WirtschaftsWoche-Ranking Bei diesen Lebensversicherern ist Ihr Geld gut aufgehoben

Welchen Versicherern Anleger noch ihr Geld anvertrauen dürfen, zeigt das große WirtschaftsWoche-Ranking. Wann eine Police zu halten, neu abzuschließen oder zu kündigen ist, erklären Fälle von fünf Kunden.

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Lebensversicherungen zählen zu den beliebtesten Geldanlagen der Deutschen. Doch der Ruf des Finanzproduktes hat in letzter Zeit gelitten: Die Renditen sinken. Quelle: dpa

So einen Unterschied zwischen Versprechen und Wirklichkeit gab es in der Welt der Versicherungen noch nie: Drei Prozent wollen die Assekuranzen ihren Lebensversicherungskunden im Durchschnitt Jahr für Jahr garantiert gutschreiben. Doch wenn die Versicherungsmanager das täglich in Millionenhöhe hereinströmende Geld anlegen wollen, haben sie ein Problem. Denn wenn sie sich wie gewohnt langfristig und extrem sicher binden wollen, in Bundesanleihen über zehn Jahre etwa, würden sie nicht einmal ein Prozent herausbekommen. Deshalb sinkt der Garantiezins in zwei Monaten erneut. Von 2015 an liegt er bei nur noch 1,25 Prozent – aktuell sind es noch 1,75 Prozent. Daher trommeln Versicherer im Endspurt mit Slogans wie „Verschenken Sie kein Geld“ und richten auf ihren Web-Seiten gar Countdowns ein. Zeit also, dass sich Anleger mit den Lebensversicherern auseinandersetzen. Wer kapitalstark ist und hohe Renditen verspricht, zeigt das große Exklusiv-Ranking der WirtschaftsWoche.

Fall 1: Mit Kleinbeträgen lange sparen

Schnell noch Langfristsparer zu einer Unterschrift unter einen Rentenvertrag zu bewegen, das hat bei Natalie Tiranno aus Frankfurt bereits geklappt. Die 35-Jährige hatte sich schon seit einiger Zeit immer wieder zum Thema Rente beraten lassen. Doch unterschrieben hat die Freiberuflerin erst diesen Oktober. „Ich wollte schon lange was für die Rente machen, wusste aber nicht, wie und was“, sagt die Lehrerin, die Menschen über Musik Fremdsprachen beibringt. Melodie und Rhythmik nehmen ihren Schülern die Angst vor Sprachen – das Versprechen, mit kleinen Beiträgen flexibel fürs Alter vorzusorgen, nahm ihr jetzt die Scheu vor der Entscheidung für das Renten-Sparen. Fünf Jahre lang will die Selbstständige 70 Euro im Monat zahlen, danach soll der Beitrag auf 130 Euro steigen. „Ich denke, dass ich mir den höheren Betrag dann leisten kann.“ Falls nicht, dann darf sie auch bei dem niedrigeren Beitrag bleiben; die Vertriebsprovision bliebe aber wie gehabt und drückte dann die Rendite.

Wichtige Kennzahlen zur Beurteilung von Versicherern

Mit wie viel Geld sie im Rentenalter rechnen kann, weiß sie ohnehin nicht genau. Sicher sind ihr lediglich aktuell garantierte 166 Euro im Monat, wenn sie 31 Jahre lang wie geplant einzahlen sollte.

Und anders als es die Versicherer in ihrer Werbung hinausposaunen, ist der Garantiezins auch nur ein Teil der Wahrheit. Denn der wird nur auf denjenigen Anteil am Kapital gezahlt, den der Versicherer nach Abzug seiner Kosten anlegt – und das können je nach Höhe des in der Lebensversicherung eingebauten Todesfallschutzes plus weitere Kosten auch nur 70 bis 80 Prozent der eingezahlten Kundengelder sein. Folge: „Wegen der niedrigen Zinsen kann besonders bei kurzlaufenden Verträgen von bis zu zwölf Jahren die ausgezahlte Summe unter der eingezahlten liegen“, hat Axel Kleinlein, Vorstandschef beim Bund der Versicherten, ausgerechnet. Deshalb ist es für Kunden wichtig, dass ihr Versicherer geringe Kosten hat. Und da es bei insgesamt 811 Milliarden Euro an Einlagen nicht um Kleingeld geht, muss der Versicherer zudem kapitalstark sein. Das bedeutet, dass er mit seinen Anlagen künftig deutlich mehr erwirtschaften kann, als er an Garantiezins zahlen muss.

Gut untergebracht

Tiranno hat nicht nur die noch bis Jahresende geltenden höheren Garantiezinsen mitgenommen. Sie kann mit ihrer Entscheidung vor allem deswegen ruhig schlafen, weil sie ihre Versicherung bei der Debeka abgeschlossen hat. Diese zählt im Rating der WirtschaftsWoche seit Jahren zu den kapitalstärksten Lebensversicherern der Branche, 2014 liegt sie auf Platz zwei. Damit Anleger vorbildliche Versicherer aufspüren oder ihre bestehenden Verträge abklopfen können, haben der Wiener Finanzwissenschaftler Jörg Finsinger und das Analysehaus Softfair zum 18. Mal im Auftrag der WirtschaftsWoche 70 Lebensversicherer aus Sicht der Kunden analysiert.

Wer neu abschließt, muss zudem mit einem rechnen: Er könnte Kunden mit alten Verträgen subventionieren. Schuld ist das Gefälle zwischen hohen und niedrigen Garantien. 1994 stieg der Garantiezins mit vier Prozent auf seinen höchsten Stand, seit Sommer 2000 aber ist er rückläufig (siehe Grafik). Wer noch einen Vertrag aus den goldenen Jahren hat, bekommt eben jene vier Prozent – bis zum Laufzeitende. Doch Zinsen auf sichere Anlagen, die Versicherer am Kapitalmarkt bekommen, sind niedrig – aktuell rentieren etwa 16-jährige Bundesanleihen bei 1,4 Prozent. Die Finanzaufsicht BaFin hat die Branche daher dazu verdonnert, zusätzliches Geld speziell für Hochprozent-Verträge zurückzulegen, seit 2011 rund 19 Milliarden Euro.

Lebensversicherer
(Neugeschäft
eingestellt,
mit * markiert)
Realis.
Zins auf
Kapital-
anlagen (1,²)
Abschl.-
kosten-
quote (1,4)
Ausschütt.-
quote (1,6)
Leistungs-
fähigkeit
für den
Kunden (1,7)
Sterne (8)
Europa3,23,592,0268,85
Debeka3,23,488,0228,65
LVM3,13,291,2198,05
Hannoversche3,13,693,1191,45
HUK-Coburg2,93,192,6173,45
Cosmos Direkt2,62,390,0172,75
Mecklenburgische3,24,186,4146,85
WGV3,13,888,3141,65
Allianz3,04,278,786,15
Nürnberger Beamten3,04,189,184,35
Ergo Direkt3,14,281,481,65
Süddeutsche2,93,484,381,05
R+V3,04,482,871,25
Öff. LV-Anstalt
Oldenburg
3,04,594,766,45
Oeco Capital2,93,991,753,25
Bayern-Versicherung
(VKB)
3,04,581,848,35
Delta Lloyd*3,03,157,244,75
Alte Leipziger3,14,783,443,05
Landeslebenshilfe3,55,984,242,95
neue leben3,04,780,441,55
VHV3,45,7100,039,45
Concordia3,14,585,836,85
Öffentl.
Braunschweig
3,04,380,934,55
HanseMerkur3,04,280,533,65
Itzehoer3,04,766,622,94
Stuttgarter3,25,489,222,64
InterRisk3,03,584,516,34
Volkswohl-Bund3,04,991,39,74
Neue Bayerische3,15,392,70,94
Öff. Leben
Sachsen-Anhalt
3,05,086,40,34
Benchmark (9)

3,0

4,9

85,1

--

Quelle: Softfair Analyse, Professor Jörg Finsinger

1 in Prozent, gerundet; ² prognostizierte Rendite auf die Kapitalanlagen des Versicherers, unter realistischen Annahmen nach einem mathematischen Modell,
Versicherte erhalten wegen der berechneten Kosten weniger; ³ bisherige Verzinsung der Kapitalanlagen des Versicherers, nach dem strengen Niederstwertprinzip
(stille Lasten werden berücksichtigt, stille Reserven nicht), nur zum Vergleich, fließt nicht ins Rating ein, Mittelwert 2007 bis 2013; 4 Kosten, die beim Vertragsabschluss
zum Beispiel für Provisionen an den Vermittler anfallen, als Anteil an den Gesamtbeiträgen aller neuen Verträge, Mittelwert 2011 bis 2013;
5 jährliche Verwaltungskosten, als Anteil an den Versicherungsbeiträgen (Bruttobeiträge), Mittelwert 2011 bis 2013; 6 Anteil der Gesamtüberschüsse, den der
Versicherer an Kunden ausschüttet, Mittelwert 2007 bis 2013; 7 Leistungsfähigkeit im Vergleich zum Benchmark–Versicherer (Durchschnittswert aus 25 besonders
wachstumsstarken Versicherern), je höher der Wert, desto leistungsfähiger ist der Versicherer; 8 Ranking der Leistungsfähigkeit, von stark überdurchschnittlich
(5) bis stark unterdurchschnittlich (1); 9 Durchschnitt der 25 wachstumsstärksten unter den 50 größten Versicherern.

Fall 2: Vier Prozent bis zum Jahr 2034

Bisher spielte der garantierte Zins nur im Einzelfall eine Rolle; die meisten Versicherer haben bei der Überschussbeteiligung (Garantiezins plus Bonus) alle Kunden gleich behandelt: Ende des Jahres legten sie die Mehrrendite für das kommende Jahr fest, zuletzt lag die Gesamtverzinsung laut der Ratingagentur Assekurata für alle, die bis zum Vertragsende durchhalten, im Schnitt bei 4,3 Prozent – egal, welcher Garantiezins im Vertrag stand. Doch Achtung: Einzelne Versicherer liegen drunter. Inklusive aller Bonusbeträge zahlt etwa die Ergo Lebensversicherung für 2014 nur eine Gesamtverzinsung von 3,55 Prozent. Das ist das Problem: Sinkt die Verzinsung unter 4,0, dann bekommen Kunden mit einem 4,0-Prozent-Vertrag weiter ihre Garantien – das Geld kann nicht mehr an andere ausgeschüttet werden. Ergo teilte dazu lapidar mit, dass Kunden „mindestens den Garantiezins“ bekämen. Und der könne „höher sein als die für 2014 deklarierte Gesamtverzinsung“. Übersetzt heißt das: Jungen Kunden muss Ergo Rendite abknapsen, um alte vertragsgemäß zu bedienen. Willkommen in der Zweiklassengesellschaft.

In diese Lebensversicherungen fließt das meiste Geld
Platz 20: Gothaer LebenDie Lebensversicherung ist noch nicht tot. Das Neugeschäft bei den Versicherern läuft immer noch wie geschmiert – trotz aller Unkenrufe. Die Kunden scheinen keine Alternative zur Lebensversicherung zu finden, denn die große Flucht blieb bisher aus. Die Gothaer Lebensversicherung AG bietet für 2014 eine Gesamtverzinsung, einschließlich Schlussüberschussbeteiligung und Mindestbeteiligung an den Bewertungsreserven, in Höhe von 4,20 Prozent für das Neugeschäft. Die laufende Gesamtverzinsung (ohne Schlussüberschussbeteiligung und Mindestbeteiligung an den Bewertungsreserven) sinkt um 0,2 Prozentpunkt auf 3,30 Prozent.Bruttobeiträge 2013: 1,3 MilliardenBruttobeiträge 2012: 1,25 MilliardenVeränderung: + 4,2 ProzentRang (Vorjahr): 20Datenquelle für die Prämieneinnahmen: Zeitschrift für Versicherungswesen, 1. April 2014 Quelle: dpa
Platz 19: Swiss LifeDer Versicherer Swiss Life, der den Finanzvertrieb AWD kaufte und umbenannte, muss noch deutlicher runter, wie das Versicherungsjournal notiert. Für 2013 falle die Überschussbeteiligung auf 3,0 Prozent. Im Vorjahr waren es 3,3 Prozent, davor noch 3,5 Prozent. Und für 2011 schrieb der Schweizer Versicherer seinen deutschen Kunden sogar noch 3,8 Prozent gut.Bruttobeiträge 2013: 1,328 MilliardenBruttobeiträge 2012: 1,33 MilliardenVeränderung: - 0,4 ProzentRang (Vorjahr): 17 Quelle: dpa
Platz 18: Volkswohl Bund LebenDie Volkswohl Bund Lebensversicherung hält ihre Überschussbeteiligung 2014 stabil. Die laufende Verzinsung bleibe bei 3,65 Prozent und die Gesamtverzinsung bei rund 4,3 Prozent, teilte die Gesellschaft mit. Als Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit zahlt das Unternehmen einen vergleichsweise hohen Teil seiner Erträge an die Versicherten aus. Für 2012 lag die Überschussbeteiligung noch bei 4,05 Prozent.Bruttobeiträge 2013: 1,33 Milliarden EuroBruttobeiträge 2012: 1,29 Milliarden EuroVeränderung: + 2,8 ProzentRang (Vorjahr): 19 Quelle: PR
Platz 17: Provinzial Nordwest LebenDer Sparkassenversicherer aus Düsseldorf hat die Überschussbeteiligung erneut recht deutlich gesenkt. Sie liegt nun bei 3,1 Prozent. Das sind 0,3 Prozent weniger als im Vorjahr, als die Zinsgutschrift von 3,75 auf 3,4 Prozent zurückgenommen worden war. Die Gesamtverzinsung betrage nun 3,8 Prozent, davon entfallen auf den Schlussüberschuss 0,2 Prozent und die Beteiligung an den Bewertungsreserven 0,5 Prozent. Im Vorjahr war die Gesamtverzinsung der Provinzial Rheinland um 0,15 Prozentpunkt auf insgesamt 4,1 Prozent gefallen.Bruttobeiträge 2013: 1,46 Milliarden EuroBruttobeiträge 2012: 1,31 Milliarden EuroVeränderung: + 11,4 ProzentRang (Vorjahr): 18
Platz 16: Gothaer LebenDer Lebensversicherer der Signal-Iduna-Gruppe aus Dortmund senkt die Überschussbeteiligung um 0,35 Prozent auf 3,25 Prozent. Einschließlich Schlussüberschuss und Mindestbeteiligung an den Bewertungsreserven ergebe sich für die klassische Rentenversicherung eine Gesamtverzinsung von durchschnittlich 3,6 Prozent, erklärte ein Sprecher des Stadionsponsors von Borussia Dortmund. Bruttobeiträge 2013: 1,49 Milliarden EuroBruttobeiträge 2012: 1,40 Milliarden EuroVeränderung: + 6,3 ProzentRang (Vorjahr): 16 Quelle: dapd
Platz 15: Sparkassenversicherung (SV) LebenDie SV hält die laufende Überschussbeteiligung ihrer Lebens- und Rentenversicherungen für das nächste Jahr konstant - auf niedrigen 3,05 Prozent.Bruttobeiträge 2013: 1,88 Milliarden EuroBruttobeiträge 2012: 1,64 Milliarden EuroVeränderung: + 14,5 ProzentRang (Vorjahr): 15 Quelle: dpa
Platz 14: Alte Leipziger LebenDer mittelgroße, aber sehr kapitalstarke Lebensversicherer sendet ein Zeichen der Stabilität. Die Überschussbeteiligung, die im Vorjahr deutlich von 3,85 Prozent auf 3,35 Prozent gesenkt worden war, bleibt für 2014 stabil. Dieser Versicherer veröffentlichte seine Zahlen erneut als einer der ersten in der Branche. Das Signal an die Konkurrenz: Wir waren im Vorjahr vorsichtig, nun profitieren wir davon. Noch ist die Marke von drei Prozent kein Thema.Bruttobeiträge 2013: 1,91 Milliarden EuroBruttobeiträge 2012: 1,81 Milliarden EuroVeränderung: + 5,5 ProzentRang (Vorjahr): 14

Simone G. ist eine der glücklich versicherten: Als 30-Jährige hat sie 1999 einen bis 2034 laufenden Vertrag unterschrieben — zum Höchstgarantiezins. Die Entscheidung für die Police fiel der Frau aus Eisenberg leicht: Es sei schon damals „kein Geheimtipp mehr“ gewesen, dass „die spätere gesetzliche Rente nicht ausreichen wird“. Also unterschrieb sie – und hielt auch gegen Widerstände am Vertrag fest.

Lebensversicherer
(Neugeschäft
eingestellt,
mit * markiert)
Realis.
Zins auf
Kapital-
anlagen (1,²)
Abschl.-
kosten-
quote (1,4)
Ausschütt.-
quote(1,6)
Leistungs-
fähigkeit
für den
Kunden (1,7)
Sterne (8)
LV von 18713,04,890,5-14,23
Inter3,04,282,7-16,53
SV Versicherung3,05,383,6-17,73
Provinzial
Rheinland
2,95,385,9-26,43
Victoria*3,04,688,9-38,32
Asstel3,05,486,6-39,22
Continentale Leben3,15,791,5-39,92
Condor3,15,387,6-46,02
Provinzial
Hannover
3,05,792,5-46,42
SV Sachsen2,95,591,8-48,82
Universa3,04,995,2-50,42
Generali2,94,990,0-51,12
Saarland3,05,588,3-52,72
Öff. Berlin
Brandenburg
2,95,293,4-53,22
Familienfürsorge2,95,285,7-53,42
Provinzial
NordWest
3,15,787,3-56,92
DEVK Allgemeine3,05,790,3-58,82
Gothaer LV3,05,481,3-62,62
DEVK3,15,883,2-65,92
Barmenia Leben3,05,086,0-66,42
WWK Leben3,05,493,0-70,81
Aachener und
Münchener
2,85,083,4-76,91
Iduna Vereinigte3,05,281,9-79,61
Rheinland3,04,579,8-85,01
Münchener Verein2,95,283,0-90,61
Swiss Life2,95,583,2-95,81
Ideal3,05,191,1-101,31
Deutsche
Ärzteversicherung
2,95,280,2-104,81
Württembergische3,05,881,5-109,91
Helvetia3,05,983,0-112,51
ARAG2,95,680,2-123,71
AXA2,95,778,7-134,71
Ergo2,96,186,2-145,81
Basler
(Deutscher Ring)
2,96,087,3-146,41
Nürnberger3,06,382,7-168,21
Zurich Deutscher
Herold*
2,96,678,1-179,61
Hamburger Leben*3,07,955,0-218,51
VPV Lebensvers.2,96,985,4-229,81
HDI2,97,283,1-252,71
Direkte Leben3,29,277,9-278,91

Quelle: Softfair Analyse, Professor Jörg Finsinger

1 in Prozent, gerundet; ² prognostizierte Rendite auf die Kapitalanlagen des Versicherers, unter realistischen Annahmen nach einem mathematischen Modell,
Versicherte erhalten wegen der berechneten Kosten weniger; ³ bisherige Verzinsung der Kapitalanlagen des Versicherers, nach dem strengen Niederstwertprinzip
(stille Lasten werden berücksichtigt, stille Reserven nicht), nur zum Vergleich, fließt nicht ins Rating ein, Mittelwert 2007 bis 2013; 4 Kosten, die beim Vertragsabschluss
zum Beispiel für Provisionen an den Vermittler anfallen, als Anteil an den Gesamtbeiträgen aller neuen Verträge, Mittelwert 2011 bis 2013;
5 jährliche Verwaltungskosten, als Anteil an den Versicherungsbeiträgen (Bruttobeiträge), Mittelwert 2011 bis 2013; 6 Anteil der Gesamtüberschüsse, den der
Versicherer an Kunden ausschüttet, Mittelwert 2007 bis 2013; 7 Leistungsfähigkeit im Vergleich zum Benchmark–Versicherer (Durchschnittswert aus 25 besonders
wachstumsstarken Versicherern), je höher der Wert, desto leistungsfähiger ist der Versicherer; 8 Ranking der Leistungsfähigkeit, von stark überdurchschnittlich
(5) bis stark unterdurchschnittlich (1); 9 Durchschnitt der 25 wachstumsstärksten unter den 50 größten Versicherern.

Alt oder neu?

Einmal wollte sie ein Verkäufer aus einem Strukturvertrieb zum Umschichten bewegen. „Bestehende Verträge sollten mal geprüft werden“, um mehr aus ihren Sparraten zu machen, warb der Vertriebler. Sein eigennütziger Vorschlag: Sie sollte auf eine Police setzen, die nicht mehr wie bisher garantierte Zinsen hat, sondern indirekt über Fonds an den Kapitalmarkt geht. „Durch die Anlage in Fonds könnte mehr als das Doppelte an Kapital bis zum Ablaufdatum erzielt werden, wurde mir versprochen“, so Simone G. Doch der Haken: Eine fondsbasierte Lebensversicherung garantiert keine Mindestrente. „Als sicherheitsorientierter Mensch wusste ich aber, dass meine bisherige Versicherung zum Ablauf garantiert fast 50 000 Euro auszahlen wird“, sagt Simone G. Das habe das neue Angebot nicht bieten können.

Mit oder ohne Berufsunfähigkeit?

Simone G. kann doppelt froh über ihre ablehnende Haltung sein, hätte sie doch Steuervorteile verloren (siehe Grafik). Sicherheit gab ihr zudem die Honorarberatung Zeroprov in Schkölen nahe Jena. Von der Kündigung ihrer Police hat Zeroprov nach Durchsicht der Unterlagen „klar abgeraten“. Grund: In 35 Jahren zahlt G. deutlich weniger ein, als sie herausbekommt. Für G. liegt die Rendite allein auf die Beiträge zur Lebensversicherung bei rund 2,7 Prozent – gerechnet ohne eine Beteiligung an möglichen Überschüssen. „Ich verliere kein Geld und bin während der Laufzeit noch gegen Berufsunfähigkeit abgesichert“, rechnet die Mittvierzigerin vor. Ihre Versicherung beinhaltet neben einem Todesfallschutz auch eine Absicherung gegen Berufsunfähigkeit, für die sie extra zahlt. Falls sie nicht mehr arbeiten könnte, bekäme sie 767 Euro pro Monat, und ihr Versicherer, die Alte Leipziger, würde ihren Versicherungsbeitrag bis zum planmäßigen Ablauf der Leben-Police übernehmen.

Dafür verprassen Deutsche ihre Lebensversicherung
Platz 10: Hobbys (1,7 Prozent)Rund 40 Milliarden Euro zahlen deutsche Versicherer jährlich für auslaufende Lebensversicherungen aus. Das stecken nur 1,7 Prozent der Empfänger in ihre eigenen Hobbys. Die Zahlen stammen von der Gothaer Versicherung. Diese hat die Gesellschaft für Konsumforschung GfK beauftragt, über 1.000 Deutsche zu ihren "Zahltag-Wünschen" zu befragen, wenn die Lebensversicherung fällig ist. Quelle: dpa
Platz 9: Zweit-Wohnsitz im Ausland (2,7 Prozent)Ein Domizil an der Sonne gilt als klassische Ausgabe für Senioren. Dabei wollen nur 2,7 Prozent der Befragten ihre Lebensversicherung für eine Immobilie auf Mallorca und Co. verprassen. Quelle: dpa
Platz 8: Erfüllung von Kauf-Wünschen (3 Prozent)Deutschlands Senioren geben sich bescheiden. Auch dem Klischee des Rentners, der sich endlich ein Cabrio leisten kann, wollen sie nicht folgen. Nur drei Prozent wollen sich solche teuren Wünsche erfüllen, wenn die Lebensversicherung fällig ist. Quelle: dpa
Platz 7: Wohnung oder Haus kaufen (7,7 Prozent)Deutlich mehr Befragte wollen im Alter eine Immobilie kaufen: 7,7 Prozent planen ihre Lebensversicherung dafür einzusetzen. Die Rekord-Preise zahlreicher Immobilien in München, Düsseldorf oder Frankfurt können sich ohnehin nur noch junge Glücksritter oder eben "Best-Ager" leisten. Der Deutschen Bank zufolge stiegen die Immobilienpreise in Großstädten seit 2008 jährlich um sieben Prozent. Quelle: dpa
Platz 6: Anlage für Kinder oder Enkelkinder (9,3 Prozent)Viele Deutsche geben sich bei der Lebensversicherung uneigennützig: 9,3 Prozent nutzen die Auszahlung, um sie wieder für ihre Kinder oder Enkelkinder anzulegen. Quelle: obs
Platz 5: Renovierungen (10,7 Prozent)Im Alter haben sich viele Deutsche oft schon Haus und Grund zugelegt - und bringen mit ihrer Lebensversicherung Haus und Wohnung wieder in Schuss. 10,7 Prozent der Befragten haben Renovierungen als "Zahltag-Wunsch" angegeben. Quelle: dpa
Platz 4: Weitersparen (11,8 Prozent)Kaum ist das ersparte Geld da, soll es wieder reinvestiert werden: 11,8 Prozent wollen nach der Auszahlung ihrer Lebensversicherung weiter sparen. Quelle: dpa

Trennbare Verträge

So wie Simone G. haben viele den Schutz gegen Berufsunfähigkeit an ihren Vertrag gekoppelt. Wer neu abschließt, sollte Verträge aber nicht zusammenfassen. Nur so können Sparer in einer Notlage entscheiden, welcher Vertrag wichtiger ist. Dann können Anleger den Leben-Vertrag kündigen, ohne ihre Absicherung gegen Berufsunfähigkeit zu verlieren – oder umgekehrt.

Wer einen gekoppelten Vertrag kündigen muss und eine neue Absicherung abschließt, für den werden oft Vorerkrankungen zum Problem, die er beim Abschluss der alten Police nicht hatte. Vorbelastete Kunden sind ein höheres Risiko für die Versicherung, welches sie sich vergüten lässt. Wer krank ist, könnte allein wegen des integrierten Risikoschutzes seiner alten Police gezwungen sein, einen unrentablen Vertrag weiter zu besparen. Wer aussteigen muss und eine Absicherung gegen den Todesfall braucht, sollte prüfen, ob er eine separate Risikolebensversicherung abschließen kann, die nur im Todesfall einspringt.

Angesichts extrem niedriger Zinsen ist es ohnehin fragwürdig, ob es sich noch lohnt, eine Lebensversicherung abzuschließen oder eine unrentable zu halten. Die Antwort lautet erst einmal: nein.

Zum einen liegen die Zinsen auf vermeintlich sichere Geldanlagen wie Pfandbriefe, Staatsanleihen oder Bankdarlehen, wie Lebensversicherer sie benötigen, seit Jahren tief: Laut dem Spezialisten für Lebensversicherungen, Assekurata, sinken die durchschnittlichen Überschüsse der Versicherten seit 2009 fortwährend.

Hinzu belasten neue Eigenkapitalvorschriften, bei denen die Versicherer Extra-Geld als Sicherheitspuffer zur Seite legen müssen, wenn sie in chancenträchtige, aber riskantere Anlagen wie Aktien investieren wollen. Nur für Staatsanleihen sind keine Extra-Euro nötig. Politikern kommt das zupass: Versicherer werden in unrentable Staatsanleihen getrieben, Versicherte finanzieren so die klammen Staaten durch die Hintertür – der Regulierung sei Dank.

Und doch spricht eins für den Rentenvertrag: Menschen brauchen im Alter kalkulierbares Einkommen. Wer weiß schon, wie alt er wird, wie viel er sparen muss? Daher ist es richtig, auf Sparen und Rente zu setzen. Wer sicher sein will, sollte umfassend vorsorgen – mit gesetzlicher und privater Rente sowie eigenen Spargroschen.

Fall 3: Einmal zahlen, sofort Rente

So wie Bernd Schneider*. Der 62-Jährige hat der Alten Leipziger im Februar 150 000 Euro überwiesen. Gegenleistung: eine sofort beginnende Rentenzahlung. Monat für Monat bekommt der Privatier nun rund 720 Euro aufs Konto, fest garantiert hat ihm der Versicherer davon 540 Euro. Den Aufschlag gibt es, wenn die Kapitalanlage der Versicherung gut läuft.

Der Privatier aus Mühlacker bei Pforzheim ist happy mit seiner Sofortrente, als ehemaliger Selbstständiger ist er auf die private Rente voll angewiesen: „Für meine Versorgung im Alter brauche ich Sicherheit in Form von regelmäßigen Einnahmen“, sagt er. Schließlich wisse ja auch er nicht, wie alt er werde. „Meine Versicherung ist meine Wette auf ein langes Leben. Das Butterbrot muss sicher sein, nun kann ich mich um die Marmelade kümmern“, sagt er. Das Butterbrot sind die regelmäßigen Zahlungen, die Marmelade sein Erspartes. Das legt er auch schon mal riskanter an, etwa in Aktien.

Dank Kunden wie Schneider boomt bei den Versicherern zumindest das Geschäft mit Einmalbeiträgen, bei denen Menschen eine große Summe auf einen Schlag einzahlen: Die Branche sammelte 2013 auf diese Weise rund 25 Milliarden Euro ein – ein Plus von über 14 Prozent.

Nicht übertreiben

Eine Alternative zur Privatversicherung gibt es laut Mathematiker Kleinlein mit der deutschen Rentenversicherung: „Wer früher als zum gesetzlichen Rentenbeginn in Rente geht, muss Abschläge in Kauf nehmen. Von diesen aber kann man sich freikaufen.“ Zu diesem Zweck überweisen Frührentner dem Staat ein paar Tausend Euro, im Gegenzug gibt es ein paar Rentenpunkte mehr. „Die staatliche Rente, die man je 10 000 investierten Euro herausbekommt, ist höher als bei einem privaten Versicherer“, sagt Kleinlein.

Wer lieber eine Lebensversicherung abschließt, darf sich keine zu hohe finanzielle Last aufbürden, das beweisen Tausende Kündiger jedes Jahr. Denn kaum ein Kunde hält bis zum Ende der Vertragslaufzeit durch – allein 2013 wurden 3,32 Prozent der Verträge gekündigt.

Doch wer kündigt, verliert Geld. Versicherte erhalten zwar einen Rückkaufswert, doch der liegt gerade anfangs weit unter den eingezahlten Beiträgen. Kunden bekommen dann knapp die Hälfte ihres bereits angesparten Guthabens nach Abzug von Kosten zurück. Beinhaltet der Vertrag zudem einen Risikoschutz, wie eine hohe Zahlung im Todesfall, können die Verluste allerdings dramatischer sein.

Vielen Deutschen droht die Altersarmut
Die Ergebnisse einer neuen Studie besorgniserregend. Es droht eine riesige Versorgungslücke und vielen Bürgern eine akute Altersarmut. Den künftigen Rentnern ist dies zwar durchaus bewusst, allerdings tun sie kaum etwas dagegen. Im Gegenteil: Mehr als ein Viertel der Befragten gab an, die Altersvorsorge komplett zu ignorieren. Das zeigt die Studie „Altersvorsorgereport: Deutschland 2014“ der Sparda-Bank in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Jens Kleine vom Research Center for Financial Services der Steinbeis-Hochschule. Sie gibt einen umfassenden Überblick zum deutschen Altersvorsorgemarkt vorgelegt. Quelle: IMAGO
Das private Vorsorgeverhalten lässt in Deutschland zu wünschen übrig. Die Mehrheit der Bürger will den gegenwärtigen Lebensstandard nicht für die Altersvorsorge einschränken. Dadurch entsteht laut den Berechnungen der Experten eine Versorgungslücke von mehr als 27.000 Euro. Neben einer möglichen Altersarmut des Einzelnen droht in der Gesellschaft ein Generationenkonflikt beim Streit um die Höhe der staatlichen Rente. Quelle: IMAGO
Verantwortlich für die Versorgungslücke sind neben dem Lebensstandard zu geringe finanzielle Möglichkeiten. Rund 75 Prozent der Deutschen fehlt schlichtweg das Geld, um privat vorzusorgen. Besonders betroffen sind dabei die Arbeiter. In dieser Berufsgruppe verfügen nur 19 Prozent über ausreichende finanzielle Spielräume für die private Altersvorsorge. Quelle: IMAGO
Diese Vorsorgeproblematik hat zur Folge, dass die ohnehin schon in der Gesellschaft bestehende Schere zwischen Arm und Reich im Alter noch größer wird. Menschen mit ausreichender Kapitalausstattung sind nämlich in der Lage zusätzlich 325 Euro in die private Altersvorsorge zu stecken. „Das soziale Ungleichgewicht wird sich im Alter weiter verschärfen. Nur ein kleiner Teil der Bevölkerung wird im Alter gut leben können, wohingegen ein wesentlich größerer Teil mit Einschränkungen oder gar Altersarmut zu kämpfen haben wird“, so Heinz Wings, Vorstandsvorsitzender der Sparda-Bank Hamburg. Quelle: IMAGO
Trotz dieser möglichen Scherenbildung herrscht insgesamt nur geringes Interesse für Altersvorsorge-Themen. Viele haken das Thema komplett ab – und das obwohl 82 Prozent der Befragten bewusst ist, dass eine rechtzeitige private Altersvorsorge notwendig ist, wenn der bestehende Lebensstandard im Alter fortgesetzt werden soll. Quelle: IMAGO
Neben dem Desinteresse spiegelte sich bei den Befragten auch Unkenntnis wider. Die Studie ergab, dass rund 73 Prozent der Bürger zwar von zu niedrigen Rentenansprüchen ausgeht, allerdings kennen auch weniger als die Hälfte deren tatsächliche Höhe. 50 Prozent der Deutschen hat zudem Angst im Alter vom Existenzminimum leben zu müssen. Vor allem junge Menschen treibt diese Angst um – was Wings zufolge ein gutes Ergebnis ist: „Dass die jungen Menschen die Bedeutung der Altersvorsorge erkannt haben, ist ein äußerst positives Zeichen. Sie haben jedenfalls vom Alter her noch Möglichkeiten, um ausreichend vorzusorgen.“ Quelle: IMAGO
Die Versorgungslücke von 27.000 Euro ergibt sich durch die Berechnung des durchschnittlichen Sparverhaltens. So wollen die Befragten bei Renteneintritt circa 96.000 Euro angespart haben. Doch hierfür legen die Bürger in einem Zeitraum von 21 Jahren im Monat lediglich 179 Euro im Monat zur Seite. Die Experten der Studie haben außerdem mit einem recht hohen Zinssatz von vier Prozent gerechnet. Alles zusammengerechnet – die Sparquote und der durchschnittliche Zinssatz – ergeben statt der anvisierten 96.000 nur 69.000 Euro. Quelle: IMAGO

Die Kündigung hat weitere Nachteile: Der Versicherer kürzt das angesparte Guthaben um Stornokosten, zudem fallen Schlussüberschüsse weg, die erst am Ende gezahlt würden. Je nach bisheriger Laufzeit sind Steuervorteile in Gefahr. „Statt zu kündigen, wäre es dann sinnvoller, die Police beitragsfrei zu stellen“, rät der Stuttgarter Versicherungsberater Karsten George.

Wer seine Police beitragsfrei stellt, lässt das Geld bei der Versicherung, zahlt aber keine Beiträge mehr ein. Gut ist das etwa für kurzfristig klamme Menschen, die nicht an das Geld müssen. Pferdefuß: „Lebensversicherungen lassen sich erst dann beitragsfrei stellen, wenn sie eine bestimmte Versicherungssumme oder Mindestrente erreicht haben“, sagt George. Wann der Wert erreicht ist, steht im Vertrag.

Fall 4: Viele Verträge, viele Probleme

Schon eine Lebensversicherung kann also Probleme machen. Barbara Reinfeld* aus Hamburg hat den Schwierigkeitsgrad glatt vervierfacht. Schuld, so die selbstständige Psychotherapeutin, seien Ratschläge eines Finanzberaters, dem sie 2005 ihre Altersvorsorge anvertraute. „Eigentlich wollte ich mein Geld im Versorgungswerk der Psychotherapeuten anlegen, schließlich hatte ich nur eine geringe gesetzliche Rente zu erwarten“, sagt die Mitte 50-Jährige, „leider habe ich mich anders entschieden.“

Sie ließ eine damals bereits laufende Kapitallebensversicherung der „neue leben“ beitragsfrei stellen, weil ihr Finanzberater mehr Rendite versprach mit Policen, die in Fonds investieren. Als Ersatz für die Police der „neue leben“ schloss sie drei weitere Lebensversicherungen ab. Nur bei einer davon, der Police der Helvetia Versicherung, läuft es wie versprochen: Die Beiträge verzinsen sich positiv. Bei den beiden anderen fondsgebundenen Versicherungen – eine von der liechtensteinischen Vienna Life, eine andere von der britischen Friends for Provident – hat sie dagegen Geld verloren. Nun überlegt die Therapeutin juristisch gegen Vienna Life vorzugehen, weil es Streit um die Höhe des Guthabens gibt. Da ihre Rechtsschutzversicherung für einen Prozess nicht aufkommen will, müsste sie dafür etwa 6000 Euro aus eigener Tasche zahlen. Kein Wunder, dass sie noch zögert.

Nicht alles muss bleiben

Bereits entschieden hat sie sich dagegen bei Friends for Provident: Sie stellte die Police beitragsfrei. Zu schwach war ihr die Performance der Fonds, in die Beiträge flossen. Wer wie Reinfeld mehrere Policen hat, sollte schauen, wie hoch der jeweilige Garantiezins ist. Sinnvoll könnte es sein, sich von Policen mit niedrigerem Zins zu trennen, wenn gleichzeitig der Anbieter auch noch kapitalschwach sein sollte. Oben auf der Streichliste stehen zudem Fondspolicen, die keine Garantie bieten.

Tipps: Die richtige Police finden

Bei Rentenversicherungen kommt es zudem auf die Sterbetafeln an. Damit berechnen Versicherer die Höhe ihres Risikos: Je älter Kunden werden, desto länger fließt Rente. Die Sterbetafeln werden daher regelmäßig an die steigende Lebenserwartung angepasst. „Versicherer kalkulieren für Neugeborene inzwischen mit einer Lebenserwartung von 105 Jahren“, sagt Kleinlein. Fazit: Je älter die Sterbetafel, die alten Verträgen zugrunde liegt, desto eher lohnt es sich, weiter zu sparen, weil die Rente vergleichsweise hoch ist. Bei neueren Policen, bei denen Versicherer mit sehr hoher Lebenserwartung kalkulieren, fallen Renten niedriger aus. Solche Policen beitragsfrei zu stellen oder zu kündigen schmerzt daher weniger.

Früher hatten Kündiger einen Puffer: Kunden, die ihre Police aufgaben, mussten seit 2008 zur Hälfte an den Bewertungsreserven beteiligt werden. Die entstehen, wenn Kursgewinne in den Büchern stehen, zugehörige Papiere aber noch nicht verkauft wurden. Je stärker die Zinsen sanken, desto höher stiegen vor allem die Kurse alter Anleihen mit hohen Kupons. Versicherer mussten Milliarden ausschütten.

Doch im Sommer hat der Bundestag die Regel aufgeweicht. Anleger, deren Vertrag künftig ausläuft oder die ihn kündigen, erhalten nicht mehr zwangsläufig die Hälfte an Reserven von festverzinslichen Wertpapieren. Wenn die BaFin feststellt, dass ein Versicherer Grenzwerte erreicht hat, bei denen die an Kunden insgesamt zugesagten Leistungen gefährdet sind, darf der Versicherer keine Reserven auf Festzinspapiere mehr ausschütten, die durchschnittlich 89 Prozent der Anlagen ausmachen.

Bei vielen ist es schon eng. Besonders betroffen sieht Kleinlein Kunden, deren Vertrag in den kommenden zwei Jahren ausläuft. Wegen der Niedrigzinsphase „müssen sie damit rechnen, dass die Auszahlung um fünf bis zehn Prozent geringer ausfällt“, sagt er. Viele Versicherer haben ihren Kunden für 2014 aber bereits eine Beteiligung an den Reserven zugesagt. Diese Zusagen sind von der Reform nicht betroffen. Läuft also eine Police 2014 aus oder kündigt der Versicherte bis spätestens Ende November seinen Vertrag, bleibt der zugesagte Teil der Reserven erhalten. Anleger, die ohnehin vorhaben, zu kündigen, sollten prüfen, ob ihnen noch eine Beteiligung zusteht.

Wann lohnt Widerruf?

Einen Joker könnten Kunden in der Hand haben, die ihren Vertrag zwischen 1994 und 2007 abgeschlossen haben. Der Bundesgerichtshof hat entschieden, dass Verbraucher mit Kapitallebens- und Rentenversicherungen ein unbefristetes Widerspruchsrecht haben, falls sie nicht ordnungsgemäß über ihr Recht auf Widerruf belehrt worden sind (IV ZR 76/11). Lag bei Abschluss keine oder nur eine fehlerhafte Widerspruchsbelehrung vor, können Kunden ihrem Vertrag heute noch widersprechen und gezahlte Prämien zurückfordern. Die Summe, um die es geht, ist groß: Experten gehen für die Lebensversicherungsbranche von einem Volumen von bis zu 400 Milliarden Euro aus. Der Widerruf lohnt aber nicht immer, denn der Versicherer darf Kosten für den über Jahre gewährten Versicherungsschutz gegenrechnen.

Für solche und alle anderen Fälle gilt eine Binse: Anleger sollten ihren Vertrag lesen. Er regelt nicht nur die Chance auf Widerspruch, sondern auch ob und wie man ihn etwa nach einer beitragsfreien Phase reaktivieren kann. Auch sollten Sparer ihren Versicherer fragen, ob bei einer beitragsfreien Zeit der Todesfallschutz eingeschränkt wird und wie man ihn aufrechterhalten kann. Berater George geht davon aus, dass sich Policen bis zu 24 Monate beitragsfrei stellen und dann zu alten Konditionen weiterführen lassen. So kann es von Vorteil sein, Zahlungen einzufrieren, statt zu kündigen. Haken: Nach sechs bis zwölf Monaten verlangt der Versicherer meist eine neue Gesundheitsprüfung, die für Berufsunfähigkeitsschutz und Todesfallleistungen gilt. Lösung: Bei vielen Policen können die Versicherten nur noch den Beitrag für den Risikoschutz (rund 20 Prozent der vollen Prämie) zahlen.

Fall 5: Bei Ausstieg Schutz erhalten

Mit diesen Problemen musste sich Andreas Endl, 35, aus Neumarkt in der Oberpfalz, herumschlagen. 2007 nach seinem BWL-Studium in Bayreuth schloss er eine Rürup-Rente der Heidelberger Leben ab. Er wollte sich als Steuerberater selbstständig machen. Sein Plan als Freiberufler zerschlug sich jedoch, stattdessen nahm er einen gut bezahlten Job als angestellter Controller an. Die auf Selbstständige zugeschnittene Basisrente, die ihm sein Finanzberater wegen der Steuervorteile schmackhaft gemacht hatte, passte nicht mehr zur Lebenssituation. „Eigentlich wollte ich die Police kündigen, was bei einer Basisrente aber nicht möglich ist“, sagt Endl. Ihm blieb daher nur, die Rürup-Rente beitragsfrei zu stellen. Nachteil: Die Beiträge für den Berufsunfähigkeitsschutz waren verloren. Auf diesen Baustein wollte er nicht verzichten, schließlich ist er verheiratet und hat ein Kind. Der Vermittler, der ihm die Police der Heidelberger Leben verkauft hatte, bot Endl jedoch keine Alternative zum Berufsunfähigkeitsschutz. Die Lösung: Ein unabhängiger Versicherungsberater verschaffte ihm eine kostengünstige neue Berufsunfähigkeitsversicherung eines anderen Anbieters. Das war für ihn deutlich günstiger, als weiter an Rürup festzuhalten.

Sparmöglichkeiten

Wer Geld benötigt, aber nicht kündigen will, kann außerdem ein Policendarlehen aufnehmen. Der Versicherer zahlt einen Kredit aus, die Lebensversicherung dient als Sicherheit. Das Darlehen ist aber maximal nur so hoch, wie der meist mickrige Rückkaufswert der Police. Und „die Zinsen für ein Policendarlehen sind vergleichsweise hoch“, sagt Kleinlein. Wer seine Police beleiht, behält aber den Todesfallschutz.

Um Prämien zu verringern, kann der Kunde die Versicherungssumme herabsetzen, Anspruch darauf gibt es laut Kleinlein aber nicht. Der Kunde zahlt dann weniger Beitrag, bekommt aber später eine kleinere Rente. Bei manchen Versicherern können Kunden den Beitrag später auf das alte Niveau aufstocken, ohne dass dies wie ein neuer Abschluss gewertet wird. Falls doch, könnte eine neue Gesundheitsprüfung anfallen. Wer Vorerkrankungen hat, guckt in die Röhre. Betroffene sollten nachhaken –, auch ob erneut Abschlusskosten anfallen.

Als Alternative können Zweifler ihre Police verkaufen. Seriöse Aufkäufer, beispielsweise Cash Life oder Policen Direkt, kaufen in der Regel nur Verträge renditestarker Anbieter an. Im Einzelfall können Versicherte bei einem Verkauf aber mehr Geld herausholen als mit einer Kündigung.

Wer hingegen unbedingt noch eine Versicherung abschließen will, der sollte sich beeilen und tatsächlich zu 1,75 Prozent unterschreiben – bei einem kapitalstarken Anbieter. Dass gerade jetzt die Versicherungsvertreter noch einmal zu Hochform auflaufen, hat aber nicht nur mit dem bald sinkenden Garantiezins zu tun. 2015 sollen die Versicherer nämlich auch die Provisionen der Verkäufer eindampfen. In der Ebbe liegen eben alle Schiffe auf Grund.

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