Wiener Immobilienentwickler Immofinanz rutscht tief in die Verlustzone

Mit einem tiefroten Ergebnis hat der börsennotierte Wiener Immobilienentwickler Immofinanz die ersten sechs Monate seines laufenden Geschäftsjahres 2008/09 (zum 30. April) abgeschlossen. Immofinanz meldet hohe Abschreibungen vor allem in Osteuropa - nun will das Unternehmen die Banken mit einem neuen Geschäftskonzept überzeugen.

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WIEN. Den Vorsteuerverlust bezifferte das Unternehmen gestern auf 2,65 Mrd. Euro, der vor allem auf hohe Wertberichtigungen bei osteuropäischen Immobilien zurückzuführen ist. Das operative Ergebnis fiel mit 1,8 Mrd. Euro ebenfalls tiefrot aus, in der Vorjahresperiode lag der Überschuss noch bei 430 Mio. Euro. Der Aktienkurs legte dennoch um rund 20 Prozent auf 48 Cent zu.

Immofinanz, einer der größten Immobilienentwickler in Europa, ist massiv von der Finanz- und Kreditkrise betroffen. Das Unternehmen hat neue Entwicklungsprojekte mehr oder minder gestoppt und muss sein bestehendes Immobilienportfolio neu ordnen. Das seit Oktober agierende Management um den Vorstandsvorsitzenden Thomas Kleibl versucht einen Neubeginn und steckt alle drohenden Belastungen in die Halbjahresbilanz. Gleichzeitig agieren im Hintergrund noch die Staatsanwälte: Kleibls Vorgänger Karl Petrikovics wird Bilanzfälschung vorgeworfen, die Immofinanz-Aktie ist an der Wiener Börse zu einem Kleinstwert zusammengeschmolzen. Anlegerschützer sprechen von einem der größten Börsenskandale in Österreich, weil aus dem einstmals gefeierten Unternehmen eine Firma am Rande der Insolvenz geworden ist.

Der neue Vorstandschef Kleibl will die Banken mit seinem künftigen Unternehmenskonzept überzeugen. Den Löwenanteil der Immofinanz-Bankschulden in Höhe von mehr als vier Mrd. Euro halten die drei großen österreichischen Banken Erste Bank, Raiffeisen und Bank Austria. Aber auch deutsche Geldhäuser haben sich bei Immofinanz engagiert. Dazu gehören die WestLB, Helaba und die Commerzbank-Tochter Eurohypo. Immofinanz-Chef Kleibl hatte den Banken vor Weihnachten ein Verhandlungspaket vorgelegt. Zumindest aus österreichischen Bankenkreisen verlautete dazu, dass die Geldhäuser das Paket "wohlwollend" prüfen wollten. In Österreich wird es für wenig wahrscheinlich gehalten, dass die großen Geschäftsbanken die Immofinanz-Gruppe in die Insolvenz rutschen lassen. "Die Folgen für den Immobilienmarkt in Österreich und Osteuropa wären unabsehbar", sagte Gernot Jany, Immobilien-Analyst bei der Ersten Bank in Wien. Die Gruppe sei so groß geworden, dass man sie wahrscheinlich nicht fallen lassen werde.

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