Unisex-Tarife Augen auf beim Versicherungsabschluss

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Neue Versicherungswelt

Versicherung ausfüllen Quelle: dpa/dpaweb

Nun wird allerdings die komplette Versicherungswelt auf Unisex umgekrempelt. Männer zahlen dann gegenüber alten Tarifen weniger für die Risikolebensversicherung, müssen dagegen mehr für ihre private Krankenversicherung aufwenden. Der Finanzvertrieb MLP errechnete für einen 35-jährigen Mann, dass er im neuen Unisex-Tarif der PKV 21 Prozent mehr zahlen muss als in einem vergleichbaren, alten Tarif. Für ihn würde es sich demnach lohnen, noch vor dem 21. Dezember einen alten Tarif abzuschließen.

„Seit Monaten erhalten wir von unseren Kunden Fragen, wie sich die Beiträge in den neuen Einheitstarifen im Vergleich zu alten, bereits auf dem Markt befindlichen, Tarifen entwickeln werden“, sagt Manfred Bauer, Produktvorstand bei MLP. Um ihnen genauere Anhaltspunkte geben zu können, hätten die hauseigenen Versicherungsmathematiker die Beitragsveränderungen berechnet.

MLP hat dazu die aktuellen Tarifangebote branchenweit nach Prämienunterschieden zwischen Männern und Frauen durchleuchtet. Aus den Beiträgen der Tarife mit dem jeweils kleinsten und größten Prämienunterschied zwischen den Geschlechtern haben die Versicherungsmathematiker eine Durchschnittsprämie kalkuliert. Ausgehend von diesem Durchschnittswert wurde dann jeweils berechnet, wie teuer ein Unisex-Tarif wäre.

Beispiel: Eine 35-jährige Frau ist privat krankenversichert. Sie hat die Wahl zwischen ihrem alten Tarif und einem neuen Unisex-Tarif. Wäre sie bei der Gesellschaft versichert, bei der der Unterschied zwischen den Prämien für Männer und Frauen im alten Tarif am größten ist, würde sie im Unisex-Tarif 6,2 Prozent sparen. Bei der Versicherung mit der geringsten Beitragsdifferenz in den Alt-Tarifen, läge die Ersparnis nur bei 1,3 Prozent. Die durchschnittliche Ersparnis beträgt damit laut MLP rund vier Prozent. Für Frauen würde es sich also rechnen, auf den neuen Tarif zu warten.

Keine Panik vor dem Einheitstarif

Grundsätzlich gilt: Je stärker sich die Geschlechterzusammensetzung gegenüber den alten Tarifen ändert, desto größer ist der wahrscheinliche Beitragszuwachs. Bei der MLP-Hochrechnung wurde unterstellt, dass im Einheitstarif künftig 80 Prozent der Kunden zu dem Geschlecht gehören, das für den Versicherer höhere Kosten verursacht – weil der Neuabschluss einer Police für sie relativ attraktiver wäre oder weil sie aus einem alten, für sie teureren Tarif wechseln würden. Bei Kfz-Versicherungen wären 80 Prozent der Versicherten im neuen Unisex-Tarif Männer, weil sie dort weniger zahlen müssten. Die übrigen 20 Prozent wären Frauen, deren Prämie im Einheitstarif höher wäre. Das Verhältnis von 80 zu 20 Prozent, das die Attraktivität der neuen Tarife mindert, weil die Versicherer höhere Risiken schultern müssten, scheint auf den ersten Blick hoch gegriffen. „Aber Versicherer sind auch per Gesetz gehalten, vorsichtig zu kalkulieren – denn auf ihre Stabilität muss sich der Kunde auch in der neuen Tarifwelt verlassen können“, sagt MLP-Vorstand Bauer.

Wie groß die Beitragsersparnis in der Praxis sein wird, hängt vom tatsächlichen Mischungsverhältnis zwischen Frauen und Männern in den Unisex-Tarifen ab. Die Quote lässt sich nur schätzen und ist stark abhängig vom jeweiligen Versicherungsprodukt. Als 2006 der Unisex-Tarif für Riester-Policen eingeführt wurde, verringerte sich bei den Riester-Verträgen der Allianz der Anteil der Männer nur von 47 auf 45 Prozent.

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