Ebenfalls wichtig ist es, wenn der Versicherer nicht prüfen darf, ob der Kunde in früheren Berufen arbeiten kann. Wer kürzlich den Beruf gewechselt hat, könnte sonst im alten Beruf arbeiten müssen. „Um das auszuschließen, muss der Versicherer im Vertrag zusichern, dass nur der zuletzt ausgeübte Beruf geprüft wird“, sagt Softfair-Geschäftsführer Christoph Dittrich.
Während seines Kampfs mit den Versicherern lebt Grube vom Erbe und zwei aufgelösten Leben-Policen. Doch selbst, wenn der Versicherer keine Probleme macht, kann es dauern, bis Geld fließt. Rente gibt es oft erst, wenn der Kunde seinen Beruf ein halbes Jahr nicht voll ausüben kann. Wichtig ist dann, dass der Versicherer rückwirkend zahlt – und das im Vertrag steht.
Wer zahlt wie viel?
Doch viel Leistung kostet viel. Die Redaktion hat daher auch das Preis-Leistungs-Verhältnis berechnet. Grundsätzlich gilt: Das Ergebnis der Auswertung bietet nur Anhaltspunkte. Der Beitrag hängt von vielen Kriterien ab: Raucher zahlen laut Dittrich von Softfair bis zu 20 Prozent mehr.
Zu den Risikomerkmalen, die zu höheren Prämien führen, zählt er körperliche oder gefährliche Arbeit, etwa die eines Dachdeckers oder Kfz-Mechanikers. Hat der aber Personalverantwortung, drückt es die Prämie. „Der Kfz-Meister, der wegen seiner Mitarbeiter kaum noch selbst unter der Hebebühne steht, zahlt oft weniger“, so Dittrich.
Akkord- oder Schichtarbeit und gefahrenträchtige Hobbys wie Motorradfahren oder Tauchen heben die Prämie oft. Billiger wird es, wenn der Kunde studiert hat oder er überwiegend kaufmännisch arbeitet.
Entscheidend für den Beitrag ist auch das Einstiegsalter, günstig wird es etwa für Studenten.
Faustformel: Je jünger jemand ist, desto weniger Vorerkrankungen hat er, desto geringer ist das Risiko für den Versicherer, desto günstiger sein Beitrag.
Wer schon in jungen Jahren eine Police abschließt, sollte auf die Nachversicherungsgarantie achten. Sie erlaubt es, die Höhe der Rente ohne neue Gesundheitsprüfung anzupassen. Ereignisse, zu denen man die versicherte Rente aufstocken kann, sind vertraglich geregelt.
Dazu gehören beispielsweise: Hauskauf (Kreditraten bleiben finanzierbar), Nachwuchs (der Geldbedarf steigt), Tod des Partners (damit man Kinder auch alleine versorgen kann).
Die wichtigsten Fragen zur Berufsunfähigkeitsversicherung
So früh wie möglich und bei guter Gesundheit. Der Abschluss ist bereits für Schüler in Bezug auf ihren späteren Beruf möglich. Die meisten schließen eine Berufsunfähigkeitsversicherung nicht vor Beginn der Lehre oder eines Studiums ab. Je später der Einstieg, desto größer das Risiko, dass bisherige Krankheiten die Prämie verteuern.
Je höher das Risiko einer Berufsgruppe, desto teurer die BU-Prämie bei ansonsten gleichen Konditionen. Die Stufen der Versicherer:
Geringes Risiko: Ärzte, Architekten, Apotheker, Psychologen, Diplomkaufleute.
Normales Risiko: Reise- und Bürokaufleute, Sekretärinnen, Techniker, Verkäufer.
Erhöhtes Risiko: Arzthelferin, Industriemechaniker, Gastwirte, Kfz-Mechaniker.
Hohes Risiko: Betonbauer, Künstler, Krankengymnasten, Maurer, Schornsteinfeger.
Beamte können bei manchen Versicherern eine Dienstunfähigkeitsversicherung abschließen. Sie schützt umfangreicher als die Berufsunfähigkeitsversicherung.
Ja, wenn der Vertrag eine entsprechende Klausel enthält. Wer später etwa einen höher bezahlten Job hat, eine Familie versorgen muss oder als Selbständiger im Ernstfall mehr Geld braucht, kann dann ohne erneute Gesundheitsprüfung seine Prämie erhöhen und so das gewachsene Risiko abdecken.
Versicherte können die Prämien für eine private Berufsunfähigkeitsversicherung in der Einkommensteuererklärung bei den Vorsorgeaufwendungen geltend machen. Bei Bezug einer BU-Rente ist je nach Laufzeit dieser Anteil steuerpflichtig:
1 Jahr - 0 Prozent
2 Jahre - 5 Prozent
5 Jahre - 5 Prozent
10 Jahre - 12 Prozent
15 Jahre - 16 Prozent
20 Jahre - 21 Prozent
25 Jahre - 26 Prozent
Wer Beiträge jährlich zahlt, spart
Wer sparen muss, könnte Schutz bis zum 60. Lebensjahr mit Leistungsdauer bis 67 vereinbaren. Nur im Notfall sollte man die Vertragslaufzeit auf 60 Jahre begrenzen, denn wer sonst mit 61 berufsunfähig wird, muss die Zeit bis zur staatlichen oder privaten Rente überbrücken – und dafür sein für die späteren Jahre Gespartes ausgeben.
Wer Beiträge jährlich zahlt, spart: Versicherer kassieren sonst Ratenzuschlag. Billiger wird es, wenn Versicherte keine übertrieben hohe Rente absichern. Als Faustformel für den Normalfall hat Berater Krieter festgelegt, dass drei Viertel des Nettoeinkommens abgesichert sind, mindestens aber 1.000 Euro. „Darunter bleibt einem der Gang zum Sozialamt nicht erspart, die Police wäre sinnlos“, sagt Krieter.
Bedenklich: Im Schnitt haben Deutsche monatlich nur 644 Euro versichert. Das reicht nicht: Grube etwa zahlt im Monat allein 600 Euro für die Krankenversicherung. Hinzu kommt, dass der Selbstständige seine private Rente neu aufbauen muss: „Ich musste zwei große Verträge für den Kampf mit den Versicherungen kündigen, die für meine Altersvorsorge gedacht waren. Es wäre alles nicht so extrem geworden, wenn die Versicherer früher geleistet hätten“, sagt Grube. Selbstständige zahlen nicht ins staatliche Rentensystem ein und brauchen daher meist höhere Policen als Angestellte.