Reimer hat, wie so viele andere, die VL-Anlage nicht ganz ernst genommen. Den Vertrag hat er sich von dem Sparkassenberater geben lassen, den er sonst nur kontaktiert, wenn er seine EC-Karte verliert. Aus den monatlichen Kleinbeträgen sind über die Jahre knapp 7.000 Euro geworden, und da schaut nun auch ein Gutverdiener schon mal genauer hin.
Die von 2001 bis 2007 angesparten Fondsanteile für rund 4.000 Euro liegen jetzt schon seit fünf Jahren im Depot – und haben jährlich 4,9 Prozent an Wert verloren. An seinen Höchstkurs vor der Lehman-Pleite im Jahr 2008 ist dieser Fonds noch nicht wieder herangekommen.
Die Schwäche war auch schon Mitte 2007 erkennbar. Trotzdem befüllte Reimer seinen zweiten Vertrag erneut mit diesem Fonds: "Ich habe mich einfach nicht darum gekümmert und den Vertrag weiterlaufen lassen", sagt er. Aus den in den zweiten Vertrag selbst eingezahlten 2.592 Euro wurden immerhin 2.864 Euro. Die internen Fondskosten sowie die Kaufgebühr, der sogenannte Ausgabeaufschlag von fünf Prozent, sind dabei schon berücksichtigt. Der Sparplan mit den monatlichen Raten brachte ihm zumindest eine Rendite von 3,72 Prozent, vor Steuern. Alle im Lauf der letzten fünf Jahre zu meist niedrigen Kursen gekauften Fondsanteile profitierten davon, dass die Börsenkurse in den vergangenen Monaten auf breiter Front gestiegen sind. Die Flut trieb auch den lahmen Kahn Frankfurter-Sparinvest voran.
Für Anleger Reimer besonders ärgerlich: Obwohl er keinen Berater mehr benötigt, zahlt er den Ausgabeaufschlag. Diese Provision fließt üblicherweise an die Verkäufer in Banken und Sparkassen. Da die Kaufgebühr in den VL-Abrechnungen immer im Fondspreis versteckt ist (Ausgabepreis) und nicht separat ausgewiesen wird, fiel das lange nicht auf. Wäre das Geld komplett in den Fonds geflossen, hätte Reimer statt 2.864 schon über 3.000 Euro im Depot.
Vor- und Nachteile der Wertpapier-Kaufverträge
Das VL-Geld fließt in nur eine Aktie.
Beteiligung am Produktivvermögen.
Keine Risikostreuung
Kosten senken
Damit von der Einzahlung möglichst viel im Fonds ankommt, müssen die Kosten runter: Bei Banken und Fondsvermittlern gibt es für solche Sparpläne durchaus auch Fonds ohne Ausgabeaufschlag. Etwa bei der schwäbischen AVL, einem von etwa 100 freien Fondsvermittlern.
Um zu einem solchen Vermittler zu wechseln, müssen Anleger oft nicht einmal ihr Depot verlagern. Es reicht, einen Antrag auf den Vermittlerwechsel im Internet herunterzuladen und auszufüllen. "Der neue Vermittler gibt diese Unterlagen dann an die depotführende Stelle weiter", erklärt Lange von AVL. Alle weiteren Einzahlungen werden künftig zu den Konditionen des neuen Vermittlers abgerechnet. Den Ausgabeaufschlag erhebt der nicht, er finanziert sich über Bestandsprovisionen, die ihm die Fondsgesellschaften aus ihrer Verwaltungsvergütung zahlen. Für den Kunden entstehen keine Mehrkosten.
Was allerdings bei Fondsbanken oder auch den von der Fondsgesellschaft DWS geführten Depots kein Problem wäre, funktioniert bei Deka und Union Investment nicht. Die Fondshäuser der Sparkassen und Volksbanken sind mit Abstand die größten VL-Fondsanbieter. Von den 3,5 Millionen Verträgen mit Investmentfonds verwalten sie zusammen etwa die Hälfte. "Beide Gesellschaften öffnen sich aber nicht für den Vertrieb über unabhängige Berater und halten dadurch die Preise für die Fonds hoch", kritisiert Lange. Um einen neuen Fonds ohne Ausgabeaufschlag zu kaufen, muss Reimer seine Einzahlung in den alten Vertrag stoppen (das ist problemlos möglich), einen Fonds auswählen, ein neues Depot bei einer Bank eröffnen, die diesen Fonds anbietet und dann seinen Arbeitgeber informieren.