
Gesunde Zähne sind schön, kosten aber oft viel Geld. Wenn der Zahnarzt Hand anlegen muss, gehen die Kosten schnell in die Tausende – und das kann vor allem für gesetzlich Versicherte zum Problem werden. Muss ein Zahn ersetzt werden, zahlen die gesetzlichen Krankenversicherungen nur einen pauschal festgelegten Zuschuss.
Normalerweise liegt dieser bei etwa der Hälfte der günstigsten Lösung. Die restlichen Kosten muss der Patient selbst übernehmen. Will er außerdem statt einer einfachen Metallkrone eine schönere aus Keramik haben, wird es für ihn noch teurer – denn der Zuschuss der Kasse bleibt trotz der höheren Kosten gleich. Zahnbehandlungen wie das Füllen von Karies-Löchern sind für die Patienten kostenlos, solange sie das günstigste Füllmaterial wählen. Extrawünsche dagegen müssen wiederum aus der eigenen Tasche bezahlt werden.
Viele Kassenpatienten schließen deshalb zusätzliche private Zahnversicherungen ab, die hohe Ausgaben abfedern sollen. Solche Zahnzusatzversicherungen beteiligen sich an den Kosten, die Krankenkassen nicht übernehmen. Ein kleiner Eigenanteil bleibt allerdings immer übrig: Insgesamt werden von beiden Versicherungen zusammen maximal 80 bis 90 Prozent der Kosten ersetzt. Dennoch wächst die Zahl der Zusatzversicherungen stetig: Fast 15 Millionen solcher Verträge gab es im Jahr 2015 und damit rund eine halbe Million mehr als noch im Vorjahr.
Fast unüberschaubar für den Laien ist die Zahl der Behandlungsmöglichkeiten: ob Amalgamfüllung, Zement oder Fissurenversiegelung, ob Inlay, Implantat oder Knochenaufbau. Entsprechend unterschiedlich ist auch das Kleingedruckte in den Verträgen der Zusatzversicherungen: „Es gibt ein sehr breites Spektrum bei den Leistungen“, sagt Philipp Opfermann, Versicherungsexperte der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.
Eine vernünftige Kosten-Nutzen-Prüfung sollte deshalb der erste Schritt sein. Wer eine Zusatzversicherung abschließen will, sollte nicht nur auf niedrige Beiträge achten, raten Verbraucherschützer. Denn während einige Gesellschaften einen umfangreichen Leistungskatalog bieten, „springen manche günstige Tarife nur ein, wenn ein Zahn aufgrund eines Unfalls ersetzt werden muss – was tatsächlich nur selten passiert“. Auch Jens Trittmacher vom Bund der Versicherten warnt vor zu billigen Tarifen, weil sie „nur einen Bruchteil der tatsächlich anfallenden Kosten übernehmen. Der Verbraucher muss weiterhin einen hohen Eigenanteil tragen und zwar zusätzlich zu der gezahlten Prämie“.
Dennoch lohnt der Abschluss einer Zahnzusatzversicherung in vielen Fällen, heißt es bei der Stiftung Warentest: „Zahnzusatzversicherungen sind sinnvoll für Kassenpatienten, die die zusätzlichen Kosten für teuren Zahnersatz wie Kronen oder Brücken in höherwertiger Ausführung oder für Implantate nicht alleine tragen wollen.“ Denn die Kosten für Zahnersatz per Implantat könnten schnell einige Tausend Euro betragen, von denen die Krankenkasse regulär nur etwas mehr als ein Zehntel übernehme.
Richtiges Timing ist wichtig
Allerdings: Für eine optimale Ausnutzung der Tarife ist auch der richtige Zeitpunkt für den Abschluss entscheidend. Viele Kassenpatienten warten zu lange, bis sie sich entscheiden, sagt Philipp Opfermann. „Oft lassen sich Verbraucher bei uns beraten, weil ihr Zahnarzt ihnen gesagt hat, dass bei ihren Zähnen bald eine größere Behandlung ansteht. Aber dann ist es zu spät für einen Vertragsabschluss: Die Diagnose ist schon gestellt und ein Versicherungsschutz hierfür in der Regel nicht mehr zu bekommen.“ Denn für Schäden, die der Zahnarzt bereits vor Vertragsabschluss in seinen Unterlagen vermerkt hat, kommt die Versicherung in der Regel nicht auf. Meist gilt aus diesem Grund auch eine Frist von acht Monaten nach Vertragsschluss, in denen die Versicherten noch keine Ansprüche geltend machen können.
Ab einem Alter von etwa Ende 30 oder Anfang 40 sollten sich Kassenpatienten Gedanken darüber machen, ob sie eine Zahnzusatzversicherung abschließen wollen, rät die Stiftung Warentest. „Denn statistisch gesehen wird Zahnersatz ab dann häufiger nötig.“ Ein früher Abschluss im jugendlichen Alter sei dagegen meist nicht nötig, weil die Versicherten dann viele Jahre Beiträge zahlten, ohne Leistungen in Anspruch zu nehmen.
Das Angebot an Zahnzusatzversicherungen ist riesig. Eine Studie des Ratinghauses Franke und Bornberg hat für das Handelsblatt 37 Tarife untersucht. Verglichen wurden die Leistungen für Zahnersatz und Zahnbehandlungen sowie die Beitragshöhe. Dabei wurde der Bereich Zahnersatz deutlich stärker gewichtet, weil hier auch die Kosten weitaus höher steigen können – etwa für Kronen, Brücken und Implantate. „Wer dagegen verstärkt an der Kostenübernahme für Zahnbehandlung interessiert ist, sollte einen Tarif mit der Bewertung FFF in diesem Bereich bevorzugen“, sagt Christian Monke, Bereichsleiter Analyse von Franke und Bornberg.
Für die Studie legten die Statistiker einen Musterfall mit einem Eintrittsalter von 30 Jahren zugrunde. Um die Tarife besser vergleichbar zu machen, berechneten sie die Gesamtbeiträge über eine Laufzeit von 50 Jahren. Am besten schnitten dabei die Produkte „CEZP-U“ der Continentale Krankenversicherung, die Hallesche Krankenversicherung sowie die „uni-dent Privat“ der Universa ab.
Mit Gesamtkosten von etwa 14.600 Euro in 50 Jahren zählte der Testsieger Continentale zudem zu den günstigsten Tarifen und kostete nur etwa halb so viel wie die teuersten untersuchten Angebote. Die schlechteste Note „ausreichend“ erhielten dagegen drei Tarife: die VGH Krankenversicherung, die DFV Deutsche Familienversicherung und die Domura AG (DFV). Vor allem die VGH kam im Bereich Zahnersatz nur auf die Hälfte der möglichen Punkte.
Tipp der Experten:
Auch wer schon eine Zahnversicherung hat, sollte seinen Vertrag gelegentlich überprüfen. Bestehende Verträge lassen sich bis drei Monate vor Ende jedes Versicherungsjahres kündigen.
Übersicht – Zahnzusatzpolicen im Test
Krankenzusatzversicherungen für den dentalen Bereich | ||||
Versicherung | Tarif | Beitrag 30-Jähriger aktuell | Beitragszahlungen über 50 Jahre gesamt | Gesamtnote |
Continentale Krankenversicherung a.G | CEZP-U | 24 € | 14.592 € | sehr gut |
Hallesche Krankenversicherung a.G. | dentZE.90, dentZB.100 | 12 € | 16.218 € | sehr gut |
uniVersa Krankenversicherung a.G. | uni-dent|Privat | 15 € | 17.161 € | sehr gut |
Alte Oldenburger Krankenversicherung AG | ZE80, ZB90 | 31 € | 18.858 € | sehr gut |
DKV Deutsche Krankenversicherung AG | KDT85, KDBE | 24 € | 21.195 € | sehr gut |
ARAG Krankenversicherungs-AG | Z100 | 36 € | 21.396 € | sehr gut |
SIGNAL Krankenversicherung a.G. | ZahnTOP | 15 € | 21.786 € | sehr gut |
Inter Krankenversicherung AG | Z80, Zpro | 17 € | 16.267 € | sehr gut |
Envivas Krankenversicherung AG | Zahn 90 | 33 € | 20.064 € | sehr gut |
Debeka Krankenversicherungsverein a.G. | EZ70plus | 24 € | 14.676 € | gut |
Allianz Private Krankenversicherungs-AG | DentalBest (DB02) | 22 € | 22.072 € | gut |
Stuttgarter Versicherung AG | ZahnPremium Z4 | 22 € | 23.358 € | gut |
die Bayerische | Zahn Komfort | 22 € | 23.710 € | gut |
Axa Krankenversicherung AG | Dent Premium-U | 28 € | 23.934 € | gut |
Ergo Direkt Versicherungen | ZBB, ZAB, ZAE, ZBE | 21 € | 23.976 € | gut |
HUK Coburg Krankenversicherung AG | ZZ PremiumPlus | 24 € | 14.520 € | gut |
Pax Familienfürsorge Krankenversicherung AG | ZZ PremiumPlus | 25 € | 15.240 € | gut |
HanseMerkur Krankenversicherung AG | EZ, EZP, EZT | 30 € | 17.916 € | gut |
LVM Krankenversicherung AG | Dental-Plus | 30 € | 18.078 € | gut |
Landeskrankenhilfe V.V.a.G. | Z 50E | 19 € | 11.646 € | gut |
Janitos Versicherung AG | JA dental max | 24 € | 24.806 € | gut |
Gothaer Krankenversicherung AG | MediProphy, MediZPremium | 23 € | 25.085 € | gut |
Central Krankenversicherung AG | Plan1 | 40 € | 23.886 € | gut |
Advigon Versicherung AG | privat ambulant zahnersatz ideal (AZE4), zahngesundheit spezial (AZB2) | 29 € | 27.997 € | gut |
Nürnberger Krankenversicherung AG | ZV, ZEP80 | 19 € | 23.130 € | gut |
WGV-Versicherung AG | Optimal | 18 € | 23.823 € | gut |
Württembergische Krankenversicherung AG | ZahnPremium (ZE90), ZahnbehandlungPlus (ZBE) | 26 € | 27.623 € | gut |
Concordia Krankenversicherungs-AG | ZT, ZB | 25 € | 23.351 € | gut |
Münchener Verein Krankenversicherung a.G. | Deutsche ZahnVersicherung Premium (T 571, 572, 573, 574) | 24 € | 28.203 € | befriedigend |
Barmenia Krankenversicherung a.G. | ZGu+ | 19 € | 24.459 € | befriedigend |
Süddeutsche Krankenversicherung a.G. | ZG70, ZGB | 39 € | 23.502 € | befriedigend |
DEVK Krankenversicherungs-AG | ET-G Plus, Z-G5, IT-G, D-G2 | 53 € | 31.878 € | befriedigend |
Bayerische Beamtenkrankenkasse AG | ZahnPRIVAT Premium | 27 € | 30.596 € | befriedigend |
UKV - Union Krankenversicherung AG | ZahnPRIVAT Premium | 27 € | 30.596 € | befriedigend |
R+V Krankenversicherung AG | Zahn premium (Z1U), ZV | 48 € | 28.920 € | befriedigend |
DFV Deusche Familienversicherung AG | Zahnschutz Exklusiv | 24 € | 30.768 € | ausreichend |
Domura AG (DFV) | pro care ZahnSchutz Exklusiv | 24 € | 30.768 € | ausreichend |
VGH Krankenversicherung | ZE50u, ZB90 | 32 € | 19.230 € | ausreichend |