Wall Street Gedämpfte Stimmung an den US-Börsen – Vor allem Technologiewerte stehen unter Druck

Gefragt waren Titel von Beyond Meat. Das Unternehmen beliefert in einem Pilotprojekt die Schnellrestaurant-Kette KFC mit pflanzenbasierten „Hühnchen“.

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Anleger suchen ihr Heil in „sicheren Häfen“. Quelle: Reuters

Nach der Rekordjagd an der Wall Street bleiben US-Anleger am Mittwoch in der Defensive. Mit Spannung warteten Investoren auf die für den Abend (MEZ) erwarteten Sitzungsprotokolle der letzten Sitzung der Notenbank Fed. Sie erhoffen sich davon Signale für Zeitpunkt und Tempo der erwarteten Zinserhöhungen in den USA.

Unter Druck gerieten erneut vor allem Technologiewerte. „Da die Zinsen dieses Jahr voraussichtlich steigen, besteht die Wahrscheinlichkeit, dass der Druck auf Tech-Aktien zunimmt“, sagte Sam Stovall, Chef-Investmentstratege beim Researchhaus CFRA in New York. Anleger würden sich eher von Wachstumstiteln abwenden und sich für Aktien von etablierten Firmen entscheiden.

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte fiel zum Börsenstart um 0,2 Prozent auf 36.722 Punkte, nachdem er am Dienstag auf ein Rekordhoch von 36.934 Zähler geklettert war. Der Index der Technologiebörse Nasdaq gab ein halbes Prozent auf 15.547 Punkte nach. Der breiter gefasste Index S&P 500 lag 0,1 Prozent im Minus bei 4787 Zählern. Die Analysten der Citigroup trauen dem S&P-Index zu, bis zum Ende des Jahres auf 5100 Punkte zu steigen.

Technologie-Schwergewichte wie der Google-Konzern Alphabet und die Facebook-Mutterfirma Meta gaben je knapp ein Prozent nach. Microsoft verloren zwei Prozent. Titel von AT&T stiegen um 1,7 Prozent. Der Telekommunikations-Anbieter gewann im vierten Quartal rund 880.000 neue Kunden.

Um gut fünf Prozent nach oben ging es für die Aktien von Beyond Meat. Der Anbieter von Fleischersatzprodukten beliefert in einem Pilotprojekt die Schnellrestaurant-Kette KFC, die zum Konzern Yum Brands gehört, mit pflanzenbasierten „Hühnchen“. Verlaufe der Testlauf positiv, könnte Beyond Meat zehn Prozent des Umsatzes mit KFC machen, prognostizieren die Analysten des Brokerhauses BTIG.

Analysten der Citigroup trauen dem Auswahlindex S&P 500 in diesem Jahr weitere Zuwächse zu. Sie gehen davon aus, dass der Index erstmals die Marke von 5000 Punkten durchbricht und am Jahresende bei 5100 Zählern liegen wird. Im Oktober hatten sie noch 4900 Punkte für Ende 2022 vorausgesagt. Am Dienstag schloss das Börsenbarometer bei 4793 Punkten. 2021 hatte der S&P 500 rund 27 Prozent zugelegt.

Als Grund für die 2022 erwarteten Zuwächse nannten die Experten in ihrem am Mittwoch veröffentlichten Researchbericht starke Finanzergebnisse von Unternehmen. Die Firmen im S&P 500 hatten bereits im vergangenen Jahr die Erwartungen von Analysten übertroffen. „Die bevorstehenden Quartalsberichtssaison und die Prognosen der Unternehmen für 2022 dürften trotz der Corona-Pandemie und Problemen in den weltweiten Lieferkette die Basis für weiteres Wachstum bilden“, zeigte sich Citigroup-Analyst Scott Chronert überzeugt.

Die US-Privatwirtschaft hat im Dezember vor der Ausbreitung der Omikron-Variante des Coronavirus mehr als doppelt so viele Stellen geschaffen wie erwartet. Unter dem Strich habe es 807.000 neue Jobs gegeben, wie aus der am Mittwoch veröffentlichten Umfrage des Personaldienstleisters ADP hervorgeht. Das ist das größte Plus seit Mai 2021.

„Der Arbeitsmarkt hat sich im Dezember gefestigt, da die Auswirkungen der Delta-Variante abklangen und die Folgen von Omikron noch nicht zu sehen waren“, sagte ADP-Chefvolkswirtin Nela Richardson. Besonders die großen Firmen stockten ihre Belegschaft auf: Knapp die Hälfte des Stellenzuwachses am Jahresende geht auf deren Konto. In allen Branchen wurde vermehrt eingestellt, von der Industrie über den Bau bis hin zu Dienstleistern wie Hotels und Restaurants. „Der Beschäftigungszuwachs war breit gefächert“, sagte Richardson.

Für den am Freitag anstehenden offiziellen Arbeitsmarktbericht der US-Regierung für Dezember erwarten von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Experten einen Anstieg der Stellenzahl außerhalb der Landwirtschaft um 400.000, nach einem Plus von 210.000 im November. 

Weitere Einzelwerte im Fokus

Pfizer: Die Aktien des Arzneimittelherstellers stiegen um 2,8 Prozent, nachdem die Bank of America die Aktie von „neutral“ auf „kaufen“ hochgestuft hatte. Die Heraufstufung basiert auf Faktoren wie der Markteinführung der oralen Covid-19-Pille Paxlovid sowie bedeutenden Investitionen in die Pipeline. Darüber hinaus unterzeichnete Pfizer eine neue Kooperationsvereinbarung mit dem deutschen Partner Biontech zur Entwicklung eines MRNA-basierten Gürtelrose-Impfstoffs. Biontech-Papiere stiegen um 1,5 Prozent.

Nikola: Das Logistikunternehmen USA Truck will zehn Elektro-LKWs von Nikola kaufen. Aus diesem Grund legt die Aktie um sechs Prozent zu. Unabhängig davon hat Nikola eine Patentklage in Höhe von zwei Milliarden Dollar gegen Tesla fallen gelassen. Der Elektroautohersteller hatte Tesla im Jahr 2018 verklagt und dem Rivalen vorgeworfen, mehrere seiner Designs zu kopieren.

Sony: Das Unternehmen kündigte Pläne zur Gründung einer Abteilung für Elektrofahrzeuge an und stellte auf der Consumer Electronics Show in Las Vegas den Prototyp eines Geländewagens vor. Die Aktien stiegen um 3,5 Prozent.

Adobe: Die Aktie des Softwareherstellers rutschte um mehr als vier Prozent ab. Die Schweizer Großbank UBS hatte die Aktie von „kaufen“ auf „neutral“ herabgestuft.

Pinterest: Die Aktie der Bilder-Sharing-Website stieg um 2,3 Prozent, weil die Analysten von Piper Sandler das Papier von „neutral“ auf „übergewichten“ hochgestuft hatten. Der jüngste Ausverkauf der Aktie stelle eine gute Kaufgelegenheit dar, da sich die Nutzertrends verbessern und die mobile Nutzerbasis stabil sei.

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