Vergleich Versicherungen Überblick: Das beste Pflegetagegeld

Eine Unterbringung in einem Pflegeheim ist kostspielig. Eine Pflegetagegeldversicherung kann die Mehrkosten abdecken. Quelle: imago images

Die Leistungen aus der gesetzlichen Pflegeversicherung reichen oft nicht aus. Es klafft eine große Lücke. Eine private Pflegetagegeld-Versicherung hilft, diese zu schließen. Die besten Tarife im Vergleich.

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Manchmal schleicht sie sich ganz langsam in unser Leben, manchmal geht es aber auch ganz schnell: Nur wenige Jahre, mitunter auch nur Monate nach der Diagnose Demenz werden Menschen zum Pflegefall. Und diese Pflege ist teuer. Ob ambulant zu Hause oder stationär im Heim – die gesetzlichen Pflegekassen übernehmen meist nur einen Teil der Kosten.

Die Pflegepflichtversicherung war nie dafür gedacht, sämtliche Kosten einer Pflegebedürftigkeit abzudecken, betont der Verband der Privaten Krankenversicherung. In der Regel müssen die verbleibenden Kosten aus der Rente oder dem privaten Vermögen gedeckt werden. „Eine private Pflegezusatzversicherung ist daher ein gutes Mittel, um sich vor der drohenden Finanzierungslücke im Pflegefall zu schützen“, so die Experten. „Für kaum ein anderes Risiko kann man finanziell so gut und langfristig vorsorgen wie für die Pflege, die ja meist erst im hohen Alter eintritt.“ Weil für jüngere Versicherte in der Regel für einen langen Zeitraum keine Leistungsausgaben anfallen, können die Versicherer die Beiträge in der Zwischenzeit am Kapitalmarkt anlegen – und die Versicherten profitieren von der Anlagerendite. Im Jahr 2021 hatten rund 4,17 Millionen Menschen in Deutschland eine solche Versicherung abgeschlossen – entweder individuell oder als betriebliche Pflegeversicherung.

Um diese Gesundheitsrisiken abzusichern, gibt es verschiedene Möglichkeiten: Pflegetagegeld-, Pflegekosten- und Pflegerenten-Versicherung. „Das Pflegetagegeld ist die wohl bekannteste und wichtigste zusätzliche private Absicherung, hier kann man das Pflegetagegeld bei Abschluss des Vertrages je Pflegegrad meistens frei wählen und somit die monatliche Lücke komplett oder wenigstens teilweise schließen“, sagt Thorsten Bohrmann, Senior Versicherungsanalyst beim Analysehaus Morgen & Morgen (M&M).

Darüber hinaus gibt es noch den Pflege-Bahr, eine Variante des Pflegetagegeldes. Diese wird mit fünf Euro je Monat an Beitrag staatlich gefördert und ist zudem ohne Gesundheitsprüfung abschließbar, solange noch kein Pflegegrad festgestellt worden ist. Versicherungsexperte Bohrmann ist überzeugt: „Eine zusätzliche Absicherung ist essenziell. Gerade eine länger andauernde, professionelle Pflege ist kostspielig“, sagt er. „Wer hier nicht eine sehr große Lücke in der Absicherung riskieren möchte, kommt um eine private Zusatzabsicherung kaum herum.“

Wie groß das finanzielle Risiko ist, zeigen Zahlen des Verbands der Privaten Krankenversicherung: Im Durchschnitt beträgt die Pflegelücke 2.149 Euro im Monat. „Mit dem rechtzeitigen Abschluss einer Privaten Pflegezusatzversicherung lässt sich die Pflegelücke zu bezahlbaren Preisen komplett schließen“, so die Experten. Wie so oft gilt: Je früher der Abschluss, desto günstiger der Beitrag. Interessierte sollten sich allerdings umfassend informieren und auch beraten lassen. Auch um zu klären, ob die Pflegetagegeld-Versicherung die beste Wahl ist oder eine andere Variante besser wäre.

Siegel

Für die WirtschaftsWoche hat M&M die besten Tarife für zwei Musterfälle ermittelt: einen 35-jährigen Angestellten und eine 45-jährige Angestellte. Der 35-Jährige wählt eine monatliche Pflegemindestleistung ambulant und stationär von 50 Euro im Fall von Pflegegrad 1, die 45-Jährige mit 30 Euro deutlich weniger. Im Fall von Pflegegrad 2 wählen beide 300 Euro sowie 600 Euro bei Pflegegrad 3, 1050 Euro bei Pflegegrad 4 und 1500 Euro bei Pflegegrad 5. Die Leistungen können in den einzelnen Pflegegraden deutlich voneinander abweichen und gegebenenfalls wesentlich höher als die Vorgaben sein. Die Versicherer bieten durch verschiedene Bausteine auch höhere Leistungen an, diese sind dann beitragsrelevant. In der Tabelle sind exemplarisch die Pflegegrade 1 und 4 im ambulanten und stationären Bereich dargestellt. Berücksichtigt wurden nur Tarife mit vier oder fünf Sternen im M&M-Rating, dies spiegelt ein sehr hohes Bedingungsniveau wider. Gekürt wurden die Policen mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis.





Der 35-Jährige hat die Auswahl zwischen zehn Tarifen, die mit Note „Sehr gut“ ausgezeichnet wurden. Top-Platzierte ist die Deutsche Familienversicherung. Mit einem monatlichen Beitrag von 28,22 Euro gehört sie auch zu den günstigsten Anbietern. Die Beiträge der ausgezeichneten Policen liegen zwischen 25,98 Euro und 47,40 Euro pro Monat. Zu diesen Policen zählten außerdem Tarife von Nürnberger, Allianz, Inter, Huk Coburg, Arag, Gothaer, R+V, vrk und Württembergische.

Die 45-Jähre kann zwischen neun ausgezeichneten Tarifen wählen. Das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bittet die Allianz. 52,45 Euro würde die Police monatlich kosten. Außerdem unter den gekürten Policen: Deutsche Familienversicherung, Nürnberger, Inter, Huk Coburg, Arag, R+V, vrk und Württembergische. Am günstigsten ist in diesem Fall die Police von Inter mit 39,27 Euro.

Yvonne Vollmer, Gesundheitsexpertin der Verbraucherzentrale Hamburg, sieht die Pflegetagegeld-Versicherung zwar eher kritisch und rät Verbrauchern lieber zu sparen, um im Alter Geld für die Pflege zu haben. Wer sich dennoch für eine solche Versicherung entscheidet, sollte eine Leistungs- und Beitragsdynamik vereinbaren. Das mache den Vertrag zwar teuer, „aber in 30 bis 40 Jahren, wenn der Versicherungsfall eintritt, werden die Inflation und steigende Kosten die erhoffte Hilfe sonst zu sehr schmälern“, sagt Vollmer. Wichtig sei, dass der Versicherte frei über das Geld ohne Kostennachweis verfügen könne.

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Außerdem sollte die Versicherung die Pflegegrade aus der gesetzlichen Versicherung übernehmen. Das Pflegetagegeld sei gestaffelt. „In den unteren Pflegegraden gibt es nur geringe Leistungen, aber kaum jemand wird den Pflegegrad 5 erreichen“, gibt sie zu bedenken. „Die meisten Menschen versterben vorher.“ Daher sollten Verbraucher sich fragen: Reicht das Geld in den unteren Pflegegraden aus, um das Leben zu Hause angenehmer zu machen? „Da mittlerweile die Heimkosten ab Pflegegrad 2 einheitlich sind, ist auch zu klären, ob das Pflegetagegeld in den geringeren Pflegegraden ausreichend hoch ist, die Heimkosten auszugleichen“, ergänzt sie.

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