Vergleich Private Krankenversicherungen Günstige PKV-Tarife in schwierigen Zeiten

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PKV-Versicherte wechseln vermehrt in die GKV

Auch in der Union gibt es Kritik. So will Minister Spahn erreichen, dass Ärzte Privatpatienten bei Terminen nicht bevorzugen. Für die PKV fiele ein Verkaufsargument weg. Zudem wird in Berlin diskutiert, Betriebsrenten von Beiträgen zur GKV zu entlasten. Bisher müssen Rentner auf ihre Betriebsrente sowohl den Arbeitnehmer- als auch den Arbeitgeberbeitrag in der Krankenversicherung zahlen. Ohne diesen Nachteil wäre die GKV für Rentner attraktiver.

4. Mitglieder flüchten

Die PKV entwickelt sich uneinheitlich. Laut Branchendienst „map-Report“ büßten 2017 die DKV (minus 19.790), Central (minus 9260) und Bayerische Beamtenkrankenkasse (minus 7700) die meisten Mitglieder ein. Bei der Huk-Coburg blieb die Zahl der Versicherten 2017 nahezu konstant.

...und steigende BeiträgeBeitragseinnahmen der PKV* * ohne PflegeversicherungQuelle: PKV-Verband

Versicherer, die knapp kalkuliert haben, geraten in einen Teufelskreis. Heben sie die Prämien der älteren Versicherten an, flüchten diese aus teuren Tarifen oder wechseln zur GKV. Schrauben sie an den Einstiegsprämien, bricht das Neugeschäft weg. Um das zu verhindern, geben Axa, Signal Iduna oder HanseMerkur Beitragsgarantien für Neukunden. Allerdings nur bis Ende 2019.

Die PKV-Lobby fordert, die Einkommensgrenze zu senken, ab der Versicherte von der GKV zu den Privaten wechseln können. Berlin will davon nichts wissen. Im Gegenteil: 2019 soll die Einkommensgrenze von 59.400 auf 60.750 Euro pro Jahr steigen.

5. Kosten schießen nach oben

Die Leistungen in der PKV-Vollversicherung (plus 2,4 Prozent) wuchsen zuletzt schneller als die Beitragseinnahmen (plus 1,3 Prozent). Ärzte und Kliniken rechnen Leistungen für Privatpatienten teurer ab. Hochgerechnet bringen ihnen Private 13 Milliarden Euro Mehrumsatz. Dank PKV ist das deutsche Gesundheitssystem üppig mit Apparaten ausgestattet. Die wollen ausgelastet sein. Deutschland liegt etwa bei MRT-Untersuchungen und Hüftoperationen pro Patient weltweit an Nummer zwei. Viel hilft jedoch nicht viel – gemessen an der Lebenserwartung, reicht es für Deutschland nur für Platz 25 unter 34 OECD-Staaten.

Die Versicherer prüfen Arztrechnungen jetzt genauer und lehnen Leistungen häufiger ab. Allerdings sind sie dabei an ihre Tarife gebunden. Erst bei neuen Tarifen können die privaten Krankenversicherer über restriktivere Konditionen die Ausgaben drücken. Da aber kaum neue Versicherte hinzukommen, wird dies Jahrzehnte dauern.

Versicherte müssen daher entweder mit mehr Stress bei der Kostenabrechnung oder mit stärker steigenden Prämien rechnen.

6. Versicherer blockieren Wechsel

Viele Versicherte, denen die PKV-Prämie zu hoch ist, wollen ihren Tarif wechseln. Laut Gesetz müssen Versicherer ihnen Alternativen anbieten. „Oft sind es jedoch Tarife, in die Versicherte auf keinen Fall wechseln sollten“, sagt Stefan Albers, Berater aus Montabaur. Meist müssten sie selbst mehr zuzahlen, wenn sie krank werden. Kurzfristig sinkt so der Beitrag, langfristig steigen die Prämien schneller, weil solche Tarife weniger Rückstellungen bildeten.

Wechsel, die sich auszahlen, blockieren die Versicherer dagegen häufig. So bei Hans-Uwe Caspers*. Der 68-Jährige will bei seinem Versicherer in einen leistungsstärkeren und sogar 13 Euro günstigeren Tarif wechseln. Derzeit zahlt er 436 Euro monatlich. Beim neuen Tarif müsste er für Termine beim Spezialisten nicht zuvor zum Hausarzt gehen. Zudem muss er nur bei Medikamenten und Verbandsmaterial einen Teil selbst zahlen, nicht aber beim Arzthonorar. Der Versicherer jedoch verlangt für den Wechsel einen 480-Euro-Risikozuschlag – pro Monat. Der neue Tarif leiste mehr als der alte und Caspers sei kränker geworden.

Viele Versicherte scheuen den Wechsel wegen einer Gesundheitsprüfung. Leistet der neue Tarif mehr als der alte, müssen Versicherte ihre Krankenakte offenlegen. „Dabei geht es nur um Krankheiten, die mit der Mehrleistung zu tun haben“, sagt Oliver Beyersdorffer, Versicherungsberater aus Waiblingen. Die Angst der Wechselwilligen, der Versicherer werde sie komplett durchleuchten, sei unbegründet. Rentner Caspers lässt sich denn auch nicht abschrecken. Er sieht gute Chancen, in seinen Wunschtarif wechseln zu können. Ohne hohen Zuschlag und notfalls vor Gericht erzwungen.

Wie das Analysehaus Softfair die 220 PKV-Tarife geprüft hat.

Die Tarifkombination des Versicherers SDK heißt AM30, S1, Z9, TA 6, PPN. Alles klar? Ähnlich kryptisch wie die Produktnamen sind auch die Versicherungsbedingungen. Harmlos klingende Klauseln können viel Geld kosten. Das Analysehaus Softfair hat 220 Tarifkombinationen bewertet. Zunächst sortierte Softfair die Tarife in drei Klassen: Einsteiger, Komfort und Premium. Innerhalb dieser Klassen gab es pro Tarif maximal 5000 Punkte, verteilt auf die Kategorien Stationär, Zahn, Ambulant und allgemeine Bedingungen. Dabei analysierte Softfair für jede Tarifkombination 43 Merkmale. Bewertet wurden etwa der Gebührensatz, zu dem ein Arzt abrechnen darf, Zahl der Betten im Krankenhauszimmer und Erstattungssätze für Zahnersatz.

Die Leistungspunkte für Stationär, Zahn und Ambulant wurden einfach, die für allgemeine Bedingungen mit dem Faktor 0,3 gewichtet. Zu den allgemeinen Konditionen gehören beispielsweise ermäßigte Beiträge in der Elternzeit. Für das Niveau in den vier Leistungskategorien gab es farbige Punkte (siehe Tabelle Seite 93). Grün steht für ein hohes Niveau, Orange für mittelmäßig, Rot für ein niedriges Niveau.

Die Leistungspunkte eines Tarifs wurden mit dem Faktor sieben gewichtet, die Höhe der Beiträge mit Faktor drei – und beides ins Verhältnis gesetzt. Die Tarife mit dem besten Preis-/Leistungsbewertung bekommen fünf Sterne.

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