Versicherungen Protokoll eines Allianz-Verkaufstrainings

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Ein Aktenordner mit dem Logo Quelle: dpa

Für Meike Kamp, Mitarbeiterin des Landeszentrums Datenschutz Schleswig- Holstein, handelt es sich dabei jedoch um ein branchenweites Problem. Kamp sagt: „Grundsätzlich dürfen Versicherungen diese Anfrage ausschließlich mit Einwilligung des potenziellen Neukunden starten und wenn das Unternehmen durch den Abschluss der Police ein sogenanntes kreditorisches Risiko trägt. Das bedeutet, das Unternehmen muss womöglich finanziell in Vorleistung treten, zum Beispiel beim Nachweis einer Kfz-Versicherung bei der Anmeldung des Wagens.“ Was viele Versicherte nicht wissen: Selbst die Einwilligung zur Schufa-Abfrage ist ausschließlich auf einen Vertrag begrenzt. Das Ganze ist ein heißes Eisen, der Gesamtverband der Versicherungen und die Datenschützer verhandeln derzeit über eine branchenweite Lösung.

Auch Bannasch wunderte sich über den seiner Ansicht nach lockeren Umgang mit dem Datenschutz: „Ich hatte Zugang zu allen Kundendaten, um dort in einer Art Rasterfahndung zu suchen, wem wir welche Police womöglich noch verkaufen können. Die Daten im Agentursystem liefern auch Informationen über Besitzstand, Vermögenslage, Immobilien, Karriere der Kunden.“

Das ist nicht die einzige Rechtsfrage, die Bannasch beschäftigt. „Ich habe als Auszubildender Kunden alleine beraten und Verträge abgeschlossen“, sagt er und fragt sich: „Sind die eigentlich gültig?“

Am Bedarf vorbei

„Nein“, sagt Versicherungskaufmann Kaup. „Ein Auszubildender darf Kontakte knüpfen, aber beraten und abschließen darf er nur gemeinsam mit einem zugelassenen Versicherungsvertreter.“ Ein Kunde könnte nach der EU-Vermittlerrichtlinie dann wegen Falschberatung den Vertrag anfechten. Die Allianz erklärte dazu, nur geschulte Auszubildende führten unbegleitete Beratungsgespräche.

Bannasch hat hingeschmissen. Nicht erst die Warnung seiner Freunde, er sei neuerdings so gehetzt und unausgeglichen, gab ihm den Rest. „Ich bin Investmentanalyst geworden, um Kunden optimal zu beraten, nicht um ihnen wissentlich am Bedarf vorbei Policen zu verkaufen.“

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