Versicherungsvergleich Das ist die beste Police bei Berufsunfähigkeit

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Die Gefahr, im Laufe des Arbeitslebens berufsunfähig zu werden, ist groß. Eine Berufsunfähigkeitsversicherung mildert die finanziellen Folgen ab. Die besten Policen für zwei Musterfälle.

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Depressionen oder Burn-Out sind mittlerweile Volkskrankheiten, mit langwierigen Folgen. Es ist längst nicht mehr das weit verbreitete Rückenleiden, das die meisten Menschen berufsunfähig werden lässt. Knapp 30 Prozent aller Fälle waren im Jahr 2021 auf psychische Leiden zurückzuführen. Das geht aus Zahlen des Gesamtverbands der Versicherer (GDV) hervor. Diese Leiden nehmen unter den Ursachen für Berufsunfähigkeit seit Jahren zu. Erkrankungen am Bewegungsapparat, wie eben Rückenleiden, aber auch Arthrose und Gelenkprobleme, machen 19 Prozent aller Fälle aus. Krebs war ebenfalls mit 19 Prozent Anlass für eine Berufsunfähigkeit.

Viele Menschen unterschätzen die Gefahr. Dabei liegt die Wahrscheinlichkeit, bis zur Rente berufsunfähig zu werden, laut Statista je nach Altersgruppe und Geschlecht zwischen 29 und 43 Prozent. Der Anteil der Berufstätigen in Deutschland, die eine BU abgeschlossen haben, spiegelt das nicht wider. Immerhin 61 Prozent der Männer haben zwar eine solche Police, aber nur 42 Prozent der Frauen. Im Durchschnitt dauert eine Berufsunfähigkeit übrigens drei Jahre, heißt es beim Bund der Versicherten. Viele Menschen sind aber eben auch dauerhaft berufsunfähig – eine persönliche Katastrophe, auch finanziell. „Die meisten Menschen im erwerbsfähigen Alter sind auf Erwerbseinkommen angewiesen – entsprechend sind sie bei Arbeitskraftverlust oftmals nicht mehr in der Lage, ihre Ausgaben zu decken“, sagt Constantin Papaspyratos, Chefökonom des Bund der Versicherten. „Für sie zählt dann die zusätzliche private Absicherung von gesundheitlich bedingtem Arbeitskraftverlust zu den wichtigsten Versicherungen.“ Eine private Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) kann Abhilfe schaffen. Auch Verbraucherschützer zählen sie zu den wichtigsten Policen überhaupt.

Berufsunfähig zu sein bedeutet, dass der oder die Versicherte mindestens zu 50 Prozent den Beruf nicht mehr ausüben kann – und das voraussichtlich mindestens sechs Monate lang. Egal, wie und wodurch die Hälfte der Arbeitskraft verloren gegangen ist, wird die monatliche Rente bis zum versicherten Endalter gezahlt. Anders als die gesetzliche Erwerbsminderungsrente, sichert die Berufsunfähigkeitsversicherung den zuletzt ausgeübten Beruf ab. Die BU ist allerdings recht komplex. „Den individuell passenden Versicherungsschutz zur Arbeitskraftsicherung zu finden und einen Vertrag abzuschließen, ist aufwändig und kompliziert“, sagt Papaspyratos. Interessierte sollten sich unbedingt beraten lassen.

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Einen ersten Überblick darüber, welche Policen gut sind und was sie leisten sollten, liefert das BU-Ranking des Analysehauses Morgen & Morgen (M&M) und der WirtschaftsWoche. Berechnet wurden zwei Musterfälle: Eine 45-jährige Managerin mit einem Jahresgehalt von 250.000 Euro versichert eine monatliche BU-Rente von 5000 Euro. Ein 22-jähriger Student mit einem Einkommen von 12.000 Euro versichert eine Rente von 1000 Euro im Monat. Apropos BU-Rente: Versicherte sollten auf eine ausreichende Rentenhöhe achten und nicht zu gering absichern. Maximal können 60 Prozent des Bruttogehaltes abgesichert werden.

In den Musterfällen wurde die BU mit und ohne Arbeitsunfähigkeitsklausel berechnet. Diese Klausel bedeutet eine große Erleichterung bei der Beweislast. Ist der Versicherte von einem Facharzt seit sechs Monate krankgeschrieben, zahlt der Versicherer grundsätzlich ohne eigene Prüfung – und das je nach Police für 18 bis 36 Monate. Parallel dazu kann die Prüfung der Berufsunfähigkeit laufen. Ohne diese Klausel muss die Berufsunfähigkeit erst geprüft werden, was Monate dauern kann. Vorher fließt kein Geld. Im Schnitt lagen 2020 zwischen Antragsstellung und Entscheidung des Versicherers 99 Tage, also mehr als drei Monate, hat eine Umfrage unter den GDV-Mitgliedern ergeben. Die meiste Zeit verstreiche durch das Einholen medizinischer Beurteilungen. Zudem bräuchten auch die Antragstellenden Zeit, alle erforderlichen Unterlagen zur Verfügung zu stellen. Liegen alle Unterlagen vor, kommen die BU-Versicherer im Schnitt binnen neun Tagen zu einer Entscheidung.





Ausgezeichnet wurden die Policen mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis. Die 45-Jährige hat die Wahl zwischen 18 Tarifen ohne Arbeitsunfähigkeitsklausel, die mit „Sehr gut“ ausgezeichnet wurden. Am besten schnitten LV 1871, Zurich Dt. Herold und Baloise ab. Der monatliche Zahlbeitrag liegt bei der LV 1871 bei 205,74 Euro, bei der Zurich sind es 233,60 und bei der Baloise dann 248,68 Euro. Zwölf Policen mit Arbeitsunfähigkeitsklausel erhielten ebenfalls ein „Sehr gut“. Auch hier führt LV 1871 das Ranking an, gefolgt von Zurich Dt. Herold, Allianz und Baloise. Die Beiträge sind etwas teurer als in der Variante ohne diese Klausel. Bei der LV 1871 liegt der monatliche Zahlbeitrag bei 225,36 Euro, bei der Zurich sind es 241,68 Euro, bei der Allianz 246,29 Euro und bei der Baloise 265,99 Euro. Die Beispiele zeigen, dass die BU eine relativ teure Versicherung ist. Die genannten Beiträge sind Nettobeiträge. Sie könnten aber bis zum Maximalbetrag, dem sogenannten Bruttobeitrag ansteigen. Entscheidend sind die Überschüsse des Versicherers.

Für den Studenten ist die Police aufgrund seine Alters und der geringeren Rente deutlich günstiger. Er kann zwischen 18 sehr guten Policen ohne Arbeitsunfähigkeitsklausel wählen. Am besten schneidet die Baloise ab, hier liegt der monatliche Beitrag bei 27,49 Euro. Deutlich teurer ist die zweitplatzierte LV 1871 mit 32,10 Euro. Entscheidet er sich für die Arbeitsunfähigkeitsklausel, hat er 15 Versicherungen zur Auswahl. Die Top-Policen kommen von der Baloise, der Allianz und der LV 1871 mit Beiträgen von 29,32 Euro, 34,87 Euro beziehungsweise 34,99 Euro.





Andreas Ludwig, Bereichsleiter Rating & Analyse bei M&M beobachtet, dass das „Berufsgruppensplitting“ weiter geht. Heißt: Viele Versicherer kalkulieren ihre Tarife neu. „Das ist für risikoärmere Berufe gut, da dadurch die Preise für einen Berufsunfähigkeitsschutz weiter sinken“, sagt der Experte. „Für körperlich tätige Berufe sind dadurch die Preise faktisch nicht mehr bezahlbar.“ Für diese Berufsgruppen biete sich eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung an, da diese die einzig echte weitere Möglichkeit sei, die eigene Arbeitskraft abzusichern. Bei der BU finde ein Preiskampf um die „guten Risiken“ statt. Zu diesen guten Risiken zählen auch der Student und der Managerin im Vergleich.

Papaspyratos vom Bund der Versicherten weißt noch einmal darauf hin, dass alle Risiko- und Gesundheitsfragen im Antrag vollständig und wahrheitsgemäß beantwortet werden müssen. „Die Versicherungsunternehmen werten unter anderem aus, wie sich die persönliche Risikosituation auf die zukünftigen Jahrzehnte auswirken kann“, erklärt er. Würden bei Antragstellung beispielsweise Vorerkrankungen bestehen, entscheide der Versicherer, ob er den Antrag ablehne oder mit Risikozuschlägen oder Leistungsausschlüssen für bestimmte Vorerkrankungen annehme. „Im Leistungsfall kann der Versicherer prüfen, ob im Antrag erfragte Risiken verschwiegen oder unvollständig beantwortet wurden und ob er leisten muss oder nicht“, so Papaspyratos. „Bei falschen Angaben kann er sich bis zu zehn Jahre nach Vertragsschluss vom Vertrag lösen oder den Vertrag anpassen.“

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Das passiert aber seltener, als vielleicht gedacht. 80 Prozent aller Anträge auf eine Berufsunfähigkeitsrente werden bewilligt. Das hat eine Umfrage des GDV unter seinen Mitgliedsunternehmen ergeben. Lehnen Versicherer einen Leistungsantrag ab, hat das vielfältige Ursachen. In den meisten Fällen kann die versicherte Person noch zu mindestens 50 Prozent ihrem zuletzt ausgeübten Beruf nachgehen. Im Jahr 2020 war dies in rund der Hälfte aller Ablehnungen der Grund.

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