Vermögenswirksame Leistung Das Arbeitgebergeschenk optimal anlegen

Hab ich nicht gewusst, zu kompliziert, lohnt sich nicht: Viele Beschäftigte verzichten auf bares Geld, das ihr Chef zur Vermögensbildung beisteuern müsste. Und wer einen Vertrag hat, verschenkt Rendite. Es ist an der Zeit, das zu ändern.

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Hinter dem Begriff der Vermögenswirksamen Leistungen verbirgt sich ein Geldgeschenk vom Arbeitgeber. Beschäftigte haben gesetzlichen Anspruch auf bis zu 40 Euro monatlich, wenn sie sie für mindestens sechs Jahre zum Vermögensaufbau ansparen Quelle: dpa

Billig tanken macht mir Spaß, beim Einkauf im Supermarkt achte ich auf die Preise. Und wegen dieser gewissen Sparsamkeit ärgert es mich, dass ich meinem Arbeitgeber Geld schenke: In sechs Jahren immerhin 1.224 Euro. Der Betrag wäre zusammengekommen, wenn mein Arbeitgeber seinen Zuschuss zu meinen vermögenswirksamen Leistungen, kurz VL, gezahlt hätte.

Auf diese Finanzspritze haben rund 23 Millionen Angestellte und Auszubildende, aber auch Beamte und Soldaten Anspruch. Tatsächlich nehmen das Geld aber nur etwa 14 Millionen. Die individuelle Höhe und die Anlageklassen, in die VL fließen, sind in Tarifverträgen und Besoldungsgesetzen geregelt. Der Arbeitgeber zahlt einen Beitrag zwischen 6 und 40 Euro monatlich, der Arbeitnehmer muss selbst keinen Eigenanteil aus dem Nettogehalt dazuschießen, er kann es aber. Liegt das zu versteuernde Einkommen des VL-Sparers im Jahr unter 20.000 Euro (Verheiratete 40.000 Euro), belohnt der Staat die Sparanstrengungen mit der Arbeitnehmersparzulage von bis zu 80 Euro jährlich. Deutschland gibt dafür im Jahr rund 78 Millionen Euro aus. Weil viele Arbeitnehmer mehr als 20.000 Euro verdienen und die Sparzulage nicht bekommen, ist der Irrglaube, VL gäbe es für sie nicht oder würden sich nicht lohnen, weit verbreitet. Fakt ist aber: Auch Besserverdiener bekommen VL. Es geht zwar nur um kleine Beträge, aber über Jahre können so Tausende von Euro beispielsweise für die Altersvorsorge oder größere Anschaffungen zusammenkommen.

VL-Fonds-Favoriten mit deutschen und europäischen Aktien

Ein VL-Vertrag läuft maximal sieben Jahre rückwirkend ab dem 1. Januar des Jahres, in dem die erste Einzahlung erfolgt. Sechs Jahre wird eingezahlt, anschließend ruht der Vertrag ein Jahr und ist dann ab dem 1. Januar des darauffolgenden Jahres frei verfügbar. Wer keine Arbeitnehmer-Sparzulage bekommt, kann sogar jederzeit ans Geld. Die VL können in Bausparverträge, Fonds- und Aktiensparpläne oder in Genussrechte des Unternehmens fließen, in dem man arbeitet.

Viele verschenken das Geld – weil sie erwarten, dass alles automatisch läuft, oder weil sie im Wirrwarr von Riester- und Rürup-Verträgen, Betriebsrente sowie Direktversicherung die VL ganz aus den Augen verloren haben.

Vor- und Nachteile von VL-Investmentfonds

Selber machen

Auf Unterstützung können Anleger kaum zählen. "VL steht heute in der Konkurrenz zu vielen anderen Anlagearten. Die betriebliche Altersvorsorge ist bei Unternehmen beliebter, weil sie ein Instrument zur Mitarbeiterbindung ist", sagt Stefan Fritz, Chef der auf Arbeitnehmerbeteiligung spezialisierten Beratung Mit-Unternehmer.com. Auch Banken bieten VL-Verträge nicht mehr so offensiv an wie noch vor Jahren, weil sie mit Riester-Verträgen über einen längeren Zeitraum Geld verdienen können. Also müssen Anleger das Thema selbst beherzt angehen.

Auch bei einem VL-Check unter WirtschaftsWoche-Kollegen, in einer Zielgruppe, bei der ein gewisses Interesse an Gelddingen vorausgesetzt werden könnte, tun sich Lücken auf. Sei es aus Bequemlichkeit, sei es wegen der relativ geringen Beträge: Einige wissen nicht einmal, ob sie einen Bauspar- oder Fondssparvertrag mit VL-Zuschüssen besparen. Nur wenige haben den Namen des Fonds parat, in den sie einzahlen. Viele kaufen die Fondsanteile zu teuer, weil ihnen monatlich noch ein Ausgabeaufschlag abgezogen wird, den der Bankberater kassiert. Einer hat es "immer verpennt, mal auszusteigen", und bespart seit Jahren einen Aktienfonds, obwohl er weiß, dass sich der im Vergleich zu Konkurrenten schlecht entwickelt hat. Mit ein paar Veränderungen wird mehr aus dem Geld.

Vor- und Nachteile der Altersvorsorge mit VL

Persönlich weiß ich: Einen VL-Vertrag abzuschließen ist keine Kunst. Zweimal habe ich das schon hinter mir.

Der erste war ein Bausparvertrag. Er sollte mir im Voraus günstige Kreditzinsen für einen späteren Wohnungskauf sichern, so ein beliebtes Verkaufsargument. In der Zeit, in der sie sparen, bekommen Anleger allerdings nur wenig Zinsen – aktuell zwischen 0,5 und 1,0 Prozent. Weil ich damals eine Banklehre machte, musste ich zumindest keine Provision zahlen, die bei dem mit einer Bausparsumme von 30.000 Mark abgeschlossenen Vertrag dem Verkäufer etwa 300 Mark gebracht hätte. In der Ausbildung kassierte ich die staatliche Förderung und übertrug nach Jahren das angesammelte Geld auf mein Sparkonto. Das Bauspardarlehen mit den günstigen Zinsen brauchte ich nicht und ließ den Anspruch darauf verfallen. Mit anderen Verträgen hätte ich damals vermutlich mehr aus den VL-Zahlungen gemacht.

Mehr Rendite mit Fonds

Was Sparer gegen schlechte Riester-Verträge tun können
Günstiges Produkt wählenUm eine spätere Enttäuschung mit dem Riester-Produkt zu vermeiden, sollten Sie schon vor dem Vertragsabschluss prüfen, welches Produkt passt und was es kostet. Allen Riester-Produkten gemein ist die Kapitalgarantie. Zu Beginn der Auszahlungsphase müssen also zumindest die eingezahlten Beiträge sowie die gewährten staatlichen Zulagen vorhanden sein. Bei den Kosten und den möglichen Renditen gibt es jedoch große Unterschiede, je nachdem, ob Sie zu einer Versicherung, einem Fonds- oder Banksparplan oder zum Wohn-Riester greifen. Viele Experten betrachten Wohn-Riester als die rentabelste Form der staatlich bezuschussten Altersvorsorge. Quelle: Fotolia
Vertrag beitragsfrei stellenWer nicht mehr in seinen Riester-Vertrag einzahlen möchte, weil er sich als unrentabel erweist oder weil einfach das Geld in der Haushaltskasse fehlt, kann seinen Vertrag zunächst beitragsfrei stellen. Dann fließen weder neue Einzahlungen noch staatliche Zulagen in den Vertrag. Die bis zu diesem Tag einzahlten Beiträge und Zulagen bleiben im Vertrag stehen und werden am Ende der Vertragslaufzeit auch mit den aufgelaufenen Zinsen ausgezahlt – Anleger machen also keine zusätzlichen Verluste. Diese Beitragsfreistellung ist auch für Menschen interessant, die sich selbständig machen. Weil Selbständige nicht zur Einzahlung in die gesetzliche Rentenversicherung verpflichtet sind, haben sie keinen Anspruch auf die staatlichen Zulagen. Aber was in den Vorjahren bereits gewährt wurde, geht trotz Beitragsfreistellung auch nicht verloren. Kehrt der Selbständige wieder in ein Angestelltenverhältnis zurück, kann er zudem den ruhenden Vertrag neu aufleben lassen. Quelle: Fotolia
Beiträge reduzierenEine andere mögliche Variante ist es, die Beitragszahlungen zu reduzieren. Das sorgt für Entspannung in der Haushaltskasse, aber die Altersvorsorge wird zumindest weiter angespart. Damit aber auch weiter die staatlichen Zulagen fließen, muss der Riester-Sparer weiterhin mindestens 60 Euro im Jahr – also fünf Euro im Monat – in den Vertrag einzahlen. Sonst gehen die Riester-Zulagen verloren – und damit auch ein wesentlicher Vorteil des Riester-Vertrags. Wer also die fünf Euro nicht mehr aufbringen will oder kann, sollte den Vertrag lieber ganz beitragsfrei stellen oder sogar kündigen – oder eventuell aussetzen (siehe nächstes Bild). Quelle: Fotolia
Beiträge vorübergehend aussetzenWer glaubt, nur vorübergehend nicht das Geld für einen Riester-Vertrag aufbringen zu können, und den Vertrag zu einem späteren Zeitpunkt weiter besparen möchte, muss nicht gleich kündigen. Beim „riestern“ kann sich der Sparer auch eine Auszeit gönnen. Praktisch ist diese Variante vor allem, wenn Elternzeit, Krankheit oder vorübergehende Arbeitslosigkeit das Einkommen schmälern. Bessert sich die Einkommenslage wieder, können die monatlichen Raten wieder aufgenommen werden. Es fehlen dann zum Ende der Laufzeit allerdings die ausgesetzten Einzahlungsmonate, die Ablaufleistung ist entsprechend niedriger. Quelle: Fotolia
Kündigung: Ende mit SchreckenWer ganz aus seinem Riester-Vertrag raus möchte, kann dies grundsätzlich jederzeit tun. Schließlich ist bei allzu schlechter Rendite ein Ende mit Schrecken einem Schrecken ohne Ende vorzuziehen. Allerdings ist eine üppige Kündigungsfrist zu beachten. Sie ist immer nur zum Quartalsende möglich, wenn mindestens drei Monate vorher gekündigt wurde. Bei der Rückzahlung des angesparten Kapitals ist außerdem mit empfindlichen Einbußen zu rechnen (siehe Bild 9). Was zurückgezahlt wird, dürfte deutlich unter der Summe der eingezahlten Beiträge und staatlichen Zulagen liegen. Dafür hat der Sparer wieder mehr monatlichen Spielraum, um Geld auf anderem Wege an die Seite zu legen sowie weniger Papierkram, weil er die Riester-Zuschüsse nicht mehr beantragen muss. Quelle: Fotolia
Vertrag wechselnEtwas anders stellt sich die Situation dar, wenn mit Wirksamwerden der Kündigung gleich ein anderer Riester-Vertrag angespart wird. Das kann sich unter Renditeaspekten durchaus lohnen. Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg hat ausgerechnet, dass bei einer monatlichen Zahlung von 100 Euro und mit einer Laufzeit von 30 Jahren eine nur um einen Prozentpunkt höhere Rendite am Tag der Auszahlung 13.000 Euro Plus ausmacht. Zwar entstehen mitunter nochmal beträchtliche Kosten. Es werden für den Wechsel üblicherweise von 50 bis 125 Euro fällig, im Einzelfall auch deutlich mehr. Allerdings möchte die Bundesregierung die Wechselgebühren in Zukunft auf 150 Euro begrenzen. Quelle: Fotolia
Rechtzeitig neuen Vertrag suchenWer wechselwillig ist, sollte sich zunächst auf die Suche nach einem geeigneten Produkt machen und den alten Riester-Anbieter erst anschließend über seine Wechselabsichten informieren. Dadurch lässt sich vermeiden, dass die Sparsumme samt staatlicher Zulagen zunächst ausgezahlt wird. Stattdessen sollte das Guthaben aus dem Riester-Vertrag gleich in den neuen Vertrag fließen. Wichtig: Der Riester-Sparer ist selbst dafür verantwortlich, dass der aktualisierte Zulagenantrag mit den Daten des neuen Anbieters den Behörden zugeht. Sonst gehen die monatlichen Grundzulagen und Kinderboni verloren. Bei den Rentenversicherungsprodukten ist noch zu beachten, dass zum Jahresbeginn der staatlich garantierte Zins auf die Ersparnisse von 2,25 auf 1,75 Prozent gesenkt wurde. Mitunter lässt sich je nach Produkt und Gesellschaft auch nur die Anlagestrategie ändern, etwa indem der Anleger in einen anderen Riester-Fondssparplan des gleichen Anbieters wechselt. Dann werden keine oder nur geringe Wechselkosten fällig. Quelle: Fotolia

Und deshalb war Vertrag Nummer zwei auch ein VL-Fondssparplan. Den schloss ich 1997 ab, beim Einstieg in den ersten Job nach dem Studium. Ich unterschrieb ihn in einer Deutsche-Bank-Filiale in Berlin Moabit und wählte den Aktienfonds DWS Investa. Dessen Fondsmanagerin Elisabeth Weisenhorn war damals das Aushängeschild der Deutsche-Bank-Tochter DWS. "Diese Frau macht Sie zum Millionär", warb die Gesellschaft, und ich gehörte zu denen, die davon träumten. Der Fonds lag zunächst noch in den Rennlisten ganz vorn. Der Jahrtausend-Crash aber traf ihn mit voller Wucht, Weisenhorn verließ die DWS im Jahr 2000, und ich erlebte mit dem Fonds Höhen und Tiefen. Weil die eingezahlte Summe nicht hoch war, sah ich darüber hinweg, wenn der Depotauszug zum Jahresende mal wieder ein Minus präsentierte. Ich habe den Vertrag erfüllt und das Geld im Depot liegen lassen, als die sechs Jahre vorbei waren. Da ich auf diese Weise die Kursrally zwischen 2004 und 2006 mitgemacht habe, profitierte ich am Ende von der guten Börsenentwicklung.

Eine Auswertung der wichtigsten Fondskategorien durch die Fondsspezialisten von Morningstar zeigt die Unterschiede: Der asiatische Aktienfonds Aberdeen Asian Smaller Companies wäre der erfolgreichste Sparplanfonds der vergangenen sechs Jahre gewesen. Aus den insgesamt eingezahlten 2.880 Euro (40 Euro monatlich) wurden 5.034 Euro – ein Plus von 75 Prozent durch Kursgewinne und Dividenden. Bei einem der schlechtesten, dem Europa-Aktienfonds PEH-Q-Europa, läge der Sparplan ein Drittel unter der eingezahlten Summe. Der beste europäische Aktienfonds für Standardwerte, der Allianz Wachstum Europa, lieferte mit 4.051 Euro viel mehr.

VL-Fonds-Favoriten für weltweite Aktien und Schwellenländer

Ich könnte mir vorstellen, meine VL-Zahlungen ab Dezember in diesen Fonds zu stecken. Dazu muss ich mich aber erst mal kümmern, automatisch läuft da nichts. "In Tarifverträgen steht meistens, dass die VL-Zulage vom Arbeitgeber an den Nachweis eines Vertrages gebunden ist", sagt Berater Fritz. Aber wer liest schon Tarifverträge? Ein Anruf bei der Per- sonalabteilung hilft weiter: Als Teilzeit-Redakteurin bekomme ich zwar nicht den maximal von meinem Arbeitgeber gezahlten Zuschuss von 27 Euro, aber immerhin 17 Euro monatlich. Niemand sollte sich mit dem Hinweis abspeisen lassen, Teilzeitkräften stünden VL-Leistungen gar nicht zu.

Vor- und Nachteile für VL-Bausparer

Wie viel zahle ich ein?

Entweder zahlen Arbeitnehmer nur den Arbeitgeber-Zuschuss in den Vertrag ein, der auf das Bruttoeinkommen aufgeschlagen wird. Sie können aber zusätzlich aus dem versteuerten Einkommen einen Beitrag leisten bis zu einer Gesamteinzahlung von 40 Euro. Bei den vergleichsweise kleinen Beträgen und der mit sieben Jahren überschaubaren Laufzeit, setzt man weniger aufs Spiel, als wenn eine 30-jährige Lebensversicherung abgeschlossen wird.

Uwe Lange, Chef des Finanzvermittlers AVL aus dem schwäbischen Weinstadt, rät: "Das Ziel sollte es sein, langfristig mit VL zu sparen." Mal angenommen, ich hätte schon vor 20 Jahren das VL-Sparen mit dem DWS Investa begonnen und unverdrossen monatlich 40 Euro eingezahlt, wären aus den gesparten 9.600 Euro und einer Rendite von im Schnitt 5,3 Prozent pro Jahr ansehnliche 16.840 Euro geworden.

Vor- und Nachteile von VL-Wohnungsbau-Krediten

Hauke Reimer ist auf einem guten Weg dorthin. Der Leiter des WirtschaftsWoche-Geldressorts hat seinen ersten VL-Vertrag einfach weiterlaufen lassen. Zufrieden ist er allerdings nicht. Zerknirscht muss er feststellen, dass er auf den falschen Aktienfonds gesetzt hat. Der Frankfurter-Sparinvest Deka, von der Sparkassen-Fondsgesellschaft Deka speziell für die Frankfurter Sparkasse aufgelegt, war eine miserable Wahl. Der Fonds läuft seit Jahren schlechter als der Dax. Ratingagenturen geben ihm schlechte Noten: Bei Morningstar hat er nur einen von fünf Sterne, von Feri Rating erhält er in einer Skala von A bis E die zweitschlechteste Note D. Es dürfte nicht schwerfallen, einen besseren Fonds zu finden.

Erkennbare Schwäche

Zehn Szenarien für 2013 - und was sie für Anleger bedeuten
Der Euro wird überlebenDie europäische Währung, Dauerpatient auf der Intensivstation, wird bis 2013 nicht sterben - davon gehen jedenfalls die Analysten der Research-Abteilung von HSBC Trinkaus aus. Ihre Prognose begründen sie mit den Treuebekundungen der europäischen Politiker zum Euro und dem Versprechen der EZB unbegrenzt Staatsanleihen klammer Staaten zu kaufen, die einen Hilfsantrag beim Euro-Rettungsschirm gestellt haben. Die Märkte werden sich langfristig beruhigen, sofern die Euro-Länder ihre Hausaufgaben machen. Quelle: dpa
Niedrige Zinsen, niedrige InflationDie Zinsen werden mittelfristig niedrig bleiben. Die Analysten der HSBC rechnen damit, dass die EZB ihre Niedrigzinspolitik auch noch 2013 fahren wird. Allerdings gehen sie auch von einer niedrigen Teuerungsrate aus. Paradox? Nein. Denn die Geldflut der EZB werde nicht über Kredite in die Realwirtschaft fließen und zwar wegen hoher Arbeitslosigkeit und Unterkapazitäten in der Euro-Zone. Ausnahme bleibe Deutschland: Hierzulande könnte die Inflation stärker anziehen - dank Lohnsteigerungen und robustem Arbeitsmarkt. Quelle: dpa
Keine ImmobilienblaseEine Immobilienblase in Deutschland sehen die Experten nicht. Das heißt aber nicht, dass Immobilien nicht gefragt sein werden. Dafür sprechen niedrige Zinsen und damit niedrige Finanzierungskosten. Zudem sei der Arbeitsmarkt robust - und wer einen sicheren Job hat, der will auch ein eigenes Häuschen. Doch Immobilien könnten auch als Anlageklasse interessanter werden – dank niedriger Renditen bei festverzinslichen Papieren und volatiler Aktienmärkte. Quelle: dpa
Dollar könnte unter die Räder kommenFür eine Belastung des Dollar-Kurses sehen die Analysten der HSBC für 2013 drei Faktoren. Erstens: Die lockere Geldpolitik der US-Notenbank und wahrscheinlich werden weitere quantitative Maßnahmen folgen. Zweitens driften die USA auf die Schuldenobergrenze zu. Wenn diese nicht erhöht wird, wird die US-Regierung zahlungsunfähig, was die Wirtschaft belasten und automatisch Steuererhöhungen mit sich bringen wird. Als dritten Grund sehen sie eine mögliche Verlagerung der Aufmerksamkeit. Während derzeit alle Welt auf die Staatsfinanzen der Euro-Länder schauen, könnte sich in Zukunft die Diskussion auf die USA konzentrieren. Quelle: dpa
Gold glänztDer Goldpreis wird weiter steigen. Weil Notenbanken Gold kaufen, die Realzinsen negativ sind und Währungen abgewertet werden, steigt die Beliebtheit des Edelmetalls weiter. Sorgen um eine wachsende Inflation verstärken diesen Trend noch. Die Geldflut dürfte außerdem ihren Weg zum Gold finden, das im Gegensatz zur Währung nicht beliebig vermehrt werden kann. Quelle: dpa
Unternehmensanleihen sind interessantAufgrund ihrer Prognosen für das Jahr 2013 hat die HSBC auch bestimmte Anlagestrategien empfohlen. Die Investmentgrade-Unternehmensanleihen gehören dazu. Denn selten sei der Aufschlag im Verhältnis zur Rendite so hoch gewesen. Langfristig sei das Chance-Risiko-Verhältnis besonders attraktiv. Gegen ein kurzfristiges Investment in diese Anlageklasse spreche dagegen vor allem die geringe Liquidität. Bei Staatsanleihen von Ländern mit einem guten Rating sind die Renditen kleiner als die Inflation und deshalb unattraktiv. Quelle: dpa
Spekulativ: Hoch-Zins-AnleihenIn Tagen der Niedrigzinspolitik ist bei Staatsanleihen wenig zu holen. Die Analysten der HSBC empfehlen deshalb spekulativen Investoren High-Yield-Anleihen - jedoch nur als Beimischung. Allerdings ist bei Unternehmens-Hochzins-Anleihen Vorsicht geboten: Die hohen Zinsen gibt es wegen der schlechten Kreditwürdigkeit der Unternehmen. HSBC empfiehlt deshalb, sich die Unternehmen genau anzuschauen und solche auszuwählen, die ein solides Geschäftsmodell und geringe Verschuldung. Quelle: dpa

Reimer hat, wie so viele andere, die VL-Anlage nicht ganz ernst genommen. Den Vertrag hat er sich von dem Sparkassenberater geben lassen, den er sonst nur kontaktiert, wenn er seine EC-Karte verliert. Aus den monatlichen Kleinbeträgen sind über die Jahre knapp 7.000 Euro geworden, und da schaut nun auch ein Gutverdiener schon mal genauer hin.

Die von 2001 bis 2007 angesparten Fondsanteile für rund 4.000 Euro liegen jetzt schon seit fünf Jahren im Depot – und haben jährlich 4,9 Prozent an Wert verloren. An seinen Höchstkurs vor der Lehman-Pleite im Jahr 2008 ist dieser Fonds noch nicht wieder herangekommen.

Die Schwäche war auch schon Mitte 2007 erkennbar. Trotzdem befüllte Reimer seinen zweiten Vertrag erneut mit diesem Fonds: "Ich habe mich einfach nicht darum gekümmert und den Vertrag weiterlaufen lassen", sagt er. Aus den in den zweiten Vertrag selbst eingezahlten 2.592 Euro wurden immerhin 2.864 Euro. Die internen Fondskosten sowie die Kaufgebühr, der sogenannte Ausgabeaufschlag von fünf Prozent, sind dabei schon berücksichtigt. Der Sparplan mit den monatlichen Raten brachte ihm zumindest eine Rendite von 3,72 Prozent, vor Steuern. Alle im Lauf der letzten fünf Jahre zu meist niedrigen Kursen gekauften Fondsanteile profitierten davon, dass die Börsenkurse in den vergangenen Monaten auf breiter Front gestiegen sind. Die Flut trieb auch den lahmen Kahn Frankfurter-Sparinvest voran.

Fonds-Favoriten für die vermögenswirksamen Leistungen: Mischfonds

Für Anleger Reimer besonders ärgerlich: Obwohl er keinen Berater mehr benötigt, zahlt er den Ausgabeaufschlag. Diese Provision fließt üblicherweise an die Verkäufer in Banken und Sparkassen. Da die Kaufgebühr in den VL-Abrechnungen immer im Fondspreis versteckt ist (Ausgabepreis) und nicht separat ausgewiesen wird, fiel das lange nicht auf. Wäre das Geld komplett in den Fonds geflossen, hätte Reimer statt 2.864 schon über 3.000 Euro im Depot.

Vor- und Nachteile der Wertpapier-Kaufverträge

Kosten senken

Damit von der Einzahlung möglichst viel im Fonds ankommt, müssen die Kosten runter: Bei Banken und Fondsvermittlern gibt es für solche Sparpläne durchaus auch Fonds ohne Ausgabeaufschlag. Etwa bei der schwäbischen AVL, einem von etwa 100 freien Fondsvermittlern.

Um zu einem solchen Vermittler zu wechseln, müssen Anleger oft nicht einmal ihr Depot verlagern. Es reicht, einen Antrag auf den Vermittlerwechsel im Internet herunterzuladen und auszufüllen. "Der neue Vermittler gibt diese Unterlagen dann an die depotführende Stelle weiter", erklärt Lange von AVL. Alle weiteren Einzahlungen werden künftig zu den Konditionen des neuen Vermittlers abgerechnet. Den Ausgabeaufschlag erhebt der nicht, er finanziert sich über Bestandsprovisionen, die ihm die Fondsgesellschaften aus ihrer Verwaltungsvergütung zahlen. Für den Kunden entstehen keine Mehrkosten.

Was allerdings bei Fondsbanken oder auch den von der Fondsgesellschaft DWS geführten Depots kein Problem wäre, funktioniert bei Deka und Union Investment nicht. Die Fondshäuser der Sparkassen und Volksbanken sind mit Abstand die größten VL-Fondsanbieter. Von den 3,5 Millionen Verträgen mit Investmentfonds verwalten sie zusammen etwa die Hälfte. "Beide Gesellschaften öffnen sich aber nicht für den Vertrieb über unabhängige Berater und halten dadurch die Preise für die Fonds hoch", kritisiert Lange. Um einen neuen Fonds ohne Ausgabeaufschlag zu kaufen, muss Reimer seine Einzahlung in den alten Vertrag stoppen (das ist problemlos möglich), einen Fonds auswählen, ein neues Depot bei einer Bank eröffnen, die diesen Fonds anbietet und dann seinen Arbeitgeber informieren.

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Was die beliebtesten Fonds für vermögenswirksame Leistungen bringen (zum Vergrößern bitte Bild anklicken)

Wer eine Arbeitnehmersparzulage bekommt, muss sich auf die offiziell für VL zugelassenen Aktienfonds beschränken. Der deutsche Fondsverband BVI bietet eine Liste mit VL-fähigen Fonds im Internet. Dort sind allerdings nur Produkte der BVI-Mitglieder aufgeführt. Gute Fonds ausländischer Anbieter wie Blackrock oder Threadneedle sowie günstige börsennotierte Indexfonds fehlen darin.

Anleger, die kein Recht auf die Arbeitnehmersparzulage haben oder auf diese verzichten, haben theoretisch freie Auswahl. Doch auch für sie gibt es Grenzen: Banken, die Fondsdepots für VL akzeptieren, bieten nur eine begrenzte Fondsauswahl für die kleinen VL-Zahlungen an – meist wenige Hundert der mehr als 8.000 Fonds, die auf dem Markt sind. Das klingt nicht tragisch, aber gute Portfolios bekannter Vermögensverwalter wie Flossbach von Storch oder Dr. Jens Ehrhardt sowie exotische Fonds wie der Aberdeen-Fonds für asiatische Nebenwerte, der in sechs Jahren das beste Sparplan-Ergebnis erzielte, gehören meist nicht zum Universum. Auch die Fondsgesellschaften selbst öffnen nicht jedes Produkt für die Mini-Beträge.

Vor- und Nachteile von Beteiligungs-Kaufverträgen

Depot übertragen

Anleger Reimer will sich nicht wieder auf einen Fondsmanager verlassen und wählt jetzt einen Indexfonds. Chancen sieht er vor allem bei mittelgroßen deutschen Aktiengesellschaften, die im Index MDax stecken. Der passende Fonds dazu ist der iShares MDax-ETF. Das Kürzel ETF steht für Exchange-Traded-Funds, das sind börsennotierte Indexfonds, die günstiger sind als Fonds, die ein Manager lenkt. iShares entnimmt dem Fonds jährlich 0,5 Prozent Gebühren – nur ein Drittel von dem, was die Deka von Reimers Fonds abzweigte.

Was Fondskäufer wissen sollten

Eigentlich hätte Reimer am liebsten sein bestehendes Aktiendepot bei einer Direktbank auch für die VL genutzt. Aber Comdirect, Consors oder der DAB Bank ist dieses kleinteilige Geschäft zu aufwendig.

Sie verweisen die Sparer weiter an die Fondsgesellschaften oder spezielle Fondsbanken, in deren Depots aber auch nur Investmentfonds verwahrt werden können. Die größten heißen Fondsdepotbank (400 VL-Fonds zur Auswahl), Ebase (285) und Frankfurter Fondsbank (200). VL-Depots kosten bei ihnen etwa zwölf Euro pro Jahr.

Starke Fonds für Sparer

Die Comdirect-Tochter Ebase bietet Anleger Reimer den iShares-ETF für eine Gebühr von monatlich 0,22 Prozent der angelegten 40 Euro für die VL. Er muss also nicht mehr jeden Monat gleich fünf Prozent berappen, so wie bei der Deka.

Der Einfachheit halber könnte er die Fondsanteile aus dem Altvertrag bei der Deka auf sein normales Wertpapierdepot übertragen. Da er bei einem solchen Depotübertrag keine Fondsanteile verkauft, würde er auch keine Abgeltungsteuer auf Gewinne zahlen. Gewinne auf Fondsanteile, die er vor Einführung der Abgeltungsteuer 2009 gekauft hat, blieben auch bei der neuen Bank steuerfrei. Vorsichtshalber sollte er sie darauf hinweisen – oder den erfolglosen Fonds lieber gleich verkaufen.

Nichtstun-Appell überhöhen

Kaum erfolgreicher bei der Auswahl seines VL-Fonds war Kollege Andreas Toller aus der WirtschaftsWoche-Online-Redaktion. Er hatte sich den DWS Europäische Aktien Typ O für die Anlage seiner vermögenswirksamen Leistungen vor einem Jahrzehnt ausgesucht und blieb ihm treu. Vor Kurzem bekam er nun ein dürres Schreiben seiner Fondsgesellschaft DWS. Zwei Monate vor dem Ablauf einer weiteren sechsjährigen Einzahlung schlägt die Deutsche-Bank-Tochter ihm vor, den gesparten Betrag doch einfach im Fonds zu lassen und gar nichts zu unternehmen, dann überweise der Arbeitgeber wie gewohnt in einen Folgevertrag.

Der Appell, einfach nichts zu unternehmen, funktioniert offenbar immer wieder. Bei Toller aber nicht mehr. Er ist inzwischen Vater geworden und nimmt die Finanzen nicht mehr auf die leichte Schulter. Da ihm die DWS keine Übersicht über Einzahlungen und Depotwert bietet, prüft er zunächst selbst. Innerhalb der vergangenen sechs Jahre machte der Fonds aus eingezahlten 2.880 Euro immerhin 3.142 Euro. Damit liegt er unter den europäischen Aktienfonds im Mittelfeld. Ratingagenturen bewerten den Fonds allerdings ähnlich schlecht wie den Sparinvest Deka.

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Immerhin: Einen Ausgabeaufschlag zahlt Anleger Toller nicht – der Zusatz "O" im Fondsnamen steht bei der DWS für einen beim Kauf kostenfreien Fonds. Allerdings zieht die Fondsgesellschaft jährlich hohe 1,7 Prozent an Verwaltungsvergütung für sich ab. Fondsmanagerin Anna Wallentin ist erst seit November verantwortlich. Sie kann nichts dafür, dass es ihren Vorgängern nicht gelang, die hohen Kosten durch gutes Management zu kompensieren.

Keine leichte Wahl

Toller will nicht alles umkrempeln, mit zwölf Euro pro Jahr ist das DWS-Depot nicht teuer. Er bleibt, will aber einen neuen Fonds. Die Auswahl fällt ihm nicht leicht. Toller hätte einen Schwellenländer-Aktienfonds bevorzugt, aber da spielt die DWS nicht in der ersten Liga. Er könnte sich den weltweiten Aktienfonds DWS Global Growth für künftige Einzahlungen vorstellen. Der kassiert jährlich nur 1,45 Prozent an laufenden Gebühren, und damit der Ausgabeaufschlag entfällt, sucht sich Toller einen neuen Vermittler.

Und was mache ich nun? Nach Bauspar- und Fondsvertrag will ich für VL-Vertrag Nummer drei eine neue Variante wählen. Inzwischen können Arbeitnehmer nicht mehr nur Investmentfonds, Bausparverträge oder Beteiligungsverträge abschließen. Sie könnten VL-Leistungen auch in ihren Riester-Vertrag einzahlen. Das Ganze nennt sich AVWL (Altersvorsorge-Vermögenswirksame Leistungen). Die Tarifverträge von Metallern oder der Chemischen Industrie lassen nur noch AVWL zu.

Weil ich bereits einen Riester-Vertrag habe und es praktisch wäre, für kleine Sparraten nicht noch weitere Verträge abzuschließen, würde ich den gern für die VL-Zahlungen nutzen. Das Geld wäre bis zu meiner Rente fest angelegt – das könnte disziplinierend wirken.

Doch die DWS, bei der ich vor Jahren das Riester-Produkt Premium gewählt habe, blockt ab. Sie kann die VL-Einzahlungen ausgerechnet bei dieser Vertragsart technisch nicht abwickeln. Die Beraterin im Callcenter schlägt mir vor, ein neues Fondsdepot zu eröffnen. Darauf verzichte ich. Lieber suche ich mir einen weiteren Anbieter – es kann nie schaden, sein Geld in verschiedenen Töpfen bei mehreren Banken zu haben.

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