Verkehrte (Finanz-)Welt
Staaten wie Mexiko verfügen über ein großes Gewicht im maßgeblichen Rentenindex. Graffiti in Tuxtla (Mexiko)  Quelle: dpa

Mehr Rendite mit Lokalwährungen

Renteninvestoren kämpfen mit Ertragsproblemen. Der Blick in die Ferne könnte Abhilfe schaffen, Anleihemärkte weltweit bieten attraktive Zinseinkünfte. Es ist Zeit für den Einstieg.

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„Jammern ist des Kaufmanns Gruß“, lautet ein bekanntes Bonmot. Momentan trifft dieses Sprichwort auch auf die Gilde der Rentenfondsmanager zu. Sie beklagen die ultratiefen Zinsen, die ihnen höhere Renditen verwehren.

Für die bekannten Anleihesegmente stimmt das auch. Und das Problem verschärft sich. Bislang gelang es nämlich, sinkende Zinsen durch steigende Kurse zu kompensieren. Nun heißt es jedoch: „Endstation, der Zug wendet jetzt.“ Der kräftige und lang anhaltende Aufschwung veranlasst die Notenbanken zur Umkehr. Langsam aber stetig steigen sie aus der ultraexpansiven Geldpolitik aus. Deutet vieles auf eine Zinswende hin, steigen auch die Kapitalmarktrenditen – eine schlechte Nachricht für die Inhaber von Langläufern. Höhere Zinsen bedeuten für sie zunächst einmal empfindliche Kursverluste.

Anleger sind dem aber keineswegs schutzlos ausgeliefert. Wer sich Mühe gibt, findet auch heute ertragreiche Wertpapiere, die hohe laufende Zinseinkünfte bieten. Insbesondere Lokalwährungsanleihen gewinnen in diesem Umfeld zunehmend an Bedeutung.

Zur Person

Lokalwährungen werden besser abschneiden

Viele Kapitalmarktteilnehmer nehmen davon aber noch wenig Notiz. Das hat Gründe: Indexfonds (ETFs) und andere Großanleger wollen in kurzer Zeit enorme Summen umschichten und investieren daher sehr selektiv. Geht es beispielsweise um Schwellenländer, vertrauen diese Investoren auf wenige liquide Rentenmärkte wie Brasilien, Mexiko oder Südafrika. Diese Staaten verfügen über ein großes Gewicht im maßgeblichen Rentenindex. Gerade deshalb lauern dort hohe Risiken. Taumelt die Wirtschaft, steigen viele Auslandsinvestoren zeitgleich aus. Empfindliche Markteinbrüche können die Folge sein, wie zuletzt das Jahr 2013 gezeigt hat.

Lutz Röhmeyer, CFA, ist Portfoliomanager der LBB-INVEST und Mitglied der CFA Society Germany. Quelle: PR

Glücklicherweise bietet das Segment der Lokalwährungsanleihen wesentlich facettenreichere Anlagechancen. Um sie zu erschließen, müssen Investoren jedoch Fleiß zeigen und nicht nur eine Handvoll Volkswirtschaften beobachten. Unterziehen sie sich dieser Mühe, können sie extrem breit diversifizierte Portfolios mit überzeugenden Eckdaten auf die Beine stellen. Deren wesentliche Merkmale: kontinuierlich hohe Zinseinkünfte, kurze Durationen und Bonitäten im A-Bereich. Derzeit sind in dem Segment Ablaufrenditen von anderswo unerreichbaren acht Prozent darstellbar.

Als zuverlässige Emittenten erweisen sich Förderbanken und Unternehmen mit implizierter Staatsgarantie. Die von diesen Emittenten platzierten Zinstitel weisen häufig bessere Bonitäten auf, als die Staatsanleihen des betreffenden Landes. Solche Effizienzen lassen sich nutzen, um robuste Portfolios zu konstruieren.

Auf Risikostreuung achten

Hohe Zinsen gibt es natürlich nicht umsonst. Jeder Emittent beinhaltet ein Bonitätsrisiko. Anleger sollten daher auf eine breite Streuung achten, um dies abzufedern. Umso mehr gilt das für Währungsrisiken.

Aus ihnen speist sich schließlich der weitaus größte Teil der Schwankungen eines mit lokalen Währungstiteln bestückten Portfolios. Erfahrungsgemäß bauen die attraktiven Zinskupons jedoch auch ein Gegengewicht auf, das solche Unwägbarkeiten kompensieren soll.

Übergreifende Abwertungsschübe erfassen überdies vor allem stark frequentierte Märkte, die von Ausländern dominiert werden. Ist ein Land dagegen überhaupt nicht im maßgeblichen Bondindex vertreten, bleiben Ansteckungseffekte häufig aus. Hinzu kommt, dass möglichen Währungseinbußen auch Aufwertungschancen gegenüberstehen.

„Lassen Sie sich nicht für dumm verkaufen“
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Aktuell überwiegen diese Chancen. Die Erholung der Weltwirtschaft erfasst momentan immer mehr Regionen. Die Schwellenländer stehen heute wesentlich besser da als vor zehn Jahren. Altlasten wurden in zurückliegenden Jahren reduziert. Hinsichtlich Schuldenständen sind die aufstrebenden Nationen sogar im Vorteil; hier halten die Industriestaaten die rote Laterne.

Überdurchschnittliches Wachstumspotenzial sollte die meisten Emittenten zudem in die Lage versetzen, ihre Kredite auch zuverlässig zu bedienen.

Zudem gibt es einen weiteren großen Pluspunkt: Lokale Rententitel werden zunehmend auch von der heimischen Bevölkerung erworben. Steigt der Wohlstand, wächst auch das Bewusstsein für die private Zukunftsvorsorge. Die jungen Altersvorsorgemärkte stabilisieren damit die lokalen Bondmärkte. Damit einhergehend steigen Handelsvolumen und Liquidität. In diesem Punkt konkurrieren Lokalwährungsanleihen inzwischen mit den bei Ausländern immer noch so beliebten langlaufenden Dollarbonds.

Günstiger Einstiegszeitpunkt

All das zeigt: Die Anlageklasse der Lokalwährungsanleihen wird nicht ohne Grund aktuell von vielen Marktteilnehmern entdeckt. Neben den attraktiven Zinserträgen sprechen mögliche Bonitätsverbesserungen und Kursgewinne für das Segment. Potenzial ist reichlich vorhanden. Aktuell existieren europaweit erst wenige Anlagevehikel, die sich auf das Segment spezialisiert haben. Auch der Einstiegszeitpunkt erscheint günstig – bekommen Anleger doch wegen des starken Euros momentan einfach mehr Lokalwährungsanleihen für Ihr Geld. 

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