Vermögensschutz Gold - das bessere Geld

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Plakette auf dem Quelle: REUTERS

Die Schlüsselfrage ist: Wie lange werden Investoren den USA und anderen klammen Staaten zu den aktuell niedrigen Zinsen noch Geld leihen? Besitzern von US-Staatsanleihen bliebe schon nach Abzug der offiziellen, mehrfach durch Berechnungsänderungen gedrückten Inflationsrate nur eine reale Rendite von einem Prozent. Société-Générale-Stratege Edwards rät Anlegern von langlaufenden Staatsanleihen ab – aus guten Gründen.

Edwards ist ein Außenseiter, noch kaufen Anleger und Überschuss-Staaten weltweit – allen voran China – Staatspapiere. Selbst griechische Bonds gingen zuletzt gut weg, wohl auch, weil Anleger auf EU-Hilfen hofften. Sobald Investoren aber beginnen, den Regierungen die Kreditlinien zu kappen, bleiben denen nur noch die Notenbanken als Käufer der letzen Instanz.

Japan und Großbritannien mit dem Rücken zur Wand

Noch näher am Ruin als die USA ist Großbritannien. Die Bank of England dürfte die erste Zentralbank sein, die ihre Notenpresse erneut anwerfen wird, um die Inselwirtschaft über Wasser und die Londoner City spekulationsfähig zu halten. Auch Japan steht mit dem Rücken zur Wand. Die Staatsschulden konnten dort nur deshalb auf 200 Prozent der Wirtschaftsleistung anschwellen, weil Japans Sparer ihre Regierung fleißig finanzierten. Doch nun braucht die alternde Bevölkerung ihre Ersparnisse für den Ruhestand. Die Regierung wird sich nicht ewig billig finanzieren können. Sollten die Zinsen in Japan steigen, droht dort ziemlich rasch der Staatsbankrott – oder eine hyperinflationäre Abwärtsspirale des Yen.

Wer genau rechnet, sieht auch, dass die Regierungen der Industrieländer ihren Bürgern auch außerhalb ihrer Staatshaushalte ungedeckte Schecks auf die Zukunft ausgestellt haben. Dazu zählen künftige Renten- und Pensionsleistungen, deren Finanzierung in den Sternen steht. Addiert man all diese Verpflichtungen zu den Schulden und setzt diese Summe ins Verhältnis zur Wirtschaftsleistung (BIP), dann sind viele Industrieländer heute schon praktisch insolvent. In den USA betragen die Gesamtschulden gut 500 Prozent des BIPs, in der EU im Durchschnitt rund 450 Prozent, in Deutschland etwa 420 Prozent.

Gold-Skepsis überwiegt - noch

Sichtbar wird Insolvenz aber erst, wenn die Liquidität versiegt. In der Finanzkrise haben die Notenbanken demonstriert, dass sie beliebig Geld und Kredit schaffen können. Gefährlich wird es, wenn die vor allem im Finanzsystem gestaute Liquidität in Umlauf kommt, wenn Preise anziehen und Inflationserwartungen sich verfestigen. Dann wird sich die Umlaufgeschwindigkeit des Papiergelds schlagartig erhöhen, weil Menschen, weitere Inflation fürchtend, sich rasch von ihm trennen wollen. Spätestens dann wird die Investment-Nachfrage nach Gold steil ansteigen.

Noch, und das ist beruhigend für Gold-Anleger, steht die Masse dem gelben Metall kritisch gegenüber: "Gold, hören Sie auf damit, das hat doch keinen Nutzen." Christoph Bruns reagiert gereizt auf das Stichwort. Gold sei keine dynamische Anlageklasse, überhaupt kein Vergleich zu Aktien, sagt der ehemalige Star-Fondsmanager von Union Investment, heute Vorstand des Oldenburger Investmenthauses Loys. Genüsslich zitiert Bruns einen Spruch aus der Phrasenkiste von Warren Buffett: Auch der erfolgreichste Investor aller Zeiten sehe keinen Nutzen "in einem Metall, das irgendwo in Afrika aus dem Boden gebuddelt, danach eingeschmolzen und in Barren gegossen wird" – nur um dann in einem anderen Loch vergraben und teuer bewacht zu werden. „Jemand, der dies vom Mars aus beobachtet, würde sich am Kopf kratzen.“ Buffett-Verehrer Bruns wertet das zunehmende Interesse an Gold deshalb als „Aufmerksamkeitsanomalie“.

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