Tool der Woche Welche Bank die höchsten Zinsen fürs Tagesgeld bietet

In Zeiten niedriger Zinsen erhalten Sparer nur noch wenig für ihr Geld – besonders beim Tagesgeld. Doch diese Anlageform ist noch immer sehr beliebt. Ein Bankwechsel kann zumindest kurzfristig die Kasse klingeln lassen.

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Tagesgeld ist bei deutschen Sparer nach wie vor sehr beliebt - obwohl die Zinsen niedrig sind. Quelle: dpa

Frankfurt Die richtige Geldanlage ist ein Thema, das deutsche Sparer in diesen Tagen mehr denn je vor große Herausforderungen stellt. Wie und wo soll das Geld gewinnbringend angelegt werden? Schließlich sind die Zinsen so niedrig wie noch nie. Eine Form der Geldanlage ist bei deutschen Sparern aber nach wie vor beliebt: das Tagesgeld. Diese Erkenntnis bestätigt auch jüngst eine Studie des Internetvergleichportals „Tagesgeldvergleich.net“. Demnach beträgt die Verzinsung beim Tagesgeld im Schnitt zwar nur 0,18 Prozent. Aber das Neugeschäft der Banken im Bereich der täglich fälligen Einlagen erreichte im Oktober ein Rekordniveau von etwa 1,3 Billionen Euro.

Beim Vergleich der Neukundenzinsen für 124 Tagesgelder zeigte sich auch, dass die Verzinsung im Tagesgeldbereich immer mehr sinkt. Im September waren es ebenfalls 0,18 Prozent, davor monatelang 0,21 Prozent. Vor einem Jahr bekamen Sparer noch 0,26 Prozent für eine Anlagensumme von 5000 und 0,24 Prozent für 50.000 Euro. Das letzte Mal, dass eine Eins vor dem Komma stand, war im April 2013.

Das liegt vor allem an der Politik der Europäischen Zentralbank (EZB). Der Leitzins liegt an der Nullgrenze und drückt damit auch die Zinsen fürs Tagesgeld. Max Herbst von der Frankfurter Finanzberatung FMH rechnet nicht mit einer zeitnahen Erhöhung der Tagesgeldzinsen, solange die EZB den Leitzins nicht anhebt. Seine Beratungsfirma kommt sogar auf einen noch niedrigeren Durchschnittszinssatz, nämlich 0,14 Prozent. Die FMH hat in ihrem Vergleich eine andere Verteilung der Banken gewählt. 20 Prozent der Angebote kommen von Direktbanken, jeweils 17 Prozent von Sparkassen und von Raiffeisen- und Volksbanken, knapp ein Zehntel von Geschäftsbanken und 37 Prozent von sonstigen Banken.

Warum also ist Tagesgeld noch immer so beliebt? Mario Hess, Leiter Presse und Öffentlichkeitsarbeit bei Franke-Media.net, der Firma, die die Vergleichsstudie herausgebracht hat, sagt: „Die Deutschen sind es gewohnt zu sparen. Und der typische deutsche Sparer ist eher konservativ und sicherheitsbedacht.“ Beim Festgeld sei es nicht so schnell möglich, wieder an das Geld zu kommen. Das meint auch Max Herbst: „Die Deutschen bunkern extrem viel Geld im täglich verfügbaren Anlagenbereich. Sie wollen einfach an ihr Geld kommen, um schnell reagieren zu können, wenn die erhoffte bessere Geldanlage kommen sollte.“ Das sei etwa der Fall, wenn Aktienkurse stark steigen.

Doch die niedrigen 0,18 Prozent sind nur ein Durchschnittswert. Auch in Zeiten niedriger Zinsen können Anleger noch ein bisschen Rendite mit ihrem Geld verdienen – wenn sie sich die richtige Bank suchen. Bei welcher Bank es die meisten Zinsen für welche Anlagensumme gibt, können Leser mithilfe des Handelsblatt-Rechners herausfinden.

Laut der Tagesgeldvergleich.net-Studie garantiert derzeit lediglich eine Bank ihren Neukunden noch 1,0 Prozent Zinsen pro Jahr beim Tagesgeld: die Consorsbank. Allerdings gilt das nur für Neukunden in den ersten sechs Monaten. Der Anschlusszins beträgt nur 0,05 Prozent. Tagesgeldvergleich.net empfiehlt deshalb einen Wechsel nach Ablauf der Zinsgarantie.

Ob der Wechsel wirklich sinnvoll ist, hängt von der Anlagensumme ab. „Wenn Sie im nächsten Jahr einen teuren Urlaub machen oder ein Auto kaufen und noch viel Geld kurzfristig anlegen wollen, lohnt sich das in jedem Fall“, sagt Max Herbst. Ansonsten empfehle er eine Bank, bei der sich der Zinssatz für Bestandskunden nicht stark ändert. Ein Rechenbeispiel: Bei 50.000 Euro etwa lohnt sich ein Wechsel, in den ersten sechs Monaten bekommen Anleger etwas mehr als 40 Euro Zinsen monatlich. Das sind 250 Euro bis zum Ablauf der Zinsgarantie. Wer aber lediglich 5000 Euro anlegt und nur 25 Euro Zinsen gutgeschrieben bekommt, kann direkt zu einer anderen Bank gehen. Dort ist der Zinssatz niedriger, aber konstant.

Max Herbst empfiehlt daher die Akbank, eine türkische Bank mit deutscher Bankenlizenz, bei der Sparer einen Tagesgeldzins von 0,7 Prozent erhalten. Auch Mario Hess hat neben der Consorsbank noch einen weiteren Tipp: ausländische Geldhäuser. Die Renault Bank aus Frankreich sei mit einem Zinssatz von ebenfalls 0,7 Prozent seit 2013 immer über dem Schnitt gewesen, sagt Hess. Auch die LeasePlan Bank aus den Niederlanden bietet noch höhere Zinsen: 0,45 Prozent.

Wegen des sinkenden Zinsniveaus in Deutschland werden Tagesgeldangebote bei Banken im europäischen Ausland immer lukrativer. Vor allem ausländische Direktbanken haben Kostenvorteile gegenüber Filialbanken, weil eine Kontoführung meist nur online oder telefonisch möglich ist und eine persönliche Beratung in Filialen nicht angeboten wird. So könnte auch der deutsche Sparer, der auf Sicherheit bedacht ist, zufrieden sein – und das trotz anhaltender Niedrigzinsen.

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