Wichtige Versicherung Die besten Policen gegen Berufsunfähigkeit

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Ein Martyrium

„Mein Laden lebt und stirbt mit meiner Hände Arbeit“, sagt Grube. Er hat den Waffenladen seines Vaters übernommen, später repariert er auch Boote. 70-Stunden-Wochen seien Usus gewesen. Gesundheitliche Probleme nahmen zu; doch einen Arbeitgeber, der zahlt, wenn er krank wird, gab es ja nicht. Um seine Familie über Wasser zu halten, arbeitete er weiter. „Raubbau an meiner Gesundheit“, sagt er heute.

70 Prozent bekommen Rente

Die Gothaer schickt Grube Spezialisten zur Betriebsbesichtigung. Heraus kommt ein dicker Bericht – aber keine Rente. Der Versicherer sieht, dass er 40 Stunden lang arbeitet. Ob er dabei Schmerzen hat, interessiert nicht. Stattdessen schlägt der Anwalt der Gothaer 2011 vor, Grube solle den Betrieb umorganisieren.

Er könne „die Tätigkeiten seiner Mutter“ übernehmen, um sich „ein 50 % übersteigendes ausreichendes Betätigungsfeld im eigenen Betrieb zu verschaffen“. Bei der Gothaer bekäme er Rente ab 50 Prozent Berufsunfähigkeit.

Umorganisation – Versicherer verlangen viel von Kunden mit eigenem Betrieb. Bei Grube hilft die Mutter – wenn er Boote repariert, hält sie die Kunden mit Kaffee bei Laune oder verkauft Munition. Allein davon aber könne er nicht leben, sagt Grube.

Versicherer akzeptieren laut Branchenverband GDV 70 Prozent der Rentenanträge. Ansonsten seien Ansprüche unberechtigt, Kunden meldeten sich nicht mehr, oder der Versicherer trete zurück, weil der Kunde Pflichten verletzt habe.

Wer Geld will, muss beweisen, dass er krank ist. Nur weil der Hausarzt ein Attest mit 70 Prozent Berufsunfähigkeit schreibt, gibt es kein Bares. Viele Betroffene scheitern schon daran, den Antrag richtig auszufüllen. Da wird der Beruf falsch geschildert, Abläufe stimmen nicht.

Nur wenige werden von heute auf morgen berufsunfähig. Meist ist es ein Martyrium. Auf Fehlzeiten im Job folgt eine OP, darauf die Reha – wann war man krank, ab wann berufsunfähig? Versicherer schütten Kunden mit Formularen zu. „Da muss so viel Papier sein, dass keiner mehr durchblickt“, sagt Grube.

Versicherungsberater Krieter sieht dahinter ein System: „Die tröpfchenweise Informationsbeschaffung der Versicherer dient dazu, Kunden am langen Arm verhungern zu lassen.“ Ziel: „Versicherer wollen Kunden finanziell ausbluten lassen, wer kein Geld mehr hat, ist oft bereit, auch einen für ihn schlechten Vergleich anzunehmen“, hat Krieter immer wieder erlebt.

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