Werner knallhart
Quelle: imago images

Ein Kaffee macht's aus: Mit winzigen Alltags-Umstellungen richtig Geld sparen

Wir haben uns ein Konsum-Grundrauschen angewöhnt, das viel Geld kostet, ohne einen echten Gewinn an Lebensqualität zu bringen. Dabei kann man mit einer einfachen Umstellung eine Urlaubsreise finanzieren. Eine Kolumne.

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Wir haben uns vor einigen Jahren eine neue Couch gekauft. Für 3500 Euro. Mittlerweile finden wir sie gar nicht mehr so bequem und liebäugeln mit einer neuen. Da habe ich mal gerechnet: Wenn wir das Sofa nach rund acht Jahren verschenken würden, dann hätten wir über den Zeitraum der Nutzung umgerechnet pro Tag 1,20 Euro für dieses Sofa hingeblättert. 1,20 Euro. Jeden Tag. Auch wenn wir gar nicht zuhause waren!

Anderes Beispiel: Ein Handy, das bei der Anschaffung 800 Euro kostet und das Sie dann zwei Jahre nutzen, bevor es in der Schublade mit den Batterien und Tesafilmrollen verschwindet, kostet Sie Tag für Tag 1,10 Euro. Fast so viel wie unser Sofa!

Das richtig Faszinierende daran ist aber der Umkehrschluss: Würde es uns gelingen, jeden Tag einen Euro hier und einen Euro da zu sparen, käme über die Zeit richtig etwas zusammen.

Ja, es gibt viele Menschen in unserem Land, deren Alltagsbudgets auf Kante genäht sind. Aber wenn wir ehrlich sind: Die meisten von uns haben da ein gewisses Potenzial.

Mir ist das (wie vielen) in der Coronakrise aufgefallen. In den Jahren davor konnte ich es oftmals einrichten, vor der Arbeit in einem bestimmten Café ein Glas frisch gepressten Orangensaft zu trinken (so einen, für den bei der Pressung die Apfelsinen über geschwungene Führungsschienen in die automatische Presse wandern). Für 3,80 Euro. Ich habe ausgerechnet, wie viel ich nun spare, da ich mir angewöhnt habe, besagte Vormittage im Homeoffice zu verbringen (ohne Orangensaft).

Bei bis dato rund acht Tagen pro Monat im Café sind das: 364,80 Euro!

364,80 Euro pro Jahr für ein paar Schlucke Saft.

Nun könnten Hedonisten einwenden: Ja, aber dafür hattest du doch einen tollen Lifestyle, Marcus. Okay, suchen wir uns also Dinge, die unseren alltäglichen Lifestyle wirklich nicht nennenswert heben und trotzdem ordentlich was kosten.

1. Stilles Wasser

Von der peinlichen Umweltbilanz einmal abgesehen (Wasser über die französische und deutsche Autobahn bis in unsere Supermärkte transportieren und dann von dort in unsere Wohnungen – oft in Einwegflaschen aus Plastik): Stilles Markenwasser ist einfach nur teuer. Evian bei Rewe etwa kostet mindestens 79 Cent pro Liter. Wer seinen Durst (täglich 2,5 Liter) ausschließlich mit Evian stillt, zahlt dafür pro Jahr 721 Euro.

Leitungswasser hingegen kommt umweltfreundlich und komfortabel über ein Pipeline-System bis in unser Wasserglas gerauscht und kostet rund 0,0025 Euro pro Liter. Evian ist also 31.600 Prozent teurer. Schmeckt aber praktisch gleich.

Ein Kubikmeter Leitungswasser kostet je nach Anbieter rund 2,50 Euro. Und mit diesem Kubikmeter Trinkwasser (1000 Liter) kämen die meisten von uns ein Jahr hin. Ersparnis im Vergleich zu Evian: 718,50 Euro. Komfortgewinn inklusive.

Lesen Sie auch: Leitungswasser: Verschwendung ist das neue Vernünftig

2. Kälter waschen

Kürzer duschen – all das spart Geld, bedeutet für viele aber auch einen Verlust an Lebensqualität. Wenn der Tag schon mit Gehetze im Badezimmer beginnt.

Ein Posten aber wird aus Trägheit gerne vernachlässigt: die Waschmaschine. Warum nur waschen wir mit heißem Wasser? Nicht nur in Japan etwa kommen Waschmaschinen traditionell ohne Wasserheizstab aus. Die waschen kalt. Sieht man das deren Garderobe an? NEIN! Ich selber kam mir nach einer Japan-Reise richtig blöde vor, mein Leben lang bares Geld mit der Waschmaschine abgepumpt zu haben.

Unsere hiesigen Waschmittel funktionieren bei 20 Grad, wenn nicht gerade Flecken des Grauens heraus getrickst werden müssen.

Laut dem Waschkostenrechner auf forum-waschen.de des Industrieverbands Körperpflege- und Waschmittel e.V. können Sie mit einer mittelalten Waschmaschine (zehn Jahre), mit der Sie statt mit 60 Grad mit 20 Grad waschen, bei den aktuellen Strompreisen pro Waschladung circa 30 Cent sparen.

Es gibt Familien, da läuft die Maschine täglich. Selbst bei vier Waschladungen pro Woche läge die Kaltwaschersparnis bei 62,40 Euro pro Jahr. Ein halbes Jahr Netflix. Einfach nur dank der Erkenntnis, dass wir Jahrzehnte lang zu heiß gewaschen haben.

3. Das belegte Brötchen vom Bäcker

Angenommen, Sie starten Ihren Bürotag gerne mit einem leckeren Brötchen am Schreibtisch. Betrachten wir den unspektakulär guten Standard: Das Korneck mit Pute und Frischkäse kostet bei Kamps in Düsseldorf 3,90 Euro.

Ein Mehrkornbrötchen kostet dort hingegen 95 Cent. Würden Sie das in der Kaffeeküche Ihrer Firma schnell selber schmieren (Frischkäse für rund 20 Cent, Putenaufschnitt rund 60 Cent im Gemeinschaftskühlschrank), dann kämen Sie auf 1,75 Euro.
Ersparnis bei 200 Arbeitstagen pro Jahr mit dem Selbstschmierer-Brötchen: 430 Euro.

Würden Sie also auf Leitungswasser umsteigen, kalt Waschen und Ihr Brötchen selber belegen, dann würden Sie pro Jahr 1213,40 Euro sparen.

Dafür kann man schön auf den Balearen Urlaub machen.

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