Versicherungsrisiko Die Fallstricke beim Smart Home

Seite 2/2

Auch alte Policen können schützen

Tatsächlich warnt der Gesamtverband der Versicherungswirtschaft (GDV) schon seit geraumer Zeit vor den Risiken, die Smart-Home-Technik mit sich bringt. In einem Positionspapier fordern die Versicherungslobbyisten – durchaus auch im eigenen Interesse – klare Sicherheitsstandards für Smart-Home-Technik. Beispielweise sollen die Hersteller verpflichtet werden, für eine Mindestdauer Sicherheitsupdates für ihre Software und die Geräte bereitzustellen, um Sicherheitslücken zu schließen. Außerdem sollten alle Geräte auch noch funktionieren, wenn die Verbraucher die Internetverbindung trennen. Zudem fordert der GDV Transparenz von den Herstellern: sie sollen nachvollziehbar machen, welche Daten sie für welchen Zweck speichern, wie lange und wo sie das tun.

Anlässlich der Internationalen Funkausstellung in Berlin im August warnte auch der Chaos Computer Club (CCC) vor den häufig billig produzierten Geräten, denen es an Softwarequalität und Support durch Softwareupdates mangele. Insbesondere dann bestünde nämlich das Risiko von Sicherheitslücken, die sich Hacker zunutze machen könnten. „Verbraucher müssen in der Lage sein, auch noch in fünf bis zehn Jahren Sicherheitsupdates durchzuführen“, sagte Linus Neumann vom CCC. Er schlägt ein verpflichtendes Verfallsdatum für die Smart Home-Geräte vor, das auf dem Produkt prangt und darüber informiert, wie viele Jahre mindestens Sicherheitsupdates garantiert sind.

Versicherer suchen Technik-Kooperationen

Viele Experten empfehlen zudem, die Smart-Home-Geräte über ein separates, sicheres Netzwerk miteinander zu verbinden, beispielsweise über die Einrichtung eines Gast-Netzwerks. Das würde schon weitgehend vor Manipulation von außen schützen – auch wenn das Smart-Home-Netz nur so sicher sein kann, wie ihr schwächstes Glied.

Einige Smart-Home-Anbieter wie der Energiekonzern Innogy kooperieren bereits mit der Versicherungsbranche, längst ist von „Smart Insurance" die Rede. Innogy etwa bietet in Kooperation mit dem Versicherungskonzern Axa Smart-Home-Pakete an, die das Heim mithilfe von Wassersensoren, Rauch- und Bewegungsmeldern vor Schäden durch Brand oder Rohrbruch schützen sollen – kombiniert mit einer speziellen Hausratversicherung.

Die Allianz bietet in Zusammenarbeit mit Panasonic gleich mehrere Smart-Home-Starter-Kits, die etwa über Tür- und Fenstersensoren verfügen, um Einbruchdiebstahl zu vereiteln. Einige Pakete beinhalten zudem Versicherungsleistungen für den Schadenfall, etwa eine Kontrolle vor Ort bei Abwesenheit, die Beauftragung eines Schlüsseldienstes sowie eine Assistenz-Hotline rund um die Uhr. Andere Versicherer wie CosmosDirect bieten in Kombination mit ihren Hausratversicherungen Rabatte für Smart-Home-Devices von Nest oder Devolo. Die Deutsche Telekom bietet Käufern ihrer Magenta SmartHome Systems zusätzlich einen Schutzbrief der Ergo an, der bei Einbruch Kosten für Notfallmaßnahmen sowie die Schadenregulierung übernimmt.

Bestehender Versicherungsschutz ist oft hilfreich

Andererseits, so Kammerer-Galahn, gebe es Zielkonflikte mit bestehenden Versicherungspolicen. „Üblicherweise werden Schäden an den technischen Komponenten des Smart Home durch die traditionellen Hausrat- oder Wohngebäudeversicherungen abgedeckt. Insbesondere Schäden an der Smart-Home-Hardware übernimmt in der Regel die Hausratversicherung“, hat Kammerer-Galahn festgestellt. „Die Smart-Home-Steuerungssoftware fällt allerdings grundsätzlich nicht unter diesen Schutz. Die alten Versicherungsverträge decken auch keine Kosten zur Wiederherstellung von elektronisch gespeicherten, ausschließlich für die private Nutzung bestimmten Daten und Programmen. Es sei denn, dies wird ausdrücklich individuell im jeweiligen Versicherungsvertrag vereinbart.“ Kammerer-Galahn empfiehlt Verbrauchern daher, vor der Installation von Smart-Home-Technik den Hausrat- bzw. Wohngebäudeversicherer zu kontaktieren, um die zusätzlichen Risiken und ihre Abdeckung durch bestehende Versicherungstarife sowie relevante Ausschlussbedingungen zu klären.

Smart-Home-Technik bietet also unter Sicherheitsaspekten sowohl Chancen als auch Risiken. Verbraucher, die mit der komfortablen Technik liebäugeln, sollten sich die Geräte, die Software und vor allem die damit verbundenen Service- und Update-Angebote sowie die Datenverwendung genau ansehen und alles möglichst von einem Fachmann installieren lassen. Denn noch gibt es weder für die Technik noch für die Dienstleistungen einheitliche Standards, auf die sich der Kunde einfach verlassen kann.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%