Billig tanken macht mir Spaß, beim Einkauf im Supermarkt achte ich auf die Preise. Und wegen dieser gewissen Sparsamkeit ärgert es mich, dass ich meinem Arbeitgeber Geld schenke: In sechs Jahren immerhin 1.224 Euro. Der Betrag wäre zusammengekommen, wenn mein Arbeitgeber seinen Zuschuss zu meinen vermögenswirksamen Leistungen, kurz VL, gezahlt hätte.
Auf diese Finanzspritze haben rund 23 Millionen Angestellte und Auszubildende, aber auch Beamte und Soldaten Anspruch. Tatsächlich nehmen das Geld aber nur etwa 14 Millionen. Die individuelle Höhe und die Anlageklassen, in die VL fließen, sind in Tarifverträgen und Besoldungsgesetzen geregelt. Der Arbeitgeber zahlt einen Beitrag zwischen 6 und 40 Euro monatlich, der Arbeitnehmer muss selbst keinen Eigenanteil aus dem Nettogehalt dazuschießen, er kann es aber. Liegt das zu versteuernde Einkommen des VL-Sparers im Jahr unter 20.000 Euro (Verheiratete 40.000 Euro), belohnt der Staat die Sparanstrengungen mit der Arbeitnehmersparzulage von bis zu 80 Euro jährlich. Deutschland gibt dafür im Jahr rund 78 Millionen Euro aus. Weil viele Arbeitnehmer mehr als 20.000 Euro verdienen und die Sparzulage nicht bekommen, ist der Irrglaube, VL gäbe es für sie nicht oder würden sich nicht lohnen, weit verbreitet. Fakt ist aber: Auch Besserverdiener bekommen VL. Es geht zwar nur um kleine Beträge, aber über Jahre können so Tausende von Euro beispielsweise für die Altersvorsorge oder größere Anschaffungen zusammenkommen.
Ein VL-Vertrag läuft maximal sieben Jahre rückwirkend ab dem 1. Januar des Jahres, in dem die erste Einzahlung erfolgt. Sechs Jahre wird eingezahlt, anschließend ruht der Vertrag ein Jahr und ist dann ab dem 1. Januar des darauffolgenden Jahres frei verfügbar. Wer keine Arbeitnehmer-Sparzulage bekommt, kann sogar jederzeit ans Geld. Die VL können in Bausparverträge, Fonds- und Aktiensparpläne oder in Genussrechte des Unternehmens fließen, in dem man arbeitet.
Viele verschenken das Geld – weil sie erwarten, dass alles automatisch läuft, oder weil sie im Wirrwarr von Riester- und Rürup-Verträgen, Betriebsrente sowie Direktversicherung die VL ganz aus den Augen verloren haben.
Vor- und Nachteile von VL-Investmentfonds
Mit den VL-Zahlungen werden Anteile an einem Fonds gekauft, der in viele Aktien investiert.
Beteiligung an einem Mix börsennotierter Unternehmen und an deren Substanz.
Der Staat fördert jährliche Einzahlungen von 400 Euro mit 80 Euro Arbeitnehmersparzulage, wenn Alleinstehende nicht mehr als 20.000 Euro verdienen.
Der Anleger hat eine große Auswahl an Fonds und kann, wenn er keine staatliche Förderung erhält, die Einzahlung in einen enttäuschenden Fonds jederzeit stoppen.
Ohne Kaufgebühren (Ausgabeaufschlag) gibt es Fonds nur, wenn der Sparer auf Beratung verzichtet. Ein günstiges Online-Depot kostet pro Jahr zwölf Euro.
Das Auf und Ab der Börsenkurse bestimmt die Rendite. Staatliche Förderung gibt es nur für Fonds, die mindestens zu 60 Prozent Aktien enthalten.
Mancher gute Fonds nimmt keine kleinen VL-Zahlungen an.
Dividenden, Zinsen und Kursgewinne kosten Abgeltungsteuer, wenn die 801 Euro Freibetrag überschritten werden.
Hände weg von Provisionsmodellen, wie sie die Frankfurter Multi-Invest Sachwerte mit der Hamburger Sutorbank anbietet. Kunden müssen zum VL-Vertrag eine „Vermittlungsgebührenvereinbarung“ unterschreiben. Beenden Anleger den VL-Vertrag, müssen sie die Provision weiter zahlen. Da die Verträge bis zu 19 Jahre laufen, kostet das Tausende Euro.
Selber machen
Auf Unterstützung können Anleger kaum zählen. "VL steht heute in der Konkurrenz zu vielen anderen Anlagearten. Die betriebliche Altersvorsorge ist bei Unternehmen beliebter, weil sie ein Instrument zur Mitarbeiterbindung ist", sagt Stefan Fritz, Chef der auf Arbeitnehmerbeteiligung spezialisierten Beratung Mit-Unternehmer.com. Auch Banken bieten VL-Verträge nicht mehr so offensiv an wie noch vor Jahren, weil sie mit Riester-Verträgen über einen längeren Zeitraum Geld verdienen können. Also müssen Anleger das Thema selbst beherzt angehen.
Auch bei einem VL-Check unter WirtschaftsWoche-Kollegen, in einer Zielgruppe, bei der ein gewisses Interesse an Gelddingen vorausgesetzt werden könnte, tun sich Lücken auf. Sei es aus Bequemlichkeit, sei es wegen der relativ geringen Beträge: Einige wissen nicht einmal, ob sie einen Bauspar- oder Fondssparvertrag mit VL-Zuschüssen besparen. Nur wenige haben den Namen des Fonds parat, in den sie einzahlen. Viele kaufen die Fondsanteile zu teuer, weil ihnen monatlich noch ein Ausgabeaufschlag abgezogen wird, den der Bankberater kassiert. Einer hat es "immer verpennt, mal auszusteigen", und bespart seit Jahren einen Aktienfonds, obwohl er weiß, dass sich der im Vergleich zu Konkurrenten schlecht entwickelt hat. Mit ein paar Veränderungen wird mehr aus dem Geld.
Vor- und Nachteile der Altersvorsorge mit VL
Mancher Arbeitgeber bietet Mitarbeitern eine Direktversicherung an und zahlt einen Zuschuss. Wer das in Anspruch nimmt, kann nicht zusätzlich Geld für VL bekommen. Beschäftigte der Metall-, Elektro- und Chemieindustrie können VL nur noch in spezielle Riester-Verträge einzahlen.
Auch gut verdienende Sparer bekommen die Riester-Prämien.
Bis zur Rente kommt der Sparer nicht an sein Geld, niedrige Rendite.
Fondsgebundene Policen, wie sie die Volksfürsorge oder der Volkswohlbund für VL anbieten, sind intransparent, die Beiträge sind zu niedrig, um bei Tod des Versicherten eine Familie abzusichern.
Persönlich weiß ich: Einen VL-Vertrag abzuschließen ist keine Kunst. Zweimal habe ich das schon hinter mir.
Der erste war ein Bausparvertrag. Er sollte mir im Voraus günstige Kreditzinsen für einen späteren Wohnungskauf sichern, so ein beliebtes Verkaufsargument. In der Zeit, in der sie sparen, bekommen Anleger allerdings nur wenig Zinsen – aktuell zwischen 0,5 und 1,0 Prozent. Weil ich damals eine Banklehre machte, musste ich zumindest keine Provision zahlen, die bei dem mit einer Bausparsumme von 30.000 Mark abgeschlossenen Vertrag dem Verkäufer etwa 300 Mark gebracht hätte. In der Ausbildung kassierte ich die staatliche Förderung und übertrug nach Jahren das angesammelte Geld auf mein Sparkonto. Das Bauspardarlehen mit den günstigen Zinsen brauchte ich nicht und ließ den Anspruch darauf verfallen. Mit anderen Verträgen hätte ich damals vermutlich mehr aus den VL-Zahlungen gemacht.
Mehr Rendite mit Fonds
Und deshalb war Vertrag Nummer zwei auch ein VL-Fondssparplan. Den schloss ich 1997 ab, beim Einstieg in den ersten Job nach dem Studium. Ich unterschrieb ihn in einer Deutsche-Bank-Filiale in Berlin Moabit und wählte den Aktienfonds DWS Investa. Dessen Fondsmanagerin Elisabeth Weisenhorn war damals das Aushängeschild der Deutsche-Bank-Tochter DWS. "Diese Frau macht Sie zum Millionär", warb die Gesellschaft, und ich gehörte zu denen, die davon träumten. Der Fonds lag zunächst noch in den Rennlisten ganz vorn. Der Jahrtausend-Crash aber traf ihn mit voller Wucht, Weisenhorn verließ die DWS im Jahr 2000, und ich erlebte mit dem Fonds Höhen und Tiefen. Weil die eingezahlte Summe nicht hoch war, sah ich darüber hinweg, wenn der Depotauszug zum Jahresende mal wieder ein Minus präsentierte. Ich habe den Vertrag erfüllt und das Geld im Depot liegen lassen, als die sechs Jahre vorbei waren. Da ich auf diese Weise die Kursrally zwischen 2004 und 2006 mitgemacht habe, profitierte ich am Ende von der guten Börsenentwicklung.
Eine Auswertung der wichtigsten Fondskategorien durch die Fondsspezialisten von Morningstar zeigt die Unterschiede: Der asiatische Aktienfonds Aberdeen Asian Smaller Companies wäre der erfolgreichste Sparplanfonds der vergangenen sechs Jahre gewesen. Aus den insgesamt eingezahlten 2.880 Euro (40 Euro monatlich) wurden 5.034 Euro – ein Plus von 75 Prozent durch Kursgewinne und Dividenden. Bei einem der schlechtesten, dem Europa-Aktienfonds PEH-Q-Europa, läge der Sparplan ein Drittel unter der eingezahlten Summe. Der beste europäische Aktienfonds für Standardwerte, der Allianz Wachstum Europa, lieferte mit 4.051 Euro viel mehr.
Ich könnte mir vorstellen, meine VL-Zahlungen ab Dezember in diesen Fonds zu stecken. Dazu muss ich mich aber erst mal kümmern, automatisch läuft da nichts. "In Tarifverträgen steht meistens, dass die VL-Zulage vom Arbeitgeber an den Nachweis eines Vertrages gebunden ist", sagt Berater Fritz. Aber wer liest schon Tarifverträge? Ein Anruf bei der Per- sonalabteilung hilft weiter: Als Teilzeit-Redakteurin bekomme ich zwar nicht den maximal von meinem Arbeitgeber gezahlten Zuschuss von 27 Euro, aber immerhin 17 Euro monatlich. Niemand sollte sich mit dem Hinweis abspeisen lassen, Teilzeitkräften stünden VL-Leistungen gar nicht zu.
Vor- und Nachteile für VL-Bausparer
VL-Anleger bekommen üblicherweise einen Vertrag mit 7500 bis 15.000 Euro Bausparsumme. Die Hälfte spart der Anleger durch die VL vom Arbeitgeber und eventuell eigene Zahlungen. Den Rest gibt es als Kredit für Renovierung oder Immobilienkauf.
Der Anleger kann sein Ergebnis kalkulieren, weil er feste Habenzinsen bekommt und weiß, wie viel er später für einen Immobilienkredit zahlt.
Der Staat fördert Einzahlungen von 470 Euro mit 42 Euro Arbeitnehmersparzulage, wenn Alleinstehende nicht mehr als 17.900 Euro zu versteuerndes Jahreseinkommen haben, und legt mitunter noch eine Wohnungsbauprämie obendrauf.
Die kleine Bausparsumme reicht vorn und hinten nicht für den Immobilienkauf.
Die Sparzinsen sind mager; aktuell sind marktübliche Hypothekenzinsen billiger als Bauspar-Kredite.
Provisionen auf die gesamte Bausparsumme von bis zu 1,6 Prozent schmälern die Rendite. Verzichten Kunden auf das Darlehen, sollten sie sie zurückfordern.
Zinserträge sind abgeltungsteuerpflichtig, sofern der Sparerfreibetrag von 801 Euro jährlich überschritten wird.
Wie viel zahle ich ein?
Entweder zahlen Arbeitnehmer nur den Arbeitgeber-Zuschuss in den Vertrag ein, der auf das Bruttoeinkommen aufgeschlagen wird. Sie können aber zusätzlich aus dem versteuerten Einkommen einen Beitrag leisten bis zu einer Gesamteinzahlung von 40 Euro. Bei den vergleichsweise kleinen Beträgen und der mit sieben Jahren überschaubaren Laufzeit, setzt man weniger aufs Spiel, als wenn eine 30-jährige Lebensversicherung abgeschlossen wird.
Uwe Lange, Chef des Finanzvermittlers AVL aus dem schwäbischen Weinstadt, rät: "Das Ziel sollte es sein, langfristig mit VL zu sparen." Mal angenommen, ich hätte schon vor 20 Jahren das VL-Sparen mit dem DWS Investa begonnen und unverdrossen monatlich 40 Euro eingezahlt, wären aus den gesparten 9.600 Euro und einer Rendite von im Schnitt 5,3 Prozent pro Jahr ansehnliche 16.840 Euro geworden.
Vor- und Nachteile von VL-Wohnungsbau-Krediten
Wohnungsbau-Kredit: Ein Immobilien- oder Bausparkredit wird mit VL getilgt.
Kredite schnell zurückzuzahlen ist sinnvoll, weil sie oft mehr kosten, als die Geldanlage abwirft.
Keine Nebenkosten
Manche Bank akzeptiert keine nachträglichen Sondertilgungen.
Immobilienfinanzierung sollte nicht so knapp kalkuliert werden, dass man auf die VL-Tilgung angewiesen ist.
Hauke Reimer ist auf einem guten Weg dorthin. Der Leiter des WirtschaftsWoche-Geldressorts hat seinen ersten VL-Vertrag einfach weiterlaufen lassen. Zufrieden ist er allerdings nicht. Zerknirscht muss er feststellen, dass er auf den falschen Aktienfonds gesetzt hat. Der Frankfurter-Sparinvest Deka, von der Sparkassen-Fondsgesellschaft Deka speziell für die Frankfurter Sparkasse aufgelegt, war eine miserable Wahl. Der Fonds läuft seit Jahren schlechter als der Dax. Ratingagenturen geben ihm schlechte Noten: Bei Morningstar hat er nur einen von fünf Sterne, von Feri Rating erhält er in einer Skala von A bis E die zweitschlechteste Note D. Es dürfte nicht schwerfallen, einen besseren Fonds zu finden.
Erkennbare Schwäche
Reimer hat, wie so viele andere, die VL-Anlage nicht ganz ernst genommen. Den Vertrag hat er sich von dem Sparkassenberater geben lassen, den er sonst nur kontaktiert, wenn er seine EC-Karte verliert. Aus den monatlichen Kleinbeträgen sind über die Jahre knapp 7.000 Euro geworden, und da schaut nun auch ein Gutverdiener schon mal genauer hin.
Die von 2001 bis 2007 angesparten Fondsanteile für rund 4.000 Euro liegen jetzt schon seit fünf Jahren im Depot – und haben jährlich 4,9 Prozent an Wert verloren. An seinen Höchstkurs vor der Lehman-Pleite im Jahr 2008 ist dieser Fonds noch nicht wieder herangekommen.
Die Schwäche war auch schon Mitte 2007 erkennbar. Trotzdem befüllte Reimer seinen zweiten Vertrag erneut mit diesem Fonds: "Ich habe mich einfach nicht darum gekümmert und den Vertrag weiterlaufen lassen", sagt er. Aus den in den zweiten Vertrag selbst eingezahlten 2.592 Euro wurden immerhin 2.864 Euro. Die internen Fondskosten sowie die Kaufgebühr, der sogenannte Ausgabeaufschlag von fünf Prozent, sind dabei schon berücksichtigt. Der Sparplan mit den monatlichen Raten brachte ihm zumindest eine Rendite von 3,72 Prozent, vor Steuern. Alle im Lauf der letzten fünf Jahre zu meist niedrigen Kursen gekauften Fondsanteile profitierten davon, dass die Börsenkurse in den vergangenen Monaten auf breiter Front gestiegen sind. Die Flut trieb auch den lahmen Kahn Frankfurter-Sparinvest voran.
Für Anleger Reimer besonders ärgerlich: Obwohl er keinen Berater mehr benötigt, zahlt er den Ausgabeaufschlag. Diese Provision fließt üblicherweise an die Verkäufer in Banken und Sparkassen. Da die Kaufgebühr in den VL-Abrechnungen immer im Fondspreis versteckt ist (Ausgabepreis) und nicht separat ausgewiesen wird, fiel das lange nicht auf. Wäre das Geld komplett in den Fonds geflossen, hätte Reimer statt 2.864 schon über 3.000 Euro im Depot.
Vor- und Nachteile der Wertpapier-Kaufverträge
Das VL-Geld fließt in nur eine Aktie.
Beteiligung am Produktivvermögen.
Keine Risikostreuung
Kosten senken
Damit von der Einzahlung möglichst viel im Fonds ankommt, müssen die Kosten runter: Bei Banken und Fondsvermittlern gibt es für solche Sparpläne durchaus auch Fonds ohne Ausgabeaufschlag. Etwa bei der schwäbischen AVL, einem von etwa 100 freien Fondsvermittlern.
Um zu einem solchen Vermittler zu wechseln, müssen Anleger oft nicht einmal ihr Depot verlagern. Es reicht, einen Antrag auf den Vermittlerwechsel im Internet herunterzuladen und auszufüllen. "Der neue Vermittler gibt diese Unterlagen dann an die depotführende Stelle weiter", erklärt Lange von AVL. Alle weiteren Einzahlungen werden künftig zu den Konditionen des neuen Vermittlers abgerechnet. Den Ausgabeaufschlag erhebt der nicht, er finanziert sich über Bestandsprovisionen, die ihm die Fondsgesellschaften aus ihrer Verwaltungsvergütung zahlen. Für den Kunden entstehen keine Mehrkosten.
Was allerdings bei Fondsbanken oder auch den von der Fondsgesellschaft DWS geführten Depots kein Problem wäre, funktioniert bei Deka und Union Investment nicht. Die Fondshäuser der Sparkassen und Volksbanken sind mit Abstand die größten VL-Fondsanbieter. Von den 3,5 Millionen Verträgen mit Investmentfonds verwalten sie zusammen etwa die Hälfte. "Beide Gesellschaften öffnen sich aber nicht für den Vertrieb über unabhängige Berater und halten dadurch die Preise für die Fonds hoch", kritisiert Lange. Um einen neuen Fonds ohne Ausgabeaufschlag zu kaufen, muss Reimer seine Einzahlung in den alten Vertrag stoppen (das ist problemlos möglich), einen Fonds auswählen, ein neues Depot bei einer Bank eröffnen, die diesen Fonds anbietet und dann seinen Arbeitgeber informieren.
Top-Fonds auswählen
Wer eine Arbeitnehmersparzulage bekommt, muss sich auf die offiziell für VL zugelassenen Aktienfonds beschränken. Der deutsche Fondsverband BVI bietet eine Liste mit VL-fähigen Fonds im Internet. Dort sind allerdings nur Produkte der BVI-Mitglieder aufgeführt. Gute Fonds ausländischer Anbieter wie Blackrock oder Threadneedle sowie günstige börsennotierte Indexfonds fehlen darin.
Anleger, die kein Recht auf die Arbeitnehmersparzulage haben oder auf diese verzichten, haben theoretisch freie Auswahl. Doch auch für sie gibt es Grenzen: Banken, die Fondsdepots für VL akzeptieren, bieten nur eine begrenzte Fondsauswahl für die kleinen VL-Zahlungen an – meist wenige Hundert der mehr als 8.000 Fonds, die auf dem Markt sind. Das klingt nicht tragisch, aber gute Portfolios bekannter Vermögensverwalter wie Flossbach von Storch oder Dr. Jens Ehrhardt sowie exotische Fonds wie der Aberdeen-Fonds für asiatische Nebenwerte, der in sechs Jahren das beste Sparplan-Ergebnis erzielte, gehören meist nicht zum Universum. Auch die Fondsgesellschaften selbst öffnen nicht jedes Produkt für die Mini-Beträge.
Vor- und Nachteile von Beteiligungs-Kaufverträgen
Der Arbeitgeber bekommt die VL als stille Einlage.
Mitarbeiter ist am Unternehmen beteiligt.
Bei einem Konkurs sind Job und VL-Geld weg, wenn ein Pleiteschutz fehlt.
Depot übertragen
Anleger Reimer will sich nicht wieder auf einen Fondsmanager verlassen und wählt jetzt einen Indexfonds. Chancen sieht er vor allem bei mittelgroßen deutschen Aktiengesellschaften, die im Index MDax stecken. Der passende Fonds dazu ist der iShares MDax-ETF. Das Kürzel ETF steht für Exchange-Traded-Funds, das sind börsennotierte Indexfonds, die günstiger sind als Fonds, die ein Manager lenkt. iShares entnimmt dem Fonds jährlich 0,5 Prozent Gebühren – nur ein Drittel von dem, was die Deka von Reimers Fonds abzweigte.
Was Fondskäufer wissen sollten
Die Mehrheit der deutschen Anleger handeln ihre Wertpapiere über ihre Hausbank. Doch gerade bei Aktienfonds, die rasch an Wert gewinnen oder verlieren können, ist der Gang zum Bankberater nicht immer optimal. Denn einerseits gilt die Alternative zu Recht als teuer. Zahlen Anleger hier beim Kauf doch meist den vollen Ausgabeaufschlag. Dafür bleibt jedoch die Rückgabe der Anteile spesenfrei. Das Problem: Die Abwicklung kann hier deutlich länger dauern als einen Handelstag. Das kann zwar gute Gründe haben. Vorsichtige bevorzugen dennoch die Abwicklung über die Börse.
Der sicherste Variante für zeitbewusste Anleger ist der Handel über die Börse. Dabei geben Anleger wie gewohnt ihre Order beim Bankberater ab, tragen aber als Handelsplatz die Börse Hamburg an. Dadurch fallen zwar Kosten an, die je nach Fonds etwas variieren können (www.fondsboerse.de). Dafür erfolgt die Abwicklung zeitnah. Beim Kauf von Papieren ist es ohnehin meist billiger, Fonds über die Börse zu kaufen. „Wenn Sie die Bank auf diese Option nicht hinweist, macht sie sich unter Umständen eines Beratungsfehlers schuldig“, sagt Johannes Fiala, Anwalt mit dem Schwerpunkt Kapitalmarktrecht aus München.
Fondskäufer, die wissen, was sie wollen, sollten Onlinebroker oder Fonds-Supermärkte ins Kalkül ziehen. Sie bieten meist nicht nur eine Auswahl unter tausenden Fonds, die in Deutschland zum Vertrieb zugelassen sind. Oft können sie hier auch problemlos auf Sparpläne auf Wunschfonds abschließen, die sie via Hausbank nicht bekommen. Die Anbieter handeln die Fondsanteile dabei über dieselben Plattformen wie die Profis. Manche der Anbieter garantieren zudem eine taggleiche Abwicklung der Aufträge, sofern die Order vor zwölf Uhr eintrifft.
Wie bei Aktien können Fondsanleger bei manchen Anbietern zudem Limits setzen. Das bedeutet, sie beauftragen den Händler etwa mit einem Stopp-Loss den Fondsanteil zu verkaufen, sobald der Fondspreis unter eine gewisse Grenze fällt. Diese Order kostet wird dann bei steigenden Kursen nicht ausgeführt. Einige Online-Broker ziehen diese Grenze auf Wunsch bei steigenden Kursen kostenlos nach.
Eigentlich hätte Reimer am liebsten sein bestehendes Aktiendepot bei einer Direktbank auch für die VL genutzt. Aber Comdirect, Consors oder der DAB Bank ist dieses kleinteilige Geschäft zu aufwendig.
Sie verweisen die Sparer weiter an die Fondsgesellschaften oder spezielle Fondsbanken, in deren Depots aber auch nur Investmentfonds verwahrt werden können. Die größten heißen Fondsdepotbank (400 VL-Fonds zur Auswahl), Ebase (285) und Frankfurter Fondsbank (200). VL-Depots kosten bei ihnen etwa zwölf Euro pro Jahr.
Die Comdirect-Tochter Ebase bietet Anleger Reimer den iShares-ETF für eine Gebühr von monatlich 0,22 Prozent der angelegten 40 Euro für die VL. Er muss also nicht mehr jeden Monat gleich fünf Prozent berappen, so wie bei der Deka.
Der Einfachheit halber könnte er die Fondsanteile aus dem Altvertrag bei der Deka auf sein normales Wertpapierdepot übertragen. Da er bei einem solchen Depotübertrag keine Fondsanteile verkauft, würde er auch keine Abgeltungsteuer auf Gewinne zahlen. Gewinne auf Fondsanteile, die er vor Einführung der Abgeltungsteuer 2009 gekauft hat, blieben auch bei der neuen Bank steuerfrei. Vorsichtshalber sollte er sie darauf hinweisen – oder den erfolglosen Fonds lieber gleich verkaufen.
Nichtstun-Appell überhöhen
Kaum erfolgreicher bei der Auswahl seines VL-Fonds war Kollege Andreas Toller aus der WirtschaftsWoche-Online-Redaktion. Er hatte sich den DWS Europäische Aktien Typ O für die Anlage seiner vermögenswirksamen Leistungen vor einem Jahrzehnt ausgesucht und blieb ihm treu. Vor Kurzem bekam er nun ein dürres Schreiben seiner Fondsgesellschaft DWS. Zwei Monate vor dem Ablauf einer weiteren sechsjährigen Einzahlung schlägt die Deutsche-Bank-Tochter ihm vor, den gesparten Betrag doch einfach im Fonds zu lassen und gar nichts zu unternehmen, dann überweise der Arbeitgeber wie gewohnt in einen Folgevertrag.
Der Appell, einfach nichts zu unternehmen, funktioniert offenbar immer wieder. Bei Toller aber nicht mehr. Er ist inzwischen Vater geworden und nimmt die Finanzen nicht mehr auf die leichte Schulter. Da ihm die DWS keine Übersicht über Einzahlungen und Depotwert bietet, prüft er zunächst selbst. Innerhalb der vergangenen sechs Jahre machte der Fonds aus eingezahlten 2.880 Euro immerhin 3.142 Euro. Damit liegt er unter den europäischen Aktienfonds im Mittelfeld. Ratingagenturen bewerten den Fonds allerdings ähnlich schlecht wie den Sparinvest Deka.
Immerhin: Einen Ausgabeaufschlag zahlt Anleger Toller nicht – der Zusatz "O" im Fondsnamen steht bei der DWS für einen beim Kauf kostenfreien Fonds. Allerdings zieht die Fondsgesellschaft jährlich hohe 1,7 Prozent an Verwaltungsvergütung für sich ab. Fondsmanagerin Anna Wallentin ist erst seit November verantwortlich. Sie kann nichts dafür, dass es ihren Vorgängern nicht gelang, die hohen Kosten durch gutes Management zu kompensieren.
Keine leichte Wahl
Toller will nicht alles umkrempeln, mit zwölf Euro pro Jahr ist das DWS-Depot nicht teuer. Er bleibt, will aber einen neuen Fonds. Die Auswahl fällt ihm nicht leicht. Toller hätte einen Schwellenländer-Aktienfonds bevorzugt, aber da spielt die DWS nicht in der ersten Liga. Er könnte sich den weltweiten Aktienfonds DWS Global Growth für künftige Einzahlungen vorstellen. Der kassiert jährlich nur 1,45 Prozent an laufenden Gebühren, und damit der Ausgabeaufschlag entfällt, sucht sich Toller einen neuen Vermittler.
Und was mache ich nun? Nach Bauspar- und Fondsvertrag will ich für VL-Vertrag Nummer drei eine neue Variante wählen. Inzwischen können Arbeitnehmer nicht mehr nur Investmentfonds, Bausparverträge oder Beteiligungsverträge abschließen. Sie könnten VL-Leistungen auch in ihren Riester-Vertrag einzahlen. Das Ganze nennt sich AVWL (Altersvorsorge-Vermögenswirksame Leistungen). Die Tarifverträge von Metallern oder der Chemischen Industrie lassen nur noch AVWL zu.
Weil ich bereits einen Riester-Vertrag habe und es praktisch wäre, für kleine Sparraten nicht noch weitere Verträge abzuschließen, würde ich den gern für die VL-Zahlungen nutzen. Das Geld wäre bis zu meiner Rente fest angelegt – das könnte disziplinierend wirken.
Doch die DWS, bei der ich vor Jahren das Riester-Produkt Premium gewählt habe, blockt ab. Sie kann die VL-Einzahlungen ausgerechnet bei dieser Vertragsart technisch nicht abwickeln. Die Beraterin im Callcenter schlägt mir vor, ein neues Fondsdepot zu eröffnen. Darauf verzichte ich. Lieber suche ich mir einen weiteren Anbieter – es kann nie schaden, sein Geld in verschiedenen Töpfen bei mehreren Banken zu haben.