Tool der Woche So sichern sich die Deutschen ab

Lebensversicherung, Schaden-, Unfall und private Krankenversicherung: Einen dicken Ordner mit Policen haben viele Deutsche zuhause. Dabei ticken sie in Sachen Versicherung deutlich anders als ihre europäische Nachbarn.

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Der Versicherungsordner gehört zur Standardausrüstung deutscher Haushalte.

Frankfurt Die Deutschen und ihre Versicherungen. Das ist in der Regel eine Beziehung, die zwischen dem Bewusstsein um die Wichtigkeit guten Schutzes und der ständigen Frage nach deren Kosten hin und her wabert. Und die bei den allermeisten in einen dicken Ordner im Arbeitszimmer mündet. Dort ist fein abgeheftet, was sich an Altersvorsorge und Schadensversicherung für die im Laufe eines Lebens immer höheren Ansprüche und Besitzstände angesammelt hat. Hausrat und Wohngebäudeversicherung, private Haftpflicht, Auto- und Unfallversicherung.

Viel Geld, was hier jedes Jahr zusammen kommt. Insgesamt 2387 Euro zahlte jeder Deutsche im vergangenen Jahr an seine Versicherer quer über alle Bereiche. Und damit 168 Euro mehr als 2014. Insurance Europe, der Dachverband der europäischen Versicherer, hat die Daten seiner Mitglieder gerade erst wieder abgefragt. Und dabei doch so manche nationale Besonderheit festgestellt. So sichern sich die Deutschen im kontinentalen Vergleich deutlich höher ab als die Menschen in anderen Ländern. Den erwähnten 2387 Euro pro Jahr stehen 2010 Euro gegenüber, mit denen sich die Menschen im Schnitt europaweit absichern.

Das mag einerseits an den besseren finanziellen Möglichkeiten der Deutschen liegen, zum anderen aber auch am hohen Sicherheitsbedürfnis, das hierzulande schon immer besonders ausgeprägt war. Selbst in Krisenzeiten haben die Menschen im Land beim Versicherungsschutz kaum Abstriche gemacht. Nur wenn es finanziell gar nicht mehr anders ging, haben sie die eine oder andere Police stillgelegt oder den Versicherungsschutz zugunsten günstigerer Beiträge reduziert. In der Regel dominierte jedoch die Einstellung, dass in unruhigen Zeiten nicht auch noch besonders viele Risiken in Eigenverantwortung getragen werden sollten.

Dennoch zeigen auch die Deutschen mehr oder weniger ausgeprägte Präferenzen für bestimmte Versicherungsklassen. Beinahe hätte man es sich denken können, dass dabei auch so manches Klischee erfüllt wird. Wenn das Auto schließlich als „das liebste Kind der Menschen im Land“ gilt, dann trifft das zwangsläufig auch auf die Kfz-Versicherung zu. 300 Euro überweisen die heimischen Autofahrer pro Jahr an ihren Versicherer und damit weit mehr als der europäische Durchschnitt mit 221 Euro. Das mag auch damit zusammen hängen, dass der Fahrzeugbestand hier deutlich jünger, hochwertiger ausgestattet und auch leistungsstärker ist als anderswo.

Und auch ihre Schaden- und Unfallpolicen, also Hausrat-, Wohngebäude- und private Haftpflichtversicherung, lassen sich die Deutschen etwas kosten. 792 Euro sind es im Schnitt hierzulande jährlich, 574 Euro im europäischen Durchschnitt. Über 200 Euro mehr in absoluten oder 38 Prozent in relativen Zahlen verdeutlichen hierbei, wie sehr die Schere zwischen den Deutschen und dem Rest der europäischen Nachbarn auseinandergeht, wenn es um das eigene Hab und Gut geht.

Noch stärker als in diesem Bereich unterscheiden sich die Deutschen indes bei der privaten Gesundheitsvorsorge. 453 Euro ließen sie sich die zuletzt pro Jahr kosten, den Nachbarn war sie mit 207 Euro weniger als die Hälfte wert.


Bei der Lebensversicherung sind die Deutschen unterrepräsentiert

Es geht aber auch in die andere Richtung. Nämlich ausgerechnet bei einem Produkt, das jahrzehntelang als die liebste private Altersvorsorge der Deutschen galt. In ihre Lebensversicherung zahlten die Menschen im vergangenen Jahr im Schnitt 1141 Euro ein und damit 74 Euro mehr als im Vorjahr. Anderswo war dieses Thema den Bürgern aber weitaus mehr wert.

Die Schweizer beispielsweise gaben in dieser Zeit umgerechnet 3656 Euro für ihre Lebensversicherung aus, die Finnen nur knapp weniger mit 3562 Euro. Natürlich verdienen die Menschen in diesen beiden Ländern im europäischen Vergleich überdurchschnittlich gut, so dass sie sich solche Summen leisten können.

Das ließe sich über die Deutschen indes aber auch behaupten. Deren Jahresbeitrag liegt indes noch sieben Prozent unter dem europäischen Durchschnitt von 1223 Euro. Das überrascht gerade vor dem Hintergrund, dass die Politik seit Jahren die Notwendigkeit einer privaten Altersvorsorge propagiert. Vieles im Bereich Altersvorsorge fließt mittlerweile indes in die Riester-Rente. Die wird zwar immer wieder als zu komplex kritisiert, ist aber trotz zuletzt fallender Abschlusszahlen in den gut 15 Jahren ihres Bestehens zu einem festen Bestandteil in der privaten Altersvorsorge im Land geworden.

Eine private Lebensversicherung, auch Kapitallebensversicherung, wird aus zwei Gründen abgeschlossen. Einerseits funktioniert sie als Rentenversicherung für die private Altersvorsorge des Versicherten selbst. Auf der anderen Seite bietet eine Lebensversicherung im Fall des Ablebens des Versicherten Schutz für die Kinder. Der Handelsblatt Rechner für Ihre Lebensversicherung sucht Ihnen das am besten zu Ihren Bedürfnissen passende Angebot aus. Dadurch vermeiden Sie händische Vergleiche und bekommen objektiv das optimale Ergebnis angezeigt. Sie beziehen ohne eigenen Aufwand und kostenfrei viele Lebensversicherer übersichtlich in Ihre Auswahl mit ein.

Wo insgesamt so viel Geld fließt, da freuen sich auf der Gegenseite natürlich auch die Versicherer. Um 1,3 Prozent auf 1,2 Billionen Euro ist das Prämienaufkommen der Branche in Europa im vergangenen Jahr gestiegen. Dabei lag das Wachstum der einzelnen Teilbereiche weitgehend gleichauf. Um 1,2 Prozent auf 730 Milliarden Euro wuchs der Bereich leben, um 1,1 Prozent auf 343 Milliarden Euro das Thema Schaden und Unfall. Etwas mehr legte die Gesundheitsvorsorge zu, die um 1,5 Prozent auf 124 Milliarden Euro anstieg. Insgesamt verwalteten die europäischen Versicherer im vergangenen Jahr Kapitalanlagen von 9,8 Billionen Euro, ein Plus zwei Prozent zum Vorjahr.

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