
Die privaten Krankenversicherer nutzen die Einführung der Unisex-Tarife, um ihre Vertragsbedingungen zu verbessern. Das meldete die Frankfurter Allgemeine Zeitung in ihrer neuesten Ausgabe. Mit den neuen Policen würden viele Anbieter den Leistungsumfang vergrößern. Davon profitieren vor allem Patienten mit psychischen Erkrankungen und Suchterkrankungen: Die meisten Anbieter planen, die Stundenzahl für eine ambulante Psychotherapie von 30 Stunden auf mindestens 50 Stunden zu erhöhen. Bei Suchterkrankungen würden drei, statt bislang nur einer Entgiftungskur zum Standard.





Auch soll es in der Zukunft einfacher werden, in eine private Krankenversicherung aufgenommen zu werden. So will der Marktführer Debeka künftig jeden Arbeitnehmer ungeachtet seines Gesundheitszustands aufnehmen. Voraussetzung: Der Antrag soll innerhalb von sechs Monaten gestellt werden, nachdem die Versicherungspflichtgrenze überschritten wird. Die Versicherung erstreckt sich auch auf die Familienangehörigen. Dabei soll der Risikozuschlag für diese Kunden auf höchstens 30 Prozent begrenzt werden. Leistungsausschlüsse soll es nicht geben.
Die neuen Tarife unterscheiden sich im Detail: So hatte der Deutsche Ring zum Beispiel knüpft die Aufstockung der Psychotherapie ab der 31. Stunde an eine Prüfung und eine neue Leistungszusage. Eine Zusage ist auch für ausgeweitete Entziehungskuren erforderlich. Hilfsmittel von über 1000 Euro würden über die Versicherten bezogen. Die Hallesche erhöht den Umfang ohne Einschränkung in allen ihren Tarifen und führt für alle Policen den offenen Hilfsmittelkatalog ein.
Vorsorge
Trotz ausgeweiteter Leistungen: Die neuen Unisex-Tarife treiben die Versicherungsbeiträge in die Höhe - weil die Versicherer mit einem niedrigeren garantierten Rechnungszins von 2,75 statt 3,5 Prozent rechnen müssen. Dieser Effekt wird aber begrenzt, weil es für Inhaber einer alten Police somit weniger attraktiv würde, vom alten, zum neuen Tarif zu wechseln. Die Hallesche senkt deshalb diesen Zins sogar auf 2,5 Prozent. Hanse Merkur und die Bayerische Beamtenversicherung haben signalisiert, dass sie den Rechnungszins von 3,5 Prozent beibehalten wollen.