
Ärger am Apothekentresen: Medikamente zu kaufen könnte in Zukunft ganz schön teuer werden. Seit die Krankenkassen Rabattverträge mit den Pharmaherstellern aushandeln, ändern sich Form und Farbe der Pillen öfter zum Quartalswechsel. Der Grund: Ein preiswerterer Lieferant hat den Zuschlag der Kasse bekommen. Jetzt droht das Fass jedoch überzulaufen. Erneute Preissenkungen der Krankenkassen belasten die Geldbörsen der Patienten. So könnten pro Pillenpackung in Zukunft zwischen fünf und zehn Euro zusätzlich an Kosten anfallen.
Billiger wird es nur, wenn die Pillenschachtel weniger als fünf Euro kostet. Schuld haben in dem Fall die Krankenkassen, die die Patienten zur Kasse bitten, wie es der Verband der Hersteller der massenhaft verschriebenen Nachahmerpräparate (Generika) formuliert. Einfach ausgedrückt bedeutet das: Die Kassen müssen mehrere hundert Millionen Euro sparen - auf Kosten der Hersteller und der Patienten.





Für vergleichbare Medikamente, beispielsweise gegen Bluthochdruck, Herzinsuffizienz, Magengeschwüre, Sodbrennen sowie einige Antibiotika, legt der Spitzenverband der Krankenkassen einen Höchstsatz fest, der den Apotheken ausgezahlt wird. Der Preisdruck wird verstärkt, indem dieser Festbetrag einmal pro Jahr an den Markt angepasst, also gesenkt wird. Das treibt den Preiswettbewerb zwischen den Medikamentenherstellern in die Höhe. Bislang gibt es für rund 33.000 Arzneimittel einen solchen Festbetrag.
Eigentlich könnte dem Patienten das Preisspiel der Kassen egal sein: Bietet der Hersteller seine Medikamente zu den gewohnten Preisen an, ändert sich erst einmal nichts für den Käufer. Jetzt werden jedoch die Kosten für die Preisabschläge zunehmend von den Kassen auf die Patienten abgewälzt. Bisher können Patienten, die ein besonders preiswertes generisches Arzneimittel wählen, von der Zuzahlung befreit werden. Immerhin spart der Kunde dabei zwischen 5 und 10 Euro je Packung, solange er nicht grundsätzlich von Zuzahlungen befreit ist. Die Befreiung soll den Kunden dazu verlocken, nach preiswerten Präparaten zu fragen.
Dadurch sollen Medikamentenhersteller angeregt werden, ihre Angebote billiger zu machen, um dann mehr zu verkaufen. Doch auch diese Idee hat einen Haken: Nur wenn der Preis des Medikaments 30 Prozent unter dem Betrag liegt, den die Krankenkassen erstatten, kann die Zuzahlung gespart werden. Je öfter die ihre Preisschraube anziehen, desto seltener können Hersteller noch weiter mit dem Preis runtergehen. Dadurch schaffen es immer weniger Hersteller, in der Apotheke den Abstand von 30 Prozent einzuhalten.
Laut Apothekerverband sinkt die Zahl der zuzahlungsbefreiten Medikamente um mehr als ein Drittel, von 4800 auf 3000. Auch die Festbeträge sinken, nach Angaben des Interessenverbands Pro Generika, um bis zu 70 Prozent. Ein Beispiel dafür ist das Medikament Candesartan, das gegen Bluthochdruck und Herzinsuffizienz verschrieben wird. 2013 wurde es 3,4 Millionen mal verordnet. Waren bis dahin 185 Präparate für den Kunden zuzahlungsfrei, geben Apotheken nun nur noch jedes Dritte Präparat ohne Zuzahlung ab.