Endalter. Auch er kann zwischen vielen Angeboten auswählen: 28 Tarife wurden ausgezeichnet. Angeführt wird das Ranking von Tarifen der InterRisk, Canada Life, Stuttgarter und Allianz. Die monatlichen Zahlbeiträge liegen zwischen 33,91 und 65,50 Euro.



„Der Zahlbeitrag ist der Maximalbeitrag abzüglich der Überschüsse, die der Versicherer erwirtschaftet“, erklärt Andreas Ludwig, Versicherungsanalyst bei M&M. Die Verbraucherschützerin spricht vom Nettobeitrag. Der größte Posten der Überschüsse sind die Risikoüberschüsse. Es treten also nicht so viele Leistungsfälle wie kalkuliert ein. „Diese entstehen, wenn der Versicherer seinen Tarif vorsichtig kalkuliert – also den Maximalbeitrag hoch ansetzt“, so der Experte. So werden automatisch viele Risikoüberschüsse erwirtschaftet und der Zahlbeitrag wird geringer. „In unserem Beitragsstabilitätsrating untersuchen wir das Risiko, ob oder in welchem Maße der Versicherer gefährdet ist, nicht mehr die Überschüsse zu erwirtschaften, so dass der Zahlbeitrag steigt.“

Diese Beitragsstabilität ist wichtig. Eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) wird für viele Jahrzehnte abgeschlossen. Insbesondere für den Verbraucher ist diese lange Vertragsbindung zu beachten, da sowohl der erstmalige Abschluss und noch viel mehr ein späterer Wechsel der BU kompliziert ist. „Aus diesem Grund ist es sehr wichtig, dass man einen Versicherer wählt, der in Sachen Beitragsstabilität gut aufgestellt ist“, sagt M&M-Experte Ludwig.



Ein noch gewichtigerer Grund wird relevant, wenn es tatsächlich passiert, dass der Versicherer seine Überschüsse senken muss und damit den Zahlbeitrag erhöht: „In diesem Fall hat der Versicherte ein doppeltes Problem“, so Ludwig. „Erstens steigt sein Zahlbeitrag – was im Zweifel aber noch zu verschmerzen ist. Zweitens findet in dem Tarif dann aber auch eine Negativselektion statt.“ Die jungen und gesunden Versicherten des Versichertenkollektivs würden den Tarif verlassen, um gegebenenfalls einen günstigeren Tarif abzuschließen. Den älteren und bereits gesundheitlich vorbelasteten Versicherten sei dieser Weg jedoch versperrt. „Das heißt, dass ein Kollektiv zurückbleibt, dass im Zweifel sehr viel anfälliger ist für weitere Überschusssenkungen“, gibt der Experte zu bedenken.

Die Police muss bedarfsgerecht sein

Dann heißt es, dass es noch einmal teurer wird für die Versicherten. „Wenn die Überschüsse reduziert werden, kann der Nettobeitrag maximal bis zur Höhe des Bruttobeitrags ansteigen“, erklärt der Chefökonom des Bund der Versicherten. „Wenn der Nettobeitrag konstant bleibt, ist Beitragsstabilität erreicht.“ Der allerwichtigste Punkt ist aber: Die versicherten Leistungen müssen bedarfsgerecht sein, vor allem mit Blick auf die versicherte Monatsrente. „Nur bei Tarifen mit versicherten Leistungen und Nettobeiträgen auf weitgehend gleichem Niveau – ermittelt für den persönlichen Einzelfall – kann es dann vorteilhaft sein, den Tarif mit dem niedrigeren Bruttobeitrag zu wählen“, so Papaspyratos.

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Auch Verbraucherschützerin Klug warnt, beim Abschluss eines Vertrages dem niedrigsten Nettobeitrag hinterher zu jagen. Dieser könnte trügerisch sein und schnell steigen. „Ein guten Verhältnis zwischen Netto- und Bruttobeitrag ist sinnvoll“, sagt sie. „Große Beitragsschwankungen erleben wir allerdings nicht.“ Das bestätigt auch M&M-Experte Ludwig. Abzulesen ist es auch an der Zahl der ausgezeichneten Versicherer und Tarife.

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