US-Anbieter Fidelity Bitcoin für die Rente – was davon zu halten ist

Sparen wir künftig mit dem Bitcoin fürs Alter? Quelle: REUTERS

In den USA können Kunden von Fidelity künftig mit Bitcoin für ihre Altersvorsorge sparen. Für die Kryptowährung ist das ein weiterer Schritt zum Mainstream-Asset – für die Sparer eine riskante Wette auf die Zukunft.

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Kursstürze um zehn Prozent und mehr? Bei Kryptowährungen wie dem Bitcoin sind solche Kursbewegungen, ob nach oben oder nach unten, fast so etwas wie Alltag. Klingt auf den ersten Blick nicht nach einer sicheren Geldanlage für die Rente.

Trotzdem bietet mit Fidelity nun der erste große Pensionsfonds in den USA seinen Kunden an, einen Teil ihrer Altersvorsorge in Bitcoin zu investieren, die größte und älteste Kryptowährung. Das Angebot richtet sich an rund 23.000 US-Arbeitgeber, die ihren Mitarbeitern über Fidelity betrieblich geförderte Altersvorsorge-Sparpläne anbieten. Deren Mitarbeiter können ab Mitte des Jahres auch Bitcoin kaufen und mit den Coins im Depot für die Rente sparen.

Man erwarte, so Fidelity, dass die Blockchain, also das dezentrale Datenprotokoll, auf dem der Bitcoin basiert, in der Zukunft eine wichtige Rolle in der Finanzwelt spielen wird. An dieser Entwicklung sollen die Fidelity-Pensionssparer künftig teilhaben können.

Der Schritt ist insofern bemerkenswert, da die US-Regierung Anbieter von Pensionsfonds erst kürzlich davor gewarnt hat, Kryptowährungen als Teil der Altersvorsorge einzusetzen. Damit müsse man aufgrund der hohen Schwankungen „extrem vorsichtig“ sein.

Denn im Vergleich zu anderen Assetklassen sind Kryptowährungen immer noch hochgradig volatil. Selbst beim Schwergewicht Bitcoin mit seinem aktuellen Volumen von 754 Milliarden Dollar können Experten die Kursentwicklung selten vorhersagen. Nach dem bisherigen Allzeithoch im November vergangenen Jahres halbierte sich der Wert des digitalen Coins nahezu, und das innerhalb von nur etwas mehr als zwei Monaten. Seit Anfang dieses Jahres verläuft der Kurs seitwärts und pendelt rund um die Marke von 40.000 Dollar.

Eine risikoarme Altersvorsorge sieht anders aus. Ein paar Sicherheitsvorkehrungen baut Fidelity deshalb auch in das Angebot ein. So will der Vermögensverwalter nur eine begrenzte Zahl an Käufen und Verkäufen zulassen. Auch die Preise im Depot sollen nur einmal am Tag aktualisiert werden – für wildes Spekulieren ist das Altersvorsorgedepot schließlich nicht gedacht.

Wer nicht Zocken will, sondern langfristig an die Technologie hinter Kryptowährungen glaubt, an dezentrale Finanzmärkte und die Blockchain, für den könnte die Bitcoin-Rente trotz ihrer Risiken interessant sein.

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von Philipp Frohn, Saskia Littmann

Grundsätzlich zeigt das Angebot von Fidelity, dass gerade der Bitcoin als die dem Volumen nach größte Kryptowährung allmählich im Mainstream der Geldanlage ankommt. Immer mehr institutionelle Investoren legen einen Teil ihres Vermögens in Bitcoin, Ether und Co. an.

Fidelity ist längst nicht der erste Anbieter, der auf Bitcoin für die Altersvorsorge setzt. Schon Ende März 2021 wurde bekannt, dass der KiwiSaver Growth Strategy, ein 350 Millionen Dollar schwerer Rentenfonds aus Neuseeland, rund fünf Prozent seines Vermögens in Bitcoin investiert hat. Chefinvestor James Grigor erklärte damals, wer in Gold investiere, der könne auch Bitcoin für die Altersvorsorge halten. Beide Assets hätten ähnliche Eigenschaften.

Für die Kiwi-Anleger dürfte die Renten-Bilanz bisher tatsächlich positiv ausfallen. Im Gegensatz zu den Fidelity-Sparern hat der Fonds schon im Oktober 2020 in Bitcoin investiert, als der Kurs der Kryptowährung noch bei gerade einmal 10.000 Dollar stand.

In Deutschland sind Pensionskassen noch sehr zurückhaltend, was den Bitcoin angeht. Kein Fondsmanager kann es sich leisten, die Renten der Anleger mit digitalen Coins zu verzocken.
Solange der Kauf von Bitcoin und Co. bei ranghohen Finanzmanagern dem „Gang ins Casino“ (Sparkassenpräsident Helmut Schleweis) gleicht und der Bitcoin-Markt als „ziemlich verrückt“ (Allianz-Chef Oliver Bäte) gilt, dürfte es noch eine gute Weile dauern, bis Bitcoins in deutschen Altersvorsorge-Depots landen.

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Dabei gibt es sogar ein prominentes Vorbild: Mit dem norwegischen Staatsfonds investiert auch der größte Pensionsfonds der Welt in Bitcoin. Allerdings nur indirekt. Der Fonds hält sowohl Aktien vom E-Autohersteller Tesla als auch vom Softwareriesen MicroStrategy. Beide Unternehmen halten einen nennenswerten Teil ihres Firmenvermögens in Form von Bitcoin.

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